Zuckerkandl, Otto (1861–1921), Urologe und Chirurg

Zuckerkandl Otto, Urologe und Chirurg. Geb. Raab (Győr, H), 28. 12. 1861; gest. Wien, 1. 7. 1921; mos. Sohn von Leon Z. (geb. Raab, 1819; gest. Wien, 22. 1. 1899) und Eleonore Z., geb. König (geb. Raab, 1828; gest. Wien, 28. 4. 1900), Bruder von →Emil Z., →Viktor Z. und dem Wirtschaftswiss. und Prof. an der dt. Univ. Prag HR Robert Z. (geb. Raab, 3. 12. 1856; gest. Praha, Tschechoslowakei/CZ, 28. 5. 1926; mos.) sowie der Kunstsammlerin Amalie Redlich, geb. Z. (geb. Budapest, H, 18. 4. 1868; gest. Ghetto Litzmannstadt, Dt. Reich/PL, 1941, ermordet), Schwager von →Berta Z., Vater des Kapellmeisters und Musikwiss. Victor Z. (geb. Wien, 2. 7. 1896; gest. Ascona, CH, 24. 4. 1965); in 1. Ehe ab 1896 verheiratet (geschieden 1919) mit Amalie Z., geb. Schlesinger (geb. Wien, 1. 8. 1869), die 1942 in das Ghetto Izbica deportiert wurde und nicht überlebte, in 2. Ehe ab 1919 mit der Pianistin Margarete Z., geb. Gelbart (Gelbard) (geb. 12. oder 21. 3. 1887). – Nach dem Besuch des Franz-Joseph-Gymn. in Wien nahm Z. ein Med.stud. an der dortigen Univ. auf; 1886 Dr. med. 1883–86 war er als Demonstrator an der 1. anatom. Lehrkanzel bei →Karl Langer v. Edenberg tätig. Seine chirurg. Ausbildung erhielt er 1886–89 am AKH an der Klinik →Eduard Alberts und anschließend als Sekundararzt an der III. chirurg. Abt. bei →Leopold v. Dittel. 1892 zum Doz. für Chirurgie habil., wirkte er sodann als Ambulanzleiter am Mariahilfer Ambulatorium. 1902 wurde er zum Primar der chirurg. Abt. des Spitals der IKG (Rothschildspital) bestellt, die er mit einer kurzen Unterbrechung bis zu seinem Tod führte. I. d. F. baute Z., der 1904 zum ao. Prof. sowie 1912 zum w. Extraordinarius ernannt worden war, seine Abt. zu einem international renommierten urolog. Zentrum aus. Im 1. Weltkrieg gehörte er dem militärärztl. Korps an und führte zahllose chirurg. Behandlungen kriegsspezif. Verletzungen durch. 1917–18 leitete er in der Nachfolge von →Anton v. Frisch die urolog. Abt. der Wr. Allg. Poliklinik. Mit Z.s Wirken ist die weitere Etablierung der Urol. als med. Spezialfach verbunden. Schwerpunkte seiner breit angelegten Forschungen auf den Gebieten der Anatomie, Chirurgie, Urol. und Gynäkol. lagen auf den Erkrankungen der Blase, der Prostata und der Nieren. Mit dem dreibändigen, gem. mit Frisch hrsg. „Handbuch der Urologie“ (1904–06) legte er ein Standardwerk vor. Zusammen mit →Julius Tandler verf. er mehrere innovative Arbeiten zur Pathol. der Prostatahypertrophie. Z. war Mithrsg. der „Zeitschrift für urologische Chirurgie“. Darüber hinaus galt er als hervorragender Operateur, der z. B. mit der perinealen Prostatektomie neue Wege in der urolog. Operationstechnik beschritt, die er aber auch selbstkrit. überprüfte. Z. gehörte zahlreichen in- und ausländ. Fachges. an und war Ehrenmitgl. und Präs. der Dt. Ges. für Urol. sowie Gründer (1919, Präs. 1919–20) und Ehrenpräs. der Wr. Urolog. Ges. 1916 erhielt er das Ritterkeuz des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W. (s. auch Inauguration; Necker): Atlas und Grundriss der chirurg. Operationslehre, 1897; Die nervösen Erkrankungen der Blase, in: Specielle Pathol. und Therapie 19/1, ed. H. Nothnagel, 1898 (gem. m. L. v. Frankl-Hochwart); Die localen Erkrankungen der Harnblase, ebd. 19/2, ed. H. Nothnagel, 1899; Über Diagnose und Operation der primären Steine der Niere, in: Wr. med. Presse 45, 1904; Über Amputationen im Kriege, in: WKW 30, 1917; Stud. zur Anatomie und Klinik der Prostatahypertrophie, 1922 (gem. m. Tandler, Reprint 2007).
L.: NFP, 3. 7. 1921; Eisenberg 2; Fischer; Inauguration Univ. Wien 1921/22, 1921, S. 42ff. (m. W.); Lesky, s. Reg.; V. Blum, in: WMW 71, 1921, Sp. 1241ff.; H. Rubritius, in: WKW 34, 1921, S. 347f.; J. Israel u. a., in: Z. für urolog. Chirurgie 7, 1921, S. 175 (m. B.); F. Necker, ebd., S. 176ff. (m. W.); E. Deimer, Chronik der Allg. Poliklinik in Wien, 1989, s. Reg. (m. B.); M. Heindl – R. Koblizek, 125 Jahre Rothschild-Spital, 1998, S. 22f.; K. H. Tragl, Chronik der Wr. Krankenanstalten, 2007, s. Reg.; P. P. Figdor, Biographien österr. Urologen, 2007; K. Sablik, J. Tandler, 2010, S. 76ff.; Wien Geschichte Wiki (Zugriff 21. 3. 2021); UA, Wien.
(Ch. Kanzler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 593f.
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