Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
85 |
Friesach, Dominikanerkloster |
1416 |
Wappengrabplatte des Heinrich von Silberberg beim Seiteneingang in die Kirche im östlichen Trakt des Kreuzganges, ursprünglich wohl im Fußboden des Kreuzganges eingelassen und daher stellenweise stärker abgetreten. Das Bildfeld zeigt zwei einander schräg gegenübergestellte W.: Auf der Rahmenleiste findet sich eine umlaufende Is., die links oben beginnt und sich nur auf der rechten Leiste fortsetzt; der Rest der Schriftleiste dürfte unbeschriftet geblieben sein. Der Stein ist an der oberen linken Ecke ausgebrochen, im unteren Drittel durch seine Mitte gebrochen. Derzeit ist der Stein mit weißer Kalkfarbe übertüncht und das Bildfeld mit roter Farbe bedeckt. Durch die derzeitige Zweitverwendung der Räumlichkeiten ist der Stein nur bedingt zugänglich.
H. 220 cm, B. 100 cm, Bu. 5,5 (7) cm. – Gotische Minuskel mit Versal.
Textedition
[An]no · d(omi)ni · mo · cccco · decimo · sexto in die / sancti · Thome ·
ap(osto)li · obijt · hainricus · silberb(er)g · d͜e · silberek
Anmerkungen
Datum: 1416 Dezember 21.
Wappen: Karlsberg (?)1), Silberberg zu Silbereck2).
Kommentar
Heinrich von Silberberg zu Silbereck ist am 21 Dezember 1416 in Friesach gestorben und wurde im Dominikanerkloster begraben. Im Lehenbuch des Bischofs Albert von Bamberg wird er für die Zeit vom 1399 bis 1409 mit Besitzungen im Lavanttal genannt3). Er scheint möglicherweise der Enkelsohn des um 1335 verstorbenen Heinrichs von Silberberg4) gewesen zu sein, der mit einer Frau namens Giburch verheiratet war und von dem die Kinder Hans, Otto, Heinrich, Katharina und Giburch bekannt sind. Von diesen Kindern finden wir Heinrich – es ist dies der Leitname bei den Silberbergern seit dem 13. Jahrhundert – häufig in den Urkunden: 1339 vertritt er die Brüder Heinrich, Ulrich, Oettel und Goeczel5), 1344 verhandelt er wiederum für Ortolf und dessen Brüder Heinrich, Ulrich, Oettel und Goeczel6); im gleichen Jahr ist nochmals die Witwe Giburch und ihr Sohn Heinrich sowie die Tochter Katharina bei einem Hubenverkauf beteiligt7). Heinrich von Silberberg erscheint dann noch in den Jahren 13558), 13579) und 136810), dann hören wir bis 1399 von ihm nichts mehr. Es ist jedenfalls schwer zu sagen, ob er der ersten oder der zweiten Generation nach dem um 1335 verstorbenen Heinrich von Silberberg zugerechnet werden muss: wäre er ein Sohn des vorerwähnten Heinrich, müsste er um 1335 zumindest schon erwachsen gewesen sein. Ein Todesdatum mit 1416 erscheint daher eher unwahrscheinlich, da er dann schon fast über 100 Jahr alt gewesen wäre. Wahrscheinlich gehörte er der zweiten Generation mit den Brüdern Ulrich, Oettel und Goeczel an. Otto von Silberberg wird 1358 als Burggraf zu Hüttenberg genannt, 1379 war er dann Hauptmann in Friesach11), ihm folgt in Hüttenberg 1370 sein Bruder Heinrich von Silberberg12). Bei A. Weiß wird der 1416 verstorbene Heinrich von Silberberg als „fortissimus heros nominatus“13) apostrophiert, der auf Grund seiner Stärke und der Sage nach einen Riesenhengst auf Waitschach gebändigt haben, einen Feind auf eine Entfernung von „fast einer Viertelstunde“ mit seiner Kugel getötet, einen Mühlstein über eine Stunde zu seiner Burg getragen und „in freudiger Umarmung des Wiedersehens seinen Sohn“ erdrückt haben soll. Im Jahre 1251 kauften die Dominikaner vom Salzburger Ministerialen Heinrich von Silberberg14) den Grund außerhalb der inneren Stadtmauer für den Neubau des Dominikanerklosters, entsprechend dem mittelalterlichen Grundsatz „extra muros ante portam“15). Dieser Grundverkauf dürfte mit ein Grund gewesen sein, dass die Silberberger in der Dominikanerkirche zu Friesach ihre Grablege fanden (vgl. dazu auch die Kat.-Nrr. 143 und 216). Die erste Nennung der Silberberger erfolgte 1214 mit den „domini Leonardi et Hermanni et Henrici de Siluerperc“16). Seit dem 13. Jahrhundert war das Schloss Silberberg im Görtschitztal im Besitz der Silberberger17).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Im Jahr des Herrn 1416, am Tag des heiligen Apostels Thomas, starb Heinrich Silberberg von Silbereck.