Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
157 |
Friesach, Stpfk. hl. Bartholomäus |
1470 |
Wappengrabplatte aus rotem Marmor des Erhart Überacker im südlichen Seitenschiff. Im vertieften Bildfeld ein schönes Relief-W., darüber befindet sich im ungerahmten Schriftfeld eine dreizeilige Is.
H. 240 cm, B. 120 cm, Bu. 8 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.
Textedition
Hye ligt Erhart Ubereker d͜er gestor/ben ist an sand Apolonia tag / Anno
d(omi)ni Mo cccco lxxo
Datum: 1470 Feber 9.
Wappen: Überacker1).
Kommentar
Die Überacker waren ein Salzburger Rittergeschlecht mit bayrischen Vorfahren aus Ueberaggern (Überackern) bei Braunau2). Ein Erhart Überacker wird 1378 als Burggraf zu Althofen3) und 1391 als Hauptmann zu Friesach genannt4), vermutlich war dies aber der Vater oder ein naher Verwandter. 1430 erhält Erhart Überacker die halbe Feste Rottenstein als Lehen5), in den Jahren von 1429 bis 1441 wird er als Pfleger zu Hüttenberg genannt6). Von 1446/47 bis zu seinem Tode war er Salzburgischer Pfleger zu Althofen7). Sein Bruder war der Seckauer Bischof Georg II. von Überacker (1452–1477)8). Er war verwandt mit den Welzern, Moritz II. Welzer von Eberstein siegelt 1456 als Oheim des Erhard Überacker9). Um 1446 wird er auch unter den „Landtlewt des Erzcherczogtumbs Kerenden“10) aufgelistet. Die Wappengrabplatte gehört zu den besten Beispielen dieser Art von Grabdenkmälern in Kärnten11) und ist der Salzburger Kunstepoche der Grabmalplastik um die Mitte des 15. Jahrhunderts zuzurechnen. Schon die enge verwandtschaftliche Beziehung läßt die Annahme zu, dass die Wappengrabplatte ebenfalls vom Meister der Seckauer Bischofsplatte, dem Epitaph des Bischofs Georg II. Überacker, der 1477 gestorben ist, gefertigt wurde12). G. H. Neckheim13) hat das Fehlen der umlaufenden Schriftleiste und damit die Zweiteilung des Steines in ein Schriftfeld und ein Wappenfeld, die Trennung von Legende und Darstellung, als Entwicklungsschritt in der Grabmalplastik dieser Zeit bezeichnet.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Friesach, Stpfk. hl. Bartholomäus • Wappengrabplatte • Marmor • Gotische Minuskel mit Versalien • Inschriften des Totengedenken •
Überacker, Erhart, Erhart d. Ä., Georg II. •
Welzer von Eberstein, Moritz II. •
Eberstein •
Friesach, Stpfk. •
Hüttenberg •
Seckau, Bistum
Abbildungen
Abb. 97: Grabplatte Erhart Überacker (1470) ©
Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)
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KLA, Hs. GV 9/22, fol. 1r. – Benedikt, Mittheilungen 180. – Herrmann H., Friesach in Kärnthen XXIV u. Blatt VI B. – Lind, Reisenotizen 1880, LXXIV, CIX, Fig. 1. – Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 49. – Lind, Beiträge 3, Fig. 1. – Kunsttopographie Kärnten 49, Abb. nach 352. – Lind, KA X 46f., Taf. XXIII, Fig. 2. – Hauser Hu., Illustrierter Führer 42. – Zedrosser, Friesach 1926, 62. – Neckheim, Grabmalplastik 1940, 28, 40. – Ders., Grabmalplastik 1941, 44f. – Zedrosser, Friesach 1953, 121. – Neckheim, Beginn 408, Abb. 12. – Reichmann-Endres, Deutschordenskirche Friesach 20. – Czerny, Hans Valkenauer 46ff. – Dehio Kärnten 2001, 164.