Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
160 |
St. Veit a. d. Glan, Stpfk. hl. Veit u. Hl. Dreifaltigkeit |
1474 |
Gruftplatte aus grauem Sandstein des Niklas Gleismüllner, im nördlichen Seitenschiff an der Nordwand der Kapelle; zwei umlaufende Schriftleisten mit eingemeißelten Begrenzungslinien tragen eine zweizeilige Is. (I). Der Stein ist durch seine rechte untere Ecke gebrochen und hier in der Lesung beeinträchtigt. In der Mitte des Steines ist oben ein eiserner Gruftring angebracht, darunter in der Mitte ein W.-Schild aus Bronze mit einem Handelszeichen (Hausmarke: Gleismüllner) und den Initialen des Verstorbenen, darüber einer weiteren einzeilige Is. (II).
H. 180 cm, B. 75 cm, Bu. I. 8 (10,5) cm, II. 7 (10) cm, III. 2,8 (3,5) cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.
Textedition
I.
Anno · d(omi)ni /· mo · cccco lxxiiiio · ist · gestorben · der /· erber · man /
niklas · gleismullner · d͜em · got · gnad //· der · da ·/ stiffter · ist · gewesen ·
dieser · gege(n)wurt[i]gen / cha[pe]llen ·/· am · Freitag · vor · sand · Anthoni ·
tag
II.
· m · cccc · lxiij
Datum: 1474 Jänner 14.
Marke: Gleismüllner (Anhang Nr. 4) n(iklas) g(leismüllner).
Kommentar
Niklas Gleismüllner ließ im Jahre 1466 nördlich vom Chor „eine Kapelle zu Ehren des hl. Bernhard erbauen“1) und stattete diese mit dem ewigen Licht aus2). Er war Rats- und Handelsherr zu St. Veit und gehörte zu den erfolgreichsten „Handels- und Finanzmännern der Stadt St. Veit“3). Er legte seinen Reichtum in Grundstücken an, beteiligte sich aber auch an Bergbauproduktionen im oberen Lavanttal4). Er war mit Katharina, einer geborenen Gilg verheiratet5), und beauftragte noch zu Lebzeiten seinen Grabplatte, der über der Hausmarke die Jahreszahl 1473 trägt. Niklas Gleismüllner, der von etwa 1415 bis 1474 lebte, war von 1454 bis 1459 auch Landesvizedom in Kärnten6). Er ist 1466 als St. Veiter Ratsherr bezeugt7) und brachte es in der Stadt zu hohem Ansehen und Reichtum. Davon zeugen die von ihm errichtete Kapelle in der Stadtpfarrkirche und die aufwendige Grablege darin, verbunden mit einer Ewigen Messe. Die Grabplatte wurde ursprünglich als Gruftdeckel verwendet (ein Ring ist noch vorhanden) und erst 1752 an den heutigen Standort gestellt8).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan St. Veit a. d. Glan, Stpfk. hl. Veit u. Hl. Dreifaltigkeit • Gruftplatte • Sandstein • Gotische Minuskel mit Versalien • Inschriften des Totengedenken •
Gilg, Katharina •
Gleismüllner, Niklas •
St. Veit a. d. Glan, Stpfk.
Abbildungen
Abb. 99: Gruftplatte Niklas Gleismüllner (1474) ©
Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)
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KLA, Hs. GV 10/53, 135. – Grueber, Hauszeichen in Kärnten 1900, 18, Fig. 1. – Ders., Herzogstadt 114, Taf. 64, Fig. 3. – Ginhart, Kunstdenkmäler St. Veit 32. – Schnelbögl, Nürnberger Familien 199. – Dehio Kärnten 2001, 844.