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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

188 Hochfeistritz (Eberstein), Pfk. u. Wallfahrtsk. U. L. Frau 2. H. 15. Jh.

Wandmalerei außen an der Nordwand des Chores neben dem nördlichen Strebepfeiler mit der Darstellung des hl. Christophorus. Die Malerei ist stark abgewittert und nur mehr schlecht erhalten. Unter der Malerei hat sich ein gerahmtes Schriftfeld mit einer dreizeiligen Is. erhalten. Auf weißem Grund wurde eine ockerfarbene Schrift gemalt, mit roten Trennzeichen und roten Versalien.

H. 24 cm, B. 120 cm, Bu. 3,5 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

Kristoffore · sancte · virtute[s · s(un)t] · tibi · tante · Qui · te · demane · videt · noct(ur)no · t(em)p(or)ea) · / ridet Portica · tumescit · timet · vnus · puerq(ue) · grauescit Estimo · quod · mu(n)d(us) · no(n) · sit · quasi · t[am] / graue · pond(us) Non · olimb) · versc) · orbem · sed · et · hunc · qui · condidit · orbemd)

Anmerkungen
a) Da auf der zweiten Zeile die Is. noch weitergeht, könnte auch hier bei der ersten Zeile ein Wort fehlen.
b) Wortbedeutung unklar.
c) wohl für vero.
d) Quadrangelförmige Trennzeichen mit roter Farbe.

O heiliger Christophorus, du hast so große Tugenden: Wer dich früh am Morgen sieht, der lacht zu nächtlicher Zeit; die Portica schwillt an, er fürchtet die Last und der Knabe wird schwer. Ich glaube, dass nicht einmal die Erde so eine schwere Last ist. Er (...) nicht nur die Welt, sondern auch nicht den, der die Welt geschaffen hat.

Leoninische Hexameter.


Kommentar

Die Malerei hat sich nur sehr schlecht erhalten, recht gut hingegen die beigefügte Is., die vom Maler sehr dekorativ ausgeführt wurde, wie etwa die mit roter Farbe noch zusätzlich hervorgehobenen Versalien zeigen. Der Formenkanon der gotischen Minuskelschrift mit schlanken Schriftzeichen ohne besondere Betonung der Ober- und Unterlänge paßt gut in die frühe erste Hälfte des 15. Jahrhunderts, ebenso die ausgewogene Verteilung der Bu. und die zu dieser Zeit üblichen Abbreviaturen. Die Anbringung der Malerei an der Nordwand der Kirche hängt mit der Wegsituation zusammen, diese Wetterseite hat allerdings besonders dazu beigetragen, dass das Fresko schlecht überliefert wurde. Bemerkenswert ist auch, dass in der kunsthistorischen Literatur kaum über die Christophorusdarstellung gesprochen1), die Is. überhaupt nicht erwähnt wird2). Geht man aber von der recht qualitätvollen Arbeit des Schriften­malers aus, muss man auch an eine beachtliche spätgotische Bildgestaltung des Heiligen mit dem Jesuskind denken.

1) Vgl. Größer, Noch einmal Hohen-Feistritz 124 (spricht von einer schmucklosen Nordseite, demnach müsste das Christophorusfresko überhaupt erst viel später freigelegt worden sein!), auch Größer, Pfarr- und Wallfahrtskirche Hohenfeistritz 227.
2) Wohl bei Steindl, Lateinische Inschriften Kärnten 138: er bringt einen interessanten Hinweis auf eine ähnliche Is. an der Fk. St. Thomas in Werschling bei Himmelberg: sant Kristof heyliger man /deyn tugent ist so wol getan / wer dich des moress an schawet / des nachtess er sich lachend frewet, 1516.
Literatur

Steindl, Lateinische Inschriften Kärnten 138. – Hartwagner, Kärnten 105. – Dehio Kärnten 2001, 301.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 188,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil1/kaernten-2-obj188.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten  Politischer Bezirk St. Veit an der Glan  Hochfeistritz (Eberstein), Pfk. u. Wallfahrtsk. U. L. Frau    •  Wandmalerei  •  Gotische Minuskel mit Versalien  •  Hochfeistritz, Wallfahrtskirche

Abbildungen

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Abb. 114: Wandmalerei (2.H. 15.Jh.)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)