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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

29 Kraig (Frauenstein), Pfk. u. Propsteik. hl. Johannes d. T. Anf. 14. Jh.

Scheibenkreuzgrabplatte aus weißem Marmor des Wilhelm I. von Kraig (?), innen an der Nordwand der Kirche; erhalten hat sich nur die obere Hälfte der Platte (a), die sehr stark abgetreten ist und im Bildfeld eine Kreuzdarstellung mit Nimbus zeigt. Auf der Rahmenleiste beginnt oben eine umlaufende Is. (I), die nur mehr sehr fragmentarisch erhalten ist. Zu dieser Grabplatte gehört vermutlich ein weiteres Bruchstück (b), welches heute noch als Bodenplatte in der Vorhalle der Kirche im Boden eingefügt ist: es dürfte dies die rechte untere Hälfte der Grabplatte sein, die noch einen Teil des Kreuzschaftes erkennen lässt, der in einen Rundbogen übergeht. Hier setzt sich auf der Rahmenleiste auch die Is. I sichtlich fort. Die linke untere Ecke des Steines hat sich offensichtlich nicht erhalten. Eine zweite Beschriftung (II) ist im Nimbus festgehalten, aber ebenfalls sehr stark abgetreten und nur unvollständig wiederzugeben. Für das Zusammenfügen der beiden Teile (a u. b) spricht nicht nur das gleiche Material, sondern auch die gleiche Form der Bu., aber auch die Maße: Die etwas mehr als doppelte Breite des zweiten Fragmentes (b) müsste etwa eine Breite von ebenfalls ± 78 cm ergeben.

H. ± 110 cm (a), 70 cm (b), B. ± 78 cm (a), ± 37 cm (b), Bu. 7 cm (I), 5 cm (II). – Gotische Majuskel.


Textedition
			

I. + · HIC · RE/Q(V)IE(SC)]IT · [– – –W]ILHALMU(S) · / DE · K[HREIG – – – II. + · ANNO · DOMINI · [M] · C · C · C · V[..]

Anmerkungen

Hier ruht Wilhelm von Kraig [– – – (I).
Im Jahre des Herrn 13[– – – (II).


Kommentar

Die Grabplatte erinnert sehr stark an jene der beiden Brüder Albert und Heidenreich von Hallegg in der ehemaligen Stiftskirche von Viktring1), die ebenfalls ein Kreuz mit Nimbus zeigt, bei der aber zusätzlich der Kreuzstamm mit dem W. der Hallegger belegt ist. Auch hier ist eine umlaufende Beschriftung auf der Rahmenleiste gegeben und eine zweite im Nimbus. Während aber die Majuskelschrift in Viktring noch der linearen Gestaltung der spätromanischen Majuskel zugehörig ist2), scheint hier die Schrift fortgeschrittener zu sein: vgl. C und E. Das D ist unzial gesetzt, das M ist unzial und mit leichten Schwellungen versehen, wobei der linke Bogen geschlossen erscheint.

Wilhelm I. von Kraig3) wird 12704) und 12845) als Zeuge in Urkunden genannt. 1277 schenkte Graf Albert von Görz und Tirol auf Bitte Wilhelms I. von Kraig dem Abt und Konvent in Viktring vier Huben, die der Kraiger als Lehen innehatte6). Noch 1284 scheint er als Siegler auf7), wobei er stets ohne Truchsesstitel siegelt. Er wird 1284 letztmals genannt. Er dürfte von Heinrich II. von Kraig abstammen und ein Vetter (Bruder ?) Hartwigs I. von Kraig gewesen sein. Nach Hübner8) war Wilhelm I. von Kraig, der nie als Truchsess bezeichnet und dessen Verwandtschaft zu Hartwig I. nie genau angegeben wird9), mit Adelheit von Auersperg verheiratet.

1) Neckheim, Atlas 8, Taf. IV, Fig. 1.
2) Koch, Inschriftenpaläographie Kärntens 132, Abb. 10.
3) Leitner F., Herren von Kraig 220.
4) Wiesflecker, Regesten Bd. 1, Nr. 852 (1270 II 2).
5) KLA, Gurker Kopialbuch IV, 106f., Nr. 70. – Wiesflecker, Regesten Bd. 2, Nrr. 510, 406 (1284).
6) MC V Nr. 312 (1277 XI 2).
7) MC V Nr. 574 (1284). – MC VII Nr. 606 (1284).
8) Hübner, Genealogische Tabellen Teil 3, Taf. 758.
9) Lessiak, Ministerialität 1955, 283: Er meint, dass es sich dabei um Brüder handelt.
Literatur

Dehio Kärnten 2001, 422.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 29,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil1/kaernten-2-obj29.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 28: Grabplatte Wilhelm I.
von Kraig (?), (Anf. 14.Jh.)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)