Zugmayer, Heinrich (1841–1917), Paläontologe und Unternehmer

Zugmayer Heinrich, Paläontologe und Unternehmer. Geb. Waldegg (NÖ), 10. 5. 1841; gest. Marienbad, Böhmen (Mariánské Lázně, CZ), 25. 7. 1917 (begraben: Waldegg); röm.-kath. Enkel von →Severin Z., Sohn des Industriellen Georg Z. (geb. Wien, 29. 3. 1803; gest. Waldegg, 8. 12. 1883) und der Elisabeth Z., geb. Reinberger (geb. Wien, um 1815; gest. Waldegg, 1. 7. 1843), Bruder von Carl Z. (geb. Waldegg, 24. 10. 1839; gest. ebd., 9. 12. 1923), Vater von Erich Z. (s. u.) sowie DI und ab 1912 KR Paul Z. (geb. Wien, 22. 4. 1873; gest. ebd., 22. 10. 1945, begraben: Waldegg), der nach einem techn. Stud. in Wien in die väterl. Fa. eintrat, wo er ab 1908 als Prokurist, ab 1912 als Mitchef und später Ges. der Fa. Georg Zugmayer & Söhne fungierte; ab 1871 verheiratet mit Emilie Hermine Z., geb. Hoffmann (geb. Villach, Ktn., 20. 11. 1846; gest. Wien, 27. 9. 1926). – Nach dem Besuch des Gymn. in Wien war Z. zunächst als Buchhalter tätig. 1872 trat er als offener Ges. in die landesbefugte Metallwaren- und Eisenpflugfabrik seines Vaters in Waldegg ein. Um die Jahreswende 1883/84 übernahm er zusammen mit seinem Bruder Carl als Eigentümer die Fa., die i. d. F. in Kupferhammer und Walzwaren Georg Zugmayer & Söhne umbenannt wurde. Wiss. betätigte sich Z. als eifriger Sammler von Fossilien und erforschte seine engere Heimat, das Piestingtal und dessen Umgebung, in geolog. und paläontol. Hinsicht. Dazu legte er die wesentl. Arbeiten „Ueber bonebedartige Vorkommnisse im Dachsteinkalke des Piestingthales“ (in: Jb. der k.-kgl. geolog. Reichsanstalt 25, 1875), „Untersuchungen über rhätische Brachiopoden“ (in: Beitrr. zur Paläontol. Österr.-Ungarns und des Orients 1, 1880) und „Die Verbindung der Spiralkegel von Spirigera oxycolpos Emmr. sp.“ (ebd. 1, 1882) vor. 1875 publ. er „Ueber Petrefactenfunde aus dem Wiener Sandstein des Leopoldsberges bei Wien“ (in: Verhh. der k. k. geolog. Reichsanstalt, 1875) und bearb. 1877 gem. mit →Dionys Stur den Führer zur 4. Exkursion nach der Versmlg. der Dt. Geolog. Ges. in Wien („Die Excursion nach dem Piestingthale und der Neuen Welt“, in dem von →Franz v. Hauer und →Melchior Neumayr publ. „Führer zu den Excursionen der Deutschen Geologischen Gesellschaft nach der allgemeinen Versammlung in Wien 1877“, 1877). Seine Privatsmlg. gelangte an das Paläontolog. Inst. der Univ. Wien. Z. war u. a. ab 1866 Mitgl. des nö. Gewerbe-Ver., ab 1874 Korrespondent der geolog. Reichsanstalt in Wien und 1907 Gründungsmitgl. der geolog. Ges. in Wien; 1912 k. Rat, 1913 KR. Nach ihm wurden 1882 und 1963 zwei triass. Brachiopodengattungen Zugmayeria und Zugmayerella benannt. Sein Sohn, der Zoologe und Geograph Erich Z. (geb. Wien, 16. 5. 1879; gest. ebd., 13. 2. 1938, begraben: Waldegg; röm.-kath.), stud. nach dem Besuch des Gymn. ab 1900 in Heidelberg Zool., Geol. und Geographie; 1904 Dr. phil. Seine Diss. „Über Sinnesorgane an den Tentakeln des Genus Cardium“ erschien 1904 auch gedruckt. 1902 bereiste er Island, 1904 Vorderasien, 1906 Turkestan, Tibet und Kaschmir sowie 1911 Belutschistan und publ. darüber tw. in Buchform, wie beispielsweise „Eine Reise durch Island …“ (1903, Reprint 2019) sowie „Eine Reise durch Zentralasien im Jahre 1906“ (1908). 1908–14 leitete Erich Z. die Abt. für Fische an der Zoolog. Staatssmlg. in München, im 1. Weltkrieg diente er als Mitgl. der dt. Afghanistan-Expedition und später als Nachrichtenchef der dt. Delegation im Kaukasus. 1922–30 leitete er die Münchner Zweigstelle des Auswärtigen Amts für Außenhandel und war ab 1930 als Vertreter des dt. Wirtschaftsdiensts für Österr. wieder in Wien ansässig. Auf fachzoolog. Gebiet legte er einige Abhh. zur Ichthyol. und Herpetol., wie „Beiträge zur Herpetologie von Zentral-Asien“ (in: Zoolog. Jbb. 27, 1909) und „Diagnoses de Poissons nouveaux provenant des campagnes du yacht ‚Princesse-Alice‘ (1901 à 1910)“ (in: Bulletin du Inst. Océanographique de Monaco 193, 1911), vor. Erich Z. war u. a. ab 1905 ao. Mitgl. und ab 1912 k. M. der geograph. Ges. in Wien. Nach ihm wurden u. a. 1913 eine Unterart der Glanzkrähe Corvus splendens zugmayeri und 1930 ein Hochseedorsch Melanonus zugmayeri benannt.

L.: Dt. Volksbl., NFP, NWT (Parte), 29. 7. 1917; M. Vacek, in: Verhh. der k. k. geolog. Reichsanstalt, 1917, S. 201f.; M. Vacek, in: Mitt. der geolog. Ges. in Wien 10, 1917, S. 257f.; H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Cat. fossilium Austriae 15), 1971; F. Steininger u. a., in: Abhh. der geolog. Bundesanstalt 72, 2018, S. 154; Pfarre Waldegg, NÖ; Pfarre Mariánské Lázně, CZ. – Erich Z.: Neuigkeits-Welt-Bl., 18. 2. 1906 (m. B.); RP, 14. 5. 1929; WZ, 19. 2. 1938 (Parte); Wer ist’s?, 1935; E. Banse, Lex. der Geographie 2, 1923; H. Hassinger, in: Mitt. der geograph. Ges. in Wien 81, 1938, S. 140f.; Pfarre St. Rochus, Wien.
(M. Svojtka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 596f.
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