Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
100 |
St. Veit a. d. Glan, Stpfk. hl. Veit u. Hl. Dreifaltigkeit |
4. Jz. 15.Jh. |
Wandmalerei in den vier Kreuzgewölben im Langhaus mit umfangreicher Ausstattung in mehreren Feldern; die Bemalung beginnt im vierten Joch von Osten mit einer große Distelblüte. Im folgenden Joch sind die vier Evangelistensymbole angebracht, denen neben den Namensinschriften jeweils auch entsprechende Spruchbänder beigefügt sind (Ia–h). Begleitet werden sie durch Engel, von denen zwei ebenfalls mit Spruchbändern versehen sind (IIa,b). Das nächste Joch wird von Heiligen (hl. Vitus als Kirchenpatron, hl. Modestus, hl. Maria Magdalena, hl. Crescentia) eingenommen, die durch Namensinschriften bezeichnet sind und von Engeln begleitet werden, die in ihren beigefügten Spruchbändern Lobpreisungen aus dem Te Deum wiedergeben (IIIa–l). Im letzten Joch über der Orgelempore, dem ersten von Westen aus gesehen, sind die vier lateinischen Kirchenväter Hieronymus (Westen), Ambrosius (Norden), Gregorius (Osten) und Augustinus (Süden) abgebildet, die ebenfalls mit Namensinschriften bezeichnet waren und teilweise noch sind; auch sie werden von Engeln begleitet, die wiederum Spruchbänder haben (IVa–l), die allerdings nur mehr fragmentarisch erhalten sind.
Bu. ± 8–11 cm. – Gotische Minuskel.
Textedition
Ia.
· s · iohannes ·
Ib.
Ina) pri(n)cipio erat verbu(m) et v(er)bu(m) erat aput [Deum]
Ic.
· s · matheus ·
Id.
Lib͜erb) generacionis ie(s)u chr(ist)ic) fili(i) dauid, filij a͜bra[ham]
Ie.
· s · marcus ·
If.
[F]uit iohannes in d͜eserto p(rae)dicans (et) baptis[ans]
Ig.
· s · lucas ·
Ih.
[F]uit in dieb(us) herod͜es regis iud͜e[e]d)
IIa.
laudate eum in excelsis
IIb.
laud͜ate d(omi)n(u)m d͜e celise)
IIIa.
· sanct(us) · vitus ·
IIIb.
Te deu(m) laud(amu)s te d(omi)n(u)m (con)fitem(ur)
IIIc.
Te et(ern)um patrem o(m)n(i)s t(er)ra ven(er)at(ur)
IIId.
· s · mod͜estus ·
IIIe.
Tibi o(mn)es ang(e)li t(ibi) celi (et) univ(er)se potestas
IIIf.
Tibi cherub(i)m (et) seraph(i)m incessab(i)li voce p(ro)clama(n)t
IIIg.
· s · maria · magdalena ·
IIIh.
S(an)c(t)us S(an)c(t)us S(an)c(t)us d(omi)n(u)s deus sabaoth
IIIi.
Pleni s(un)t celi (et) t(er)ra maiestat(is) g(lorie) tue
IIIj.
· s · crescentia ·
IIIk.
Te g(lor)iosus ap(osto)lor(um chorus)
IIIl.
Te p(ro)ph(et)aru(m) laudab(i)lis n(umer)us
IVa.
s · gregorius
IVb.
[Te Martyrum candidatus] lau[dat exercitus]
IVc.
Te p(er) o(r)be(m) terr[arum sancta con]fitetur eccl(esi)a
IVd.
s ambrosius
IVe.
P(at)rem immense maiestatisf)
IVf.
[Venerandum tuum] ver(um) et unicu(m) filiu(m)
IVg.
s(anctu)s ieronimus
IVh.
S(an)c(tu)m q(uoque) pa(racli)tum spiritum
IVi.
T(u) rex glorie christe
IVj.
s · augustinus
IVk.
Tu p(at)ris sempit(er)nus es (filius)
IVl.
T(u) ad (liberandum) suscept(ur)us ho(m)i(n)e(m) no(n) horruisti v(ir)ginis
ut(e)ru(m)
Anmerkungen
Kommentar
Die Wandmalereien wurden bei den Restaurierungsarbeiten 1986 bis 1988 freigelegt und beeindrucken neben der gut erhaltenen Malerei auch wegen der zahlreichen Spruchbänder und Beschriftungen, die vom Schrifttypus der gotischen Minuskel bei gemalten Iss. etwa in die Mitte des 15. Jahrhunderts zu datieren sind. Der Erhaltungszustand der Malerei und der Iss. nimmt nach Westen hin stark ab und ist etwa über der Orgelempore teilweise nur mehr fragmentarisch erhalten. Auch die ikonographische Wertung der Malerei nimmt von Osten nach Westen ab. Erstmals wurden die Fresken von B. Kienzl1) 1991 beschrieben und in die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts datiert (um 1460). Diese Datierung wurde von A. Besold2) in einer ausführlichen Behandlung der Malerei und auch korrekten Wiedergabe der Iss. wohl richtigerweise noch in die 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts korrigiert und man kann sich seiner stilistischen Zuordnung um ca. 1430/40 auch vom epigraphischen Standpunkt voll anschließen.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott (Ib).
Das Buch von der Abstammung Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams (Id).
Johannes war in der Wüste, predigte und taufte (If).
Es war zur Zeit des Königs Herodes von Judäa (Ih).
Lobt ihn in der Höhe (IIa).
Lobt den Herrn von den Himmeln herab (IIb).
Dich, Gott, loben wir, dich, Herr, preisen wir (IIIb).
Dich, den ewigen Vater, verehrt die ganze Erde (IIIc).
Dir rufen alle Engel, alle Himmel und alle Mächte, Cherubim und Serphim mit nie endender Stimme zu: (IIIe-f ).
Heilig, heilig, heilig, Herr Gott Sebaoth (IIIh).
Himmel und Erde sind voll von deinem Ruhm und deiner Herrlichkeit (IIIi).
Dich lobt der ruhmvolle Chor der Apostel, dich die lobreiche Zahl der Propheten, dich das weißgekleidete Heer der Märtyrer (IIIk-l, IVb).
Dich verkündet die heilige Kirche auf der (ganzen) Erde (IVc).
(Dich,) den Vater unermeßlicher Majestät (IVe).
Deinen verehrungswürdigen, wahren und einzigen Sohn (IVf).
Und den heiligen Geist, (unseren) Fürsprecher (IVh).
Du, Christus, Ruhmeskönig, du bist der ewige Sohn des Vaters (IVi, IVk).
Du hast dich nicht vor dem Schoß der Jungfrau gescheut, um zur Befreiung des Menschen (als Mensch) empfangen zu werden (IVl).
Io 1,1 (Ib); Mt 1,1 (Id); Mc 1,4 (If ); Lc 1,5 (Ih); Ps 148,1 (IIa,b); Te Deum (IIIb, c, e, f, h, i, k, l, IVb, c, e, f, h, I, k, l)