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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

173 Gurk, Propsteigebäude 1490

Bauinschrift an der Südwestecke des Propsteigebäudes, gestiftet vom Gurker Dompropst Wilhelm Welzer von Eberstein (1487–1518). Eine einfache, schmucklose und rektanguläre Platte mit einer vierzeiligen Is., wobei die vierte Zeile über den Rand der Einfassung hinausragt.

H. 70 cm, B. 203.cm, Bu. 9 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

Do · man · czalt · nach · chr(ist)ia) · gepurt · M · cccc · lxviii / iar · hat · her larencz · freyberger · brobst · vnd · erczbrie/ster · czu · gurkch · das · geg(e)nbirtig · paw · angefange(n) / und · herr · wilhalm(en) · welczer · sein · nachome(n) · volbracht 1490

Anmerkungen
a) Bestand: xpi.

Kommentar

Während die Gurker Bischöfe seit dem 12. Jahrhundert auf der bischöflichen Burg in Straßburg residierten, wohnten die Dompröpste, die Domherren und Kanoniker im alten Kapitelgebäude beim Dom. Dieses entsprach sichtlich nicht mehr und Propst Lorenz III. von Freiberg (1459–1487, vgl. Kat.-Nr. 170) sich 1468 zum Neubau eines Propsthofes1) entschloss, nördlich von der bestehenden Anlage. Dieser Neubau war bei den Türkeneinfällen der Jahre 1476 und 1478 schwer beschädigt, wenn nicht überhaupt weitgehend zerstört worden2). Die Bauarbeiten wurden durch den Tod des Bischofs und Dompropstes Lorenz Freiberg 1487 unterbrochen, dann aber unter dem neuen Dompropst Wilhelm Welzer von Eberstein3) zügig fortgesetzt und 1490 vollendet. Nördlich der Stiftsanlagen war ein imposantes Bauwerk entstanden, ein annähernd quadratischer Bau mit einer Seitenlänge von rund 50 Metern4). Es entstanden vier dreigeschossige Flügel mit einem rechteckigen Innenhof. An der Ostseite wurde von Propst Welzer die Dreifaltigkeitskapelle errichtet, im Westtrakt ein Archivbereich geschaffen. Neben der Bauinschrift erinnert das W. Welzers am Gewölbe der südseitigen Hofeinfahrt an diese Bautätigkeit. Im Osttrakt des Propsteigebäudes ließ Wilhelm Welzer die Dreifaltigkeitskapelle errichten und verewigte sich auch hier am Gewölbe mit seinem W. und dem seiner Vorfahren5) (Welzer, Eberstein, Herberstein). Auch das spätgotische Portal dieser Propsteikapelle zeigt auf der rechten Seite das W. Welzers. Das Propsteigebäude und die übrige Stiftsanlage wurden mit Mauern und runden Ecktürmen befestigt6).

1) Schnerich, Dom zu Gurk 108f.
2) Unrest, Chronik 65f., 97f. – Neumann, Türkeneinfälle 84f. – Stumberger, Welzer 105f.: nicht 1474, da in diesem Jahr kein Einfall nachzuweisen ist, 1473 die Türken aber nicht bis ins Gurktal vordrangen.
3) Löw, Domführer 122f. – Leitner F., Frühneuzeitliche Inschriftenbelege 71.
4) Ginhart/Grimschitz, Gurk 94.
5) Schnerich, Dom zu Gurk 111. – Stumberger, Welzer 106 (Anm. 451).
6) Ginhart/Grimschitz, Gurk 94f.
Literatur

KA Klagenfurt, Liber memorabilium Capituli Gurcensis p. 125. – Grueber, Hauszeichen aus Kärnten 1900, 19, Fig. 16. – Ginhart/Grimschitz, Gurk 94. – Dehio Kärnten 2001, 266.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 173,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil1/kaernten-2-obj173.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 102: Bauinschrift (1490)
©  Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)