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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
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Zweinitz (Weitensfeld-Flattnitz), Pfk. hl. Egydius |
1421 |
Wandmalerei an der Südwand des Langhauses mit der thronenden Muttergottes mit Kind, begleitet von vier Heiligen (v.l.n.r.); der hl. Leonhard, die hl. Hemma von Gurk, die hl. Kunigunde und der hl. Georg. Zu Füßen der Madonna kniet die Stifterfamilie: rechts ist ein jugendlicher, gerüsteter Mann zu sehen, mit Schwert, den Helm mit Helmzier auf der Schulter, zu seinen Füßen eine schräggestellter W.-Schild; hinter ihm kniet seine Frau, die ebenfalls durch ein W. bezeichnet ist. Zwischen dem Stifterpaar ihre drei Kinder eingeschoben. Links von der Madonna ist ein geistlicher Stifter gemalt, zu seinen Füßen ebenfalls ein W.-Schild; es folgte eine Dreiergruppe, ein Mann und seine beiden Ehefrauen (eine bereits verstorbene Frau mit Witwenschleier), alle durch W. bezeichnet. Zwischen dem geistlichen Stifter und der verstorbenen Ehefrau sind weitere Familienmitglieder (fünf Personen) dargestellt, vermutlich Kinder des älteren Mannes der linken Szene. Rechts vom Gemälde ist unter dem Fenster eine einfach gerahmte Schrifttafel mit einer sechszeiligen Is. zu sehen, die mit der Stiftung dieser Malerei in Zusammenhang gebracht wird. Die Malerei wurde 1942 aufgedeckt, von der Tünche befreit und restauriert1).
H. 290 cm, B. 348 cm. – Maße der Schrifttafel: H. 29 cm, B. 36 cm, Bu. 3,6 cm. – Gotische Minuskel.
Textedition
anno d(omi)ni mo cccco xxio / [wilh]elm [...] vo(n) pregrad / [– – –]e/ […] an[–
– –]echt zw / [….] frawn aller an[.. / – – –]
Wappen (v.l.n.r.): Pregrad (von Wald)2), Steuerberg3), Strasser4), Pregrad (von Wald), unbekannt5), Pregrad (von Wald).
Kommentar
Für die Zeitstellung der Freskomalerei sind die W. bei den einzelnen Stifterpersonen von Bedeutung, da man nicht schlüssig annehmen kann, dass die beigefügte Schrifttafel mit der Datierung „1421“ auch tatsächlich dazugehört. Wenn wir die Dreipersonengruppe links betrachten, stellt sich ein (möglicherweise ebenfalls bereits verstorbener!) Mann vor, der dem W. nach ein „von Wald“, „von Pregrad“ bzw. „Hoffmann von Wald zu Pregrad“ war. Seine erste, bereits verstorbene Frau war eine geborene „von Steuerberg“: Nun war der von 1359 bis 1389 nachweisbare Gottfried Hoffmann von Pregrad mit Katherina von Steuerberg verheiratet6). Die zweite Frau war eine geborene Strasser. Nun bestand zwischen den Strasser und den „von Pregrad“ eine nachweisbare Verwandtschaft, die G. A. v. Metnitz7) im Zusammenhang mit einem Quittbrief des Otto Mordax und dessen Frau Barbara Strasser über die Verlassenschaft des Wilhelm von Pregrad aus dem Jahre 1410 hergestellt hat. Nur war sichtlich nicht Konrad Strasser oder dessen Sohn Ulrich mit einer von Pregrad verheiratet, sondern viel wahrscheinlicher war eine Tochter des Konrad und damit Schwester der Barbara und des Ulrich Strasser die zweite Ehefrau des Gottfried von Pregrad (diese beiden W. Pregrad und Strasser kommen in der Pfk. noch ein zweites Mal, und zwar in der Laibung des südseitigen Fensters vor; vgl. zur Familie Pregrad-Wald auch die Kat.-Nrr. 52 u. 225). Der der Mutter oder Stiefmutter vorangestellte Geistliche aber war jener Gurker Dechant Wilhelm von Pregrad8), ein Sohn des Gottfried von Pregrad, der vor dem 10. Dezember 1424 gestorben ist, also 1421 noch am Leben war. Bekannt sind noch zwei weitere Söhne, nämlich Konrad und Sigmund. Einer der beiden, möglicherweise der 1412/30 mit Gurker Lehen ausgestattete Sigmund von Pregrad9), dessen Frau wir leider nicht kennen (solange das W. nicht zugeordnet werden kann), wird der jüngere Stifter auf der rechten Seite sein. Als eigentlichen Stifter wird man aber den Gurker Domdechant Wilhelm von Pregrad annehmen dürfen, der auch sonst die Kirche in Zweinitz besonders mit Gütern ausgestattet hat. In diesem Fall wird auch die Schrifttafel zeitgleich mit der Stiftung und Ausmalung der Kirche mit dem Madonnafresko zu sehen sein. Auch das Wandgemälde auf der gegenüberliegenden Nordwand mit der Darstellung der Epiphanie stammt aus derselben Zeit und trägt die W. Pregrad von Wald und Strasser.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Zweinitz (Weitensfeld-Flattnitz), Pfk. hl. Egydius • Wandmalerei • Gotische Minuskel •
Hoffmann von Pregrad, Gottfried •
Mordax zu Pach, Otto •
Pregrad, Gottfried, Konrad, Sigmund, Wilhelm •
Steuerberg, Katharina •
Strasser, Barbara, Konrad, Ulrich •
Zweinitz, Pfk.
Abbildungen
Abb. 67: Wandmalerei (1421) ©
Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)
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Ginhart, Kunstdenkmäler Gurk und Friesach 65. – Frodl, Denkmal- und Museumspflege 328f. – Ders., Gotische Wandmalerei 80. – Hemma von Gurk Kat.-Nr. 10.15. – Tropper C., Stifter 285f. – Dehio Kärnten 2001, 1105.