Zupan, Ignacij (Ignaz) (1853–1915), Orgelbauer

Zupan Ignacij (Ignaz), Orgelbauer. Geb. Kropp, Krain (Kropa, SLO), 21. 7. 1853; gest. Steinbüchl, Krain (Kamna Gorica, SLO), 7. 11. 1915; röm.-kath. Sohn des ab 1855 als Orgelbauer tätigen Ignacij Z. (1825–1888) und der Elizabeta Z., geb. Bešter, Bruder des Orgelbauers und Kirchenmusikkomponisten Ivan Z. (1857–1900); ab 1884 verheiratet mit Nežica Z., geb. Šušteršič. – Seine Ausbildung erhielt Z. bei seinem Vater sowie in der Werkstatt des von →Otto Riegers Vater begründeten Orgelbaubetriebs im schles. Jägerndorf. 1880 gründete er gem. mit seinem Vater und seinem Bruder das Unternehmen Ignaz Zupan & Söhne, welches die Brüder 1884 nach Steinbüchl verlegten und in Brüder Zupan umbenannten. In ihrer Werkstatt bzw. jener ihres Vaters wurden 1855–1915 insgesamt 127 Instrumente gebaut sowie rund 800 weitere repariert bzw. umgebaut, wobei 20 Umbauten als eigenständige Werke zu werten sind. 20 Orgeln wurden in Kroatien errichtet, fünf im heutigen Österr., zwei in Italien, der Rest im heutigen Slowenien. Die größten (mit 19 Registern und zwei Manualen) entstanden für Kirchen in Sonnegg in der Krain, Krainburg, Flitsch und Pölland bei Bischoflack; sie sind heute jedoch nicht mehr erhalten. Die größten noch existierenden Orgeln aus ihrer Werkstatt sind jene von Bohinjska Bistrica (1885) und Biljana (1914) mit je 17 sowie jene in der Kirche Sv. Alojzij in Maribor (1892) und im kroat. Drniš (1897) mit je 16 Registern. Z.s letztes Opus Nr. 128 (in Rodine) wurde nach seinem Tod von Anton Dernič vollendet. Bezügl. ihrer Disposition sind Z.s Orgeln ausgesprochen romant., dazu in techn. Hinsicht robust und in einer späteren Phase tw. sogar industriell gefertigt. Die Fa. lieferte zudem Orgelpfeifen in andere Teile der Monarchie sowie nach Dtld., Italien und Frankreich und stellte daneben auch Stimmzungen her. Kritik an Z.s Instrumenten übte v. a. der Orgelbauer Franc Goršič. Der Konkurrent bemängelte ihre Intonation sowie Kompromisse hinsichtl. der räuml. Platzierung. Der Konflikt zwischen den beiden führenden slowen. Orgelbauern war aufgrund von Z.s konservativer Haltung nicht zuletzt auch polit. motiviert. Z. machte im slowen. Raum die Kegellade nach dem Walcker-System bekannt. Die neue Bautechnik beschrieb er detailliert in der Artikelser. „Sostava orgelj“ (in: Cerkveni glasbenik 5, 1882), die aufgrund ihrer theoret. Breite als Meilenstein in der slowen. Organol. gilt. Wie „Die Orgel- und Pianobau-Zeitung“ 1884 berichtete, gelang es Z., Zinkblech im Feuer dauerhaft zu verzinnen, wodurch der Herstellungspreis der Pfeifen – bei vertretbarer Qualität – deutl. sank. Das Patent wurde später von der dt. Fa. Laukhuff erworben. Daneben führte Z. eine Reihe weiterer Neuerungen ein, etwa französ. Blasbälge, eine Crescendo-Walze, Jalousien für einen Echo-Effekt sowie einen Streich- bzw. Rollbart. Beworben wurde eine „reine Pneumatik ohne mechanische Teile“. Für feuchte Kirchen bauten die Brüder Z. Blasbälge ohne Leder ein. Die Fa. wurde 1888 auf der Brüsseler Weltausst. mit einer Bronzemedaille und einem Diplom ausgez. Daneben prämierte man dort drei weitere Orgelbauunternehmen, die ihre Pfeifen bei den Brüdern Z. bezogen. Auf der Internationalen Ausst. für Musik und Theaterwesen in Wien 1892 erhielten sie die Große Goldmedaille sowie ein Diplom, die Brüsseler Kunstakad. trug ihnen damals eine Ehrenmitgl.schaft an. Als Erste hoben die Brüder Z. in der slowen. Publizistik die Bedeutung Franz Xaver Chrismanns und seiner Orgel für das Stift St. Florian hervor, rund zwei Jahrzehnte vor →Josef Mantuani. Sie waren daneben auch gesellschaftl. und (wirtschafts-)polit. engag. und gehörten mehreren Ver. an, z. B. der Kmetijska družba, dem Katoliško slovensko društvo, der Družba sv. Cirila in Mohorja oder der Lesehalle in Kropp. Ihr Unternehmen genoss aufgrund der hohen sozialen Standards sowie der Wohltätigkeit seiner Besitzer einen guten Ruf.

L.: Slovenec, 15. 7. 1903; SBL; M. Reiter, in: Die Orgel- und Pianobau-Ztg. 40, 1884, S. 2; F. Kimovec, in: Cerkveni glasbenik 39, 1916, S. 27f., 37ff.; E. Škulj, Zupanova orglarska delavnica, 2009; Leks. orgel in orglarjev, 2013; E. Škulj – J. Dobravec, Orgle Slovenije, 2018; Orglarska šola v Ljubljani, Ljubljana, Društvo Jarina Bohinj / Ars organi Sloveniae – zbirka podatkov o slovenskih orglah, Srednja vas v Bohinju, beide SLO.
(J. Dobravec)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 602f.
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