Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
101 |
Friesach, Stadtmuseum |
1435–1440 |
Tafelmalerei auf Flügeln eines dem hl. Leonhard geweihten Altarretabels; es handelt sich dabei um zwei hölzerne Flügelteile eines gotischen Flügelaltares, der nicht erhalten geblieben ist. Die Flügel sind oben seitlich zwickelhaft segmentiert und mit einem einfachen originalen Rahmen umgeben, die Bilder in drei horizontalen Bildstreifen angeordnet. Die Außenseiten der Flügel zeigen Szenen aus dem Marienleben: Links oben ist der Prophet Isaias mit einem Spruchband (I) dargestellt, darunter in der Mitte der Verkündigungsengel ohne Flügel, aber mit dem entsprechenden Spruchband (II), unten schließlich die Anbetung durch den ältesten der drei hl. Könige. Rechts oben ist der Prophet David abgebildet, versehen mit einem Spruchband (III), die beiden Bilder darunter, in der Mitte Maria in der Verkündigung und unten die beiden übrigen hl. Könige, sind unbeschriftet. Auch die Innenseiten der Flügel mit Leonhardsszenen sind unbeschriftet.
H. 260 cm, B. 75 bzw. 65 cm, Bu. I. u. III. 3 (4) cm, II. 2,5 (3) cm. – Gotische Minuskel.
Textedition
I.
ysaias propheta
II.
aue · gracia · plena // d(omi)n(u)s // tecu(m)a)
III.
davit prophetaa)
Anmerkungen
Kommentar
Die gotische Minuskel zeigt neben regelmäßig aneinandergereihten schmalen Schäften mit gebrochenen Ober- und Unterbalken auch feine Zierlinien und Zierstriche. Die Herkunft der beiden Tafelteile ist unbekannt, vermutlich stammen sie aus einer Leonhardskirche in der näheren Umgebung von Friesach. In Frage käme hier die alte Wallfahrtskirche in Höllein1), wo eine Filialkirche mit dem Patrozinium des hl. Leonhard besteht und wo 1893 noch ein nicht näher beschriebener Altarschrein mit zwei Flügeln bestand. O. Demus vermutete als ursprünglichen Standort des Altares Metnitz2). Die beiden Flügel werden mit dem Meister Konrad von Friesach in Verbindung gebracht: Möglicherweise ist Konrad von Friesach der Maler3), sehr wahrscheinlich aber ist die Malerei seiner Werkstätte zuzuordnen4). W. Helke5) verweist auf westliche Einflüsse (Rheinland, Salzburg), stellt aber die Zeitstellung mit enger Beziehung zu Konrad von Friesach (1435–1440) nicht in Frage. J. Höfler6) bezeichnet die beiden Flügel trotz ihrer provinzielleklektischen Manier als „verhältnismäßig gute Werke“7).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Gegrüßet seist du, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.
Lc 1,28 (II).