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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

96 Klagenfurt, Diözesanmuseum um 1430

Tafelbild auf Holz mit der Kreuzigung Christi; der Gekreuzigte wird links von Johannes und der Gottesmutter begleitet, der die Herzseite Christi durchstechende Kriegsknecht Longinus ist mit einem Schriftband bezeichnet (I). Auf der rechten Seite steht der Zenturio vor einer Menschengruppe, ebenfalls durch ein Schriftband hervorgehoben (II). Auf der Rückseite ist in der Art einer „vera icon“ das Antlitz Christi gemalt. Das kleine Tafelgemälde stammt aus der Fk. hl. Johannes d. T. auf der Flattnitz und ist seit 1930 im DMG in Klagenfurt ausgestellt.

H. 21, 5 cm, B. 16,5 cm (ohne Rahmen), Bu. 0,4 cm. – Gotische Minuskel.


Textedition
			

I. vid͜ebu(n)ta) in q(uem) transfixerunt II. vere fili(us) d͜ei erat iste

Anmerkungen
a) Schwarze Schrift mit roten Zierpunkten.

Sie werden auf jenen blicken, den sie durchbohrt haben (I).
Wahrlich, dieser war Gottes Sohn (II).

Io 19, 37 (I); Mt 27, 54 (II).


Kommentar

Die Kreuzigungstafel befand sich an der Rückseite des barocken Hochaltares der Fk. St. Johann, später in der Sakramentsnische, und kam 1930 durch Monsignore Dr. Otto Rainer nach Klagenfurt in das Diözesanmuseum1). Die Darstellung steht ikonographisch der Kreuzigung-Christi-Tafel in Altmühldorf in Salzburg (1425–1430) nahe2): Trotz dieser salzburgischen Provenienz ist die Flattnitzer Tafel derber und volkstümlicher3). Die kleine Kirche St. Johann auf der Flattnitz, eine Fk. von Glödnitz im Gurktal, war Besitz der Gurker Bischöfe und schon daraus erklärt sich wohl die Bestellung des Gemäldes in einer Salzburger Werkstätte. Die „vera icon“ auf der Rückseite soll nach K. Rathe4) eine Kopie des Antlitz-Christi-Gnadenbildes im Dom von Prag5) sein.

1) Ginhart, „Taufkirchen“ 56.
2) Rathe, Frühzeit 59 (Anm. 33).
3) Kärntner Kunst Kat.-Nr. 6. – Höf ler, Tafelmalerei der Gotik 37.
4) Rathe, Frühzeit 59.
5) Höfler, Tafelmalerei der Gotik 37.
Literatur

Graus, Flatnitz 157f. – Ginhart, Kunstdenkmäler Gurk und Friesach 53. – Demus, Kunst in Kärnten 12. – Rathe, Frühzeit 59. – Ders., Nachlese 108f. – Demus, Neue Forschungen 16. – Stange, Deutsche Malerei Bd. 10 12. – Buchowiecki, Wand- Buch- und Tafelmalerei 59. – Ders., Wand- und Tafelmalerei 87. – Ginhart, „Taufkirchen“ 56. – Kärntner Kunst 108, Nr. 6, Abb 10. – Helke, Stilistische Entwicklung 48f. – Höfler, Tafelmalerei der Gotik 36f. Nr. 3, Abb. 13.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 96,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil1/kaernten-2-obj96.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten  Politischer Bezirk St. Veit an der Glan  Klagenfurt, Diözesanmuseum    •  Tafelbild  •  Holz  •  Gotische Minuskel  •  Flattnitz, Fk.  •  Klagenfurt, Diözesanmuseum  •  Prag  •  Salzburg

Abbildungen

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Abb. 73: Tafelbild, Kreuzigung
Christi (um 1430)
©  Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)