Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
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Gurk, Pfk. u. ehem. Domkirche Mariae Himmelfahrt |
1518 |
Wappengrabplatte des Wilhelm Welzer von Eberstein, innen an der Nordwand des linken Seitenschiffes. Die Grabplatte war bis um 1929 im Fußboden eingelassen und ist daher stellenweise stärker abgetreten, die auf der breiten Rahmenleiste zweizeilig umlaufende Is. ist aber durchaus gut zu lesen. Im Bildfeld ist die Sockelzone mit zwei Relief-W. belegt. Die beiden W.-Schilde werden gleichsam als Helmzier von einer Mitra mit attributhaft eingestelltem Pedum überhöht und in der Mitte des Steines mit einem dem Gesprenge spätgotischer Flügelaltäre nachempfundenen Astwerkbaldachin geschmückt, geht hier in eine Fiale über, die oben mit einem Kreuz bekrönt ist. Oben wird das Bildfeld von einer Bogenarchitektur abgeschlossen.
H. 224 cm, B. 98,5 cm, Bu. 5,5 (8) cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.
Textedition
Venerabilis · in · cr(ist)oa) · p(ate)r · domin(us) ·/ Wilhelmus · Welczer · d͜e ·
Eb͜erstai(n) · p(re)p(osi)tusb) · et · arch(idiaconus) · Huius · kathedralis · eccl(es)ie
· Gurcen(sis) · Hoc ·/ ruin[o]sum · c[eno]bium · t(em)p(or)ib(us) · gwe/raru(m) ·
vndiq(ue) · reedificauit · Mvro · cinxit · P(ro)pugnaculisb) · munivit ·
Dilapsaq(ue) · erexit ·// Necnon · ecc/l(es)ia(m) · cum · locis · an/nexis ·
t[es]ti[tu]d[ini]b[us · alijsq(ue) · cerem]oniis · uti · f(a)cta · d͜ocent · fulciuit ·/
pontificalia · p(ro) · p(re)p(osi)tisb) / [Cu]m · [no(n)n]ullis · [i]nsignib(us) /
priuilegys · iux(ta) · l(itte)ras · ap(osto)licas · impetrauit · ta(n)de(m) · qui ·
O(biit) · i(n) · di[e] · An(n)u(n)c(ia)tio(n)is · in · 1 · 5 · 1 · 8 ·
Anmerkungen
Datum: 1518 März 25.
Wappen: Welzer1), Eberstein2).
Kommentar
Wilhelm Welzer von Eberstein war von 1487 bis zu seinem Tode am 25. März 15183) Gurker Dompropst. Schon 1470 wird er als Dechant von Gurk („Techant des tuembs zu Gurkch“4)). genannt und verblieb in dieser Funktion bis 1487. Nach dem Tode von Bischof Lorenz Freiberger (vgl. Kat.-Nr. 170), der zugleich auch das Amt eines Dompropstes ausgeübt hatte, erfolgte am 16. April 1487 seine Wahl zum Gurker Dompropst. Er hat eine reiche Bautätigkeit entfaltet5): 1490 hat er den 1468 begonnenen Propsthof (vgl. Kat.-Nr. 173) fertiggestellt, die Dreifaltigkeitskapelle geht auf ihn zurück; um 1500 erfolgte die Einwölbung des Chorhauptschiffes, er hat das Kapitelgebäude teilweise restauriert, der Kreuzgang wurde eingewölbt, für den Kreuzgang wurden vermutlich noch im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts die Hemma-Tafeln in Auftrag gegeben. Unter Propst Wilhelm Welzer erhielt das Gurker Domkapitel mit päpstlichem Indult vom 24. April 14986) die Ausstattung mit den den Lateranischen Chorherren zustehenden Vorrechten für die Kanoniker, weiters die Gurker Dompröpste durch das Indult vom 22. Juni 14987) das Privilegium, sich bei Abwesenheit des Bischofs der Pontifikalien bedienen zu dürfen und die Benediktion zu erteilen. Von 1483 bis 1487 war er Dekan in Gurk und kaiserlicher Kaplan8). Wilhelm Welzer von Eberstein entstammte einer sehr angesehenen Kärntner Adelsfamilie9): Der Vater Moritz II. Welzer war in zweiter Ehe mit Elisabeth von Herberstein verheiratet und diese war wiederum die Tochter des Günther von Herberstein und der Anna von Eberstein10); aus dieser Verwandtschaft rührt der Name „Eberstein“ her. Von den vier Brüdern des Dompropstes war Heinrich (III.) der begabteste und gebildetste11), höchste politische Ämter erreichte der jüngste Bruder Veit I. Welzer (vgl. Kat.-Nr. 362); er war von 1494/1495 bis 1520 Landesverweser der Hauptmannschaft in Kärnten, von 1520 bis zumindest 1537 war er dann Landeshauptmann in Kärnten12).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Gurk, Pfk. u. ehem. Domkirche Mariae Himmelfahrt • Wappengrabplatte • Gotische Minuskel mit Versalien • Inschriften des Totengedenken •
Eberstein, Anna •
Herberstein, Elisabeth •
Herberstein, Günther •
Peraudi, Raimund •
Welzer von Eberstein, Heinrich III., Moritz II., Veit I., Wilhelm •
Eberstein •
Gurk, Domkirche
Abbildungen
Abb. 132: Grabplatte Propst Wilhelm Welzer von Eberstein (1518) ©
Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)
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Der in Christus hochwürdige Pater, Herr Wilhelm Welzer von Eberstein, Propst und Erzdiakon dieser Kathedrale des Bistums Gurk, hat dieses baufällige Kloster zur Kriegszeit rundum wieder aufgebaut, mit einer Mauer umgeben, mit Bollwerken befestigt, Verfallenes aufgerichtet und die Kirche mit anstoßenden Baulichkeiten und Gewölben und anderen Zeremonien versehen, wie das Ergebnis zeigt. Die Pontifikalien hat er für die Pröpste nebst anderen Privilegien nach Ausweis der päpstlichen Urkunden erwirkt. Schließlich starb er am Tag der Verkündigung 1518.