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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

236 Althofen, Fk. u. ehem. Bürgerspitalk. hl. Cäcilia (Friedhofsk.) um 1510

Flügelaltar in einfacher Kastenform mit beweglichen Flügeln und Standflügeln. Im Schrein stehen drei gekrönte Figuren, die Gottesmutter Maria in der Mitte, links die hl. Margareta, rechts die hl. Cäcilia, unter einem bogenförmigen Rankenbaldachin. Die flache Predella zeigt Christus mit den zwölf Aposteln. Auf den beweglichen Flügeln sind an den Innenseiten in Flachrelief die hl. Katharina (links) und die hl. Barbara (rechts) appliziert. Die Flügelaußenseiten und die Standflügel sind bemalt und zeigen auf den beweglichen Flügeln die Hll. Martin und Wolfgang, auf den Standflügeln die Hll. Sofia (links) und Kunigunde (rechts); letztere sind trotz ihrer Attri bute, Sofia mit Schwert und Witwenschleier, Kunigunde mit Brotwecken und Krone über dem Schleier, beschriftet (Is. I u. II). Nach O. Demus1) ist die Zuordnung nicht stichhaltig: Die gekrönte Frau wäre demnach nicht Kunigunde, sondern Elisabeth, Sophie „kommt in Kärnten nur als barocke Allegorie“2) vor.

Altar: H. ca. 380 cm, B. 170 cm, Schrein: H. 130 cm, B. 91 cm, Bu. 3,2 (4,5) cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

I. S · soffia II. S kuni(g)vntta)

Anmerkungen
a) Die kapitalen Formen des S für S(ANCT) sind zierhaft ausgeführt. Das Wort kuniuntt ist in gotischer Minuskel gemalt, über dem i ist ein Punkt, das fehlende g ist nicht durch ein Kürzungszeichen angezeigt.

Kommentar

Die oben angedeutete fragliche Zuordnung der hl. Sofia und der hl. Kunigunde wird durch die entsprechende Beschriftung wohl eher wieder gesichert. O. Demus3) spricht allerdings in diesem Zusammenhang von „verderbten“ Inschriften, die möglicherweise nicht authentisch seien. Das Schriftbild entspricht aber durchaus dem Typus der spätgotischen Minuskel der Zeit des ersten Viertels des 16. Jahrhunderts: Es sind auch keine Anzeichen einer Übermalung oder späteren Restaurierung mit einer sichtbaren Veränderung der Bu. vorhanden. Der Flügelaltar wird der jüngeren Villacher Werkstätte zugeschrieben4), die Zusammenstellung der Figurengruppe (Wolfgang, Martin, und auch die weiblichen Hll.) entspricht durchaus einem Salzburger Einfluß, der auf Grund der Besitzverhältnisse gegeben war. Althofen war als salzburgischer Markt5) eine wichtige Zwischenstation zwischen dem Eisenberg­baugebiet Hüttenberg, welches dem EB von Salzburg unterstand, und dem Hauptort des Erzstifts in Kärnten, nämlich Friesach. In diese geographische und historische Situation greifen aktuelle Ereignisse der Zeit ein: Der Ort Althofen wurde von 1480 bis 1490 von den Ungarn besetzt, 1511 brachte das landesfürstliche St. Veit das Eisenniederlagsrecht großteils an sich, ein Aufstand von Bauern 1515 wurde von ständischen Truppen niedergeschlagen

1) Demus, Spätgotische Altäre 312. – Vg. auch Höfler, Tafelmalerei der Dürerzeit 162f., Nr. 37, Abb. 189–192, 199.
2) Demus, Spätgotische Altäre 312.
3) Ebenda.
4) Ginhart, Bau- und Kunstdenkmäler Althofens 40f. – Ginhart, Kunstdenkmäler St. Veit 67. – Müller-Guttenbrunn, Kärntner Schnitzplastik 119f., Kat.-Nr. 1. – Fritz, Flügelaltäre 10, Abb. auf S. 11. – Demus, Spätgotische Altäre 310f.
5) Vgl. dazu Braumüller, Althofens Geschichte 18f. – Fräss-Ehrfeld, Geschichte Kärntens Bd. 1 528f., 656f.: hier auch weiterführende Lit.
Literatur

Kunsttopographie Kärnten 5. – Hann, Romanische Bauüberreste 165. – Grueber, Wandbilder 1898, 89. – Ginhart, Bau- und Kunstdenkmäler Althofens 40f. – Ders., Kunstdenkmäler St. Veit 67. – Müller-Guttenbrunn, Kärntner Schnitzplastik 119f., Kat.-Nr. 1. – Fritz, Flügelaltäre 10. – Demus, Spätgotische Altäre 312, Abb. 361–368. – Gollmann, Althofen 60. – Höfler, Tafelmalerei der Dürerzeit 162f., Nr. 37, Abb. 189–192, 199. – Dehio Kärnten 2001, 14.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 236,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil2/kaernten-2-obj236.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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