Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
97 |
Wieting (Klein St. Paul), Propsteipfk. hl. Margareta |
vor 1435 |
Glocke im Turm von mittlere Größe; oben am Hals ist zwischen je zwei einfachen Zierleisten eine umlaufende Is. angebracht, an deren Ende ein Gießerzeichen eingefügt ist. Am Mantel ist in eher roher Reliefdarstellung die Kreuzigungsgruppe abgebildet.
H. 52 cm, D. 65 cm, Bu. 1,8 cm. – Gotische Majuskel.
Textedition
O + REX · GLORIE CHR(IST)Ea) VENI CVM · PACE · O · SANCTE ·
PETRE + ORA · PRONOBISb) DEOc)
Anmerkungen
Marke: Dringer (Anhang Nr. 1.)
Kommentar
Das Gießerzeichen gehört dem Friesacher Glockengießer Rupert Dringer, der dort in den Jahren von 1435 bis 1464 nachzuweisen ist1). Seine Glocken sind durchwegs mit Jahreszahlen versehen, nicht aber diese in Wieting, die zudem zu einer Kirche mit dem Patrozinium St. Peter gehört hat. Es könnte sich hier um eine sehr frühe Arbeit dieses Meisters handeln, darauf weist nicht nur die Verwendung von gotischen Majuskelformen aus der Zeit um die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts hin, sondern auch noch die eher „rohe“ Arbeit2) bei dem Reliefbildnis. Alle anderen Glocken, die sich in Kärnten von Meister Dringer erhalten haben, sind mit gotischen Minuskelbuchstaben beschriftet: von der Gl. aus St. Stephan am Krappfeld, 1435 (heute in St. Kosmas, vgl. Kat.-Nr. 98), bis hin zur Gl. von 1464 in Bad Kleinkirchheim3). Es kann sich daher hier um sein ältestes erhaltenes Werkstück handeln, bei dem er noch auf den in seiner Werkstätte vorhandenen Formenbestand an gotischen Majuskelbuchstaben zurückgegriffen hat. Die Gl. wäre demnach wohl vor 1435 zu datieren. Das Patrozinium der hl. Margaretha in Wieting besteht seit der Gründung4), sie war aber eine Regularpfarre des Stiftes St. Peter in Salzburg und ist bis heute dieser Erzabtei inkorporiert. Es gab aber auch eine Tochterkirche St. Peter in Wieting, erwähnt 1260 in einer Urkunde „prope s. Petrum“5). Damit wird die Gl. wohl sicher für diese Peterskirche in Wieting gegossen worden sein und kam erst nach deren Abbruch um 1800 an die Propsteipfk. St. Margareta.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Wieting (Klein St. Paul), Propsteipfk. hl. Margareta • Glocke • Turm • Gotische Majuskel •
Dringer, Rupert •
Bad Kleinkirchheim •
Salzburg, Stift St. Peter •
St. Kosmas, Fk. •
St. Stephan am Krappfeld, Pfk. •
Wieting, Propsteipfk.
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O Ruhmeskönig Christus, komm in Frieden, o heiliger Petrus, bitte für uns bei Gott.