Witasek, Johanna (1865–1910), Botanikerin und Lehrerin

Witasek Johanna, Botanikerin und Lehrerin. Geb. Wien, 13. 7. 1865; gest. bei Enzesfeld (NÖ), 5. 7. 1910 (Suizid; begraben: Wr. Zentralfriedhof); röm.-kath. Tochter des Südbahn-Ing. Wenzel W. (gest. Graz, Stmk., 13. 1. 1902) und der Emma W., geb. Čzeh (gest. Wien, 1. 6. 1867), Halbschwester von →Stephan W. – Nach dem Besuch der Bürgerschule absolv. W. die Lehrerbildungsanstalt in Wien und erwarb 1889 die Lehrbefähigung für Bürgerschulen der 2. (Naturgeschichte, Physik, Mathematik) sowie 1891 jene der 3. Fachgruppe (Mathematik, Freihand- und geometr. Zeichnen). Ab 1885 im Schuldienst, unterrichtete sie an verschiedenen Volks- und Bürgerschulen in Wien, ab September 1891 bis zu ihrem Tod an der Mädchenbürgerschule in Wien 3. Zudem inskribierte sie mit Unterbrechungen 1897/98–1902/03 als ao. Hörerin an der Univ. Wien und besuchte naturwiss. Vorlesungen. Von dem Botaniker →Karl Fritsch angeregt, war W. ab 1898 am Botan. Inst. der Univ. Wien privat forschend tätig. Mit ihrer ersten Publ. „Die Arten der Gattung Callianthemum“ (in: Verhh. der k. k. zoolog.-botan. Ges. 49, 1899) legte sie eine gründl. geograph.-morpholog. Untersuchung dieser Gruppe der Hahnenfußgewächse vor, später beschäftigte sie sich eingehend mit schwierigen Formenkreisen der Glockenblumen und verf. dazu, neben einigen kleineren Arbeiten, wie „Bemerkungen zur Nomenclatur der Campanula Hostii Baumgarten“ (ebd. 51, 1901), 1902 ihr Hauptwerk „Ein Beitrag zur Kenntnis der Gattung Campanula“. I. d. F. zunächst mit Pantoffelblumengewächsen (Gattung Calceolaria) befasst, bearb. sie danach schwerpunktmäßig die Nachtschattengewächse (Solanaceae), die durch den Botaniker Karl Rechinger von den Samoainseln, aus Java und Sumatra sowie durch →Richard Ritter Wettstein v. Westerheim aus Südbrasilien nach Wien gelangt waren. Mit „Die von Prof. Dr. V. Schiffner in den Jahren 1893 und 1894 auf Java und Sumatra gesammelten Solanaceen“ wurde posthum noch ein wiedergefundenes Ms. veröff. (in: Österr. botan. Z. 80, 1931). W.s Herbarium gelangte als Schenkung der Familie 1911 an das Botan. Inst. der Univ. Wien. Ab 1899 war sie Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien. Nach ihr wurde 1906 eine Glockenblume Campanula witasekiana und 1907 eine Pantoffelblume Calceolaria witasekiana benannt.

Weitere W.: s. Wissenschafterinnen.
L.: Illustrierte Kronen Ztg., 9., 10. 7. 1910; Stafleu; I. Dörfler, Botaniker-Adressbuch, 2. Aufl. 1902, S. 166, 3. Aufl. 1909, S. 234; Mitt. des Ver. der Lehrerinnen und Erzieherinnen in Österr., 1910, H. 4, S. 10; Österr. botan. Z. 60, 1910, S. 327, 82, 1933, S. 190; Verhh. der k.-kgl. zoolog.-botan. Ges. in Wien 61, 1911, S. (125); J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; Wissenschafterinnen in und aus Österr., ed. B. Keintzel – I. Korotin, 2002 (m. W.); A. Drescher – A. Scharfetter, in: Sauteria 18, 2009, S. 35ff. (m. B.); biografiA. Lex. österr. Frauen 3, 2016; Pfarre Wieden, UA (m. B.), beide Wien; Pfarre Enzesfeld, NÖ.
(M. Svojtka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 282f.
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