Zapf, Josef (Johann) (1847–1902), Schriftsteller und Kunsthandwerker

Zapf Josef (Johann), Schriftsteller und Kunsthandwerker. Geb. Wien, 29. 11. 1847; gest. ebd., 28. 1. 1902 (ehrenhalber gewidmetes Grab: Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn des Zeugmachergesellen Leonhard Z. und der Theresia Z., geb. Blank. – Aus ärml. Verhältnissen stammend und früh Halbwaise geworden, erlernte Z., der schon als Kind künstler. Neigungen zeigte, 1861–66 das Handwerk eines Graveurs. Nach Aufenthalten in Paris und Genf, wo er seine Ausbildung vertiefte, kehrte er 1871 nach Wien zurück und ließ sich 1872 als selbstständiger Graveurmeister nieder. 1878 wurde er zum Leiter der neu gegr. gewerbl. Fachschule für Gold-, Silber- und Juwelen-Arbeiter und Graveure bestellt und übte diese Funktion bis zu seinem Tod aus. Außerdem war er dort als Lehrender tätig. Z. war seit ihrer Gründung (1873) führend in der Genossenschaft der Graveure Wiens tätig. Darüber hinaus fungierte er als Gutachter der HGK. Zu seinen zahlreichen öff. Aufträgen zählten die Gravuren auf den Goldketten der damaligen Wr. Bgm. Angeregt durch einen Kurs im ersten Wr. Arbeiterbildungsver. in Wien-Gumpendorf, verf. er 1867 das „Lied der Arbeit“, dessen Text er anonym im Briefkasten des Ver. deponierte. Als Verf. blieb er daher zunächst unbekannt. Das Ged., von →Karl Kautsky als gesungene Kulturgeschichte bezeichnet, beschreibt in zehn Strophen die Arbeit als Motor der Kulturentwicklung der Menschheit und schlussendl. der Befreiung vom Kapitalismus. Nach der Entdeckung des Ms. von →Josef Franz Georg Scheu umgehend vertont, gelangte das Lied im August 1868 in Zobels Bierhalle in Fünfhaus durch den Chor des Arbeiterbildungsver. unter großem Zuspruch des Publikums erstmals zum Vortrag. Damit hatte Z. ein Werk geschaffen, das als Hymne der sozialdemokrat. Bewegung gilt und bis heute zum musikal. Inventar der Feierkultur der Partei gehört. Z. war i. d. F. nicht mehr aktiv an der Arbeiterbewegung beteiligt und widmete sich seiner berufl. Laufbahn. Für seine handwerkl. Arbeit wurde er mehrfach ausgez., so etwa bei der ersten allg. Arbeiter-Ind.-Ausst. 1869 mit der Silbermedaille.

L.: Die Presse, 11. 9. 1879; AZ, 29. 1. 1902, 29. 8. 1948, 27. 1. 1952; Neues Wr. Journal, 29., Illustrirtes Wr. Extrabl., 30. 1. 1902 (m. B.); Volksbote, 19. 5., Das kleine Bl., 5. 8. 1928; Th. Nötscher, Das Lied der Arbeit von J. J. Z. und seine Bedeutung, 1896; H. Giebisch, Kleines österr. Literaturlex., 1948; Die Arbeiter von Wien, ed. K. Stimmer, 1988, S. 225; Wien Geschichte Wiki (Zugriff 1. 10. 2020); Pfarre Schottenfeld, Tagbl.Archiv, Ver. für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung, alle Wien.
(Ch. Kanzler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 434f.
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