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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

162 Gurk, Stiftsanlagen, Lapidarium 1476

Wappengrabplatte aus weißem Marmor des Veit von Lazz, im westseitigen Arkadengang des Propst hofes (Lapidarium) an der Wand. Im vertieften Bildfeld ist ein schräggestellter W.-Schild eingefügt, mit einem geschlossenen Stechhelm, Helmdecken und der Helmzier, auf der Rahmenleiste befindet sich eine umlaufende Is., die links oben beginnt.

H. 191 cm, B. 79 cm, Bu. 7,5 (9) cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

Hie · leijt · Begrab/en · Veijt · von · Lazz · Dem · got · genadig · seij · Der · gestor/ben · ist · An · sambs/tag · nach · sand · Erasmus · tag · Anno · d(omi)ni · M · cccc · lxxvi

Datum: 1476 Juni 8.

Wappen: Lazz1).


Kommentar

Veit von Lazz (Laz, Laas) ist am 8. Juni 1476 verstorben und fand im ehemaligen Kreuzgang seine Grablege; nach dem Nekrologium von Gurk2) ist er am 4. Juni gestorben. Er war verheiratet mit einer Barbara3), sein Sohn hieß Andreas4). Im Besitz der Herren von Lazz war von etwa 1400 bis in das 16. Jahrhundert der Hof und Sitz Eisdorf (Eysdorf ) bei Wolfsberg als salzburgisches Lehen5). 1377/78 ist ein Ortel von Laas als Pfleger zu Pittersberg genannt6), er dürfte mit unserem Veit von Lazz eng verwandt gewesen sein. Schon 1399 ist ein Hans von Laas mit einem Getreidezehent zu Forchach im Lavanttal genannt, dann neuerlich 1433 mit dem Lehen eines Hofes und des Sitzes zu „Eysdorff“ und mehreren Huben in der Umgebung7). In den Jahren von 1429 bis 1441 hatte er Güter um Lavamünd zu Lehen8), neuerlich dann für ihn bzw. seinen Sohn Andre in den Jahren von 1466 bis 14829). 1441 erhielt Veit von Laaz das Amt Möchling vom Abt von St Paul i. Lavanttal10), 1448 verkauft Jorg Göss zum Rabenstein dem Edlen Veit von Lazz (Lass), dessen Ehefrau Barbara und ihren Erben vier Äcker mit Zugehörung im Burgfried St. Paul11), 1449 verkauft Abt Peter von St. Paul ihm und seiner Frau den „pauwmgarten“, gelegen im Burgfried von St. Paul12); 1456 bezeugt Abt Johann von St. Paul dem Veit von Lazz wegen seiner treuen und langen Dienste die Gnade, lebenslang „zinsfrey, rabatfrey, stewrfrey vnd machtfrey“ zu sein13). 1459 ist er als „Schaffer“ zu St. Paul genannt14), um 1446 ist er unter den „Landtlewt des Erzcherczogtumbs Kerenden“ aufgelistet15). Die Lehen im Lavanttal sind dann 1498 an den Enkel des Veit, an Christoph von Lazz übergegangen16), der noch 1518 anläßlich eines Hubenverkaufes genannt wird17). In welcher Beziehung Veit von Lazz schließlich zu Gurk gekommen ist, läßt sich auf Grund einer weiteren Wappengrabplatte in Gurk feststellen: Er war vermutlich verheiratet mit Barbara von Freiberg (vgl. Kat.-Nr. 159), einer engen Verwandten des Gurker Dompropstes Lorenz III. von Freiberg (1459–1487), der von 1472 bis 1487 auch Gurker Bischof (vgl. Kat.-Nr. 170) war; weiters war sie eine enge Verwandte des Sigismund Freiberger (vgl. Kat.- Nr. 155). Die Wappengrabplatte wurde offensichtlich bei der Abtragung des Gurker Kreuzganges nach 1637 als „Schüttmaterial“ auf den Boden des Kreuzgangsbereiches gelegt und hier am 19. Oktober 1983 anläßlich einer Grabung unter dem Fundament des nordseitigen Ausganges beim ehemaligen westlichen Kreuzgangportal gefunden18). Die lange Vergrabungszeit und die Lagerung mit dem Bildfeld nach unten haben dazu beigetragen, dass sich dieser Stein besonders gut erhalten hat.

1) Weiß A., Kärnthens Adel 210: „das Siegel des Veit Laas 1472 zeigt einen Zweig aufrecht mit fünf Blättern oder Blüthen, eins oben, zwei zu jeder Seite im Schilde, auf dem Stechhelm eine Taube, beschattet von einem ebensolchen aber reicheren Zweig, der ebenfalls am Helm befestigt und zum Theil von ihr verdeckt ist“. – W.: ein Zweig mit fünf Blüten oder Blättern, je zwei seitlich und eines oben; diese kehren wieder als Helmzier in Form eines reichlich gefächerten Blütenbaumes, der Stamm ist mit einer Taube belegt; Bügelhelm mit Helmdecken.
2) Schroll, Necrologium Gurk 18: Ob. Vitus de Lazz, de cuius anniversario distribuitur ex oblaya dominorum vna libra denar. A. d. 1476. – Vgl. dazu Anhang VII 42: 4. Junii Viti de Lass.
3) Ebenda 38: A. d. 1472 ob. Barbara, vxor Viti de Lazz, de cuius anniuersario distribuitur ex camméra dni prepositi libra denar. – Vgl. auch Anhang VIII 43: 22 Dezcembris Barbare, vxoris Viti de Las.
4) Ebenda 18 (Anm. 7). – Vgl. auch Lang A./Metnitz, Salzburger Lehen in Kärnten Nr. 181.
5) Kohla/Metnitz/Moro G., Burgenkunde 25.
6) MC X Nr. 832 (1377 VI 27) bzw. Nr. 851 (1378 XI 30). – Korak, Burggrafen IX.
7) Lang A./Metnitz, Salzburger Lehen in Kärnten Nr. 181/1, 3.
8) Ebenda Nr. 181/1.
9) Ebenda Nr. 181/3.
10) Schroll, Urkundenbuch St. Paul Nr. 451.
11) Ebenda Nr. 470.
12) Ebenda Nr. 478.
13) Ebenda Nr. 513.
14) Ebenda Nr. 520.
15) MC XI Nr. 230. – Vgl. auch Weiß A., Kärnthens Adel 210 (Siegel).
16) Lang A./Metnitz, Salzburger Lehen in Kärnten Nr. 181/3, Nr. 267/2.
17) Ebenda, Nr. 267/2.
18) Leitner F., Neufunde 494f., Abb. 522.
Literatur

Leitner F., Neufunde 494f., Abb. 522. – Dehio Kärnten 2001, 266.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 162,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil1/kaernten-2-obj162.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 100: Grabplatte Veit von Lazz
(1476)
©  Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)