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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

285 Friesach, Heiligblutkirche 1522 oder 1532

Wappengrabplatte aus weißem Marmor der Sophia Reifnitz, außen an der Chornordwand der Kirche. Die Grabplatte ist oben dreieckig gegiebelt, stellenweise schon stärker ausgebrochen und verwittert. Im Bildfeld ist in einem vertieften Dreipaß ein W.-Schild eingestellt. Die umlaufende Is. beginnt links oben auf der gegiebelten Fläche und ist stellenweise schon sehr stark zerstört.

H. 188 cm, B. 82 cm, Bu. 7 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

Hije · leijt · begr/aben · fraw ·/ Sophia · Reifniczerin · Ab͜btesin · dies · g[ot]shaws ·/ Die · g[estor]ben · [ist ·/ …..]ea) · geburdeb) · [….] · vnsers · herren · 1 [· . · .] · 2c)

Anmerkungen
a) einige nicht klar identifizierbare Buchstabenfragmente.
b) anschließend einige nicht klar identifizierbare Buchstabenfragmente.
c) Trennzeichen: paragraphenzeichenförmige Zierpunkte auf Zeilenmitte.

Wappen: Reifnitz1).


Kommentar

Sophia Reifnitzer war vom 26. Dezember 1508 bis 12. Feber 1516 Priorin des Zisterzienserinnenklosters im Sack zu Friesach, danach zumindest bis 20. Mai 1521 Äbtissin2). Sie gehörte einem Nebenzweig der Reifnitzer3) an oder zur Familie des Bartholomäus Reyffnicz, dem 1433 ein W. verliehen wurde. Sie ist als Priorin und dann als Äbtissin mehrfach erwähnt, scheint aber nach dem 20. Mai 1521 nicht mehr urkundlich auf. Vor 1538 wird als Äbtissin Walpurga Leininger genannt, von 1538 ist dann Margret Schreimlein in dieser Funktion bezeugt. Ihr folgte am 13. Dezember 1568 als letzte Äbtissin bis zur Aufhebung des Klosters Katharina Pairin, die am 15. Dezember 1603 gestorben ist4). Die Äbtissin Sophia Reifnitzer muss also nach 1521 und vor 1538 gestorben sein. Da ihr Todesdatum aber auf der Grabplatte nur teilweise erhalten ist, ist keine genaue Festlegung möglich. Die Heiligblutkirche, auch Seminarkirche oder Kirche im Sack genannt, ursprünglich eine Gründung des Zisterzienserklosters Viktring5), stammt in der heutigen Form aus dem 14. Jahrhundert6) und wurde in spätgotischer Zeit umgebaut. Das heute nicht mehr erhaltene Klostergebäude diente schon dem 1217 in Friesach angesiedelten Dominikanerorden7), 1258 wurde es Zisterzienserinnenkloster8), welches bis 1603 mit einer Priorin besetzt war9) und 1608 vom Salzburger Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau (1587–1612) aufgehoben wurde10).

1) Spitze. – Vgl. dazu ÖStA, Reichsregister Bd. I fol. 204 u. Reichsregister Ferdinand I. Bd. I fol 143’ (1528); im Reichswappenbuch I im ÖSTA, Verwaltungsarchiv, ist ein W. der Reifnitzer wiedergegeben: Von G. u. B. gespalten, auf einem schw. Dreiberg ein schw. Geier (Adler), der einen Ring im Schnabel hält; Gekr. Steckhelm mit g.-b. Decken und als Helmzier: der Geier (Adler) zwischen einem g. u. b. übereck get. Hörnerpaar (Büffelhörner), die mit Pfauenfedern bestückt sind. – Vgl. dazu Kindler v. Knobloch/Klemme, Wappenbuch LI, Nr. 368. – Pagitz-Roscher, Kloster 737 (Anm. 97).
2) Pagitz-Roscher, Kloster 787. – Wadl, Entwicklung 11, 24, 33f. – Zedrosser, Friesach 1953, 144 (mit falscher Lesung des Namens).
3) MC VIII Nr. 567 (1321 II 6: Fricz von Reifencz führt eine Schlage im Schild) bzw. MC IX, Siegelbeilage (hier ein Adler ?).
4) KLA, AUR A 1718 (1508 XII 26). – SLA, Geheimes Archiv Katenichl XXXIX/1, Nr. 39, fol. 28–28’ (1516 II 12). – KLA, AUR A 1869 (1520 IX 14) u. AUR A 1880 (1521 V 20).
5) Pagitz-Roscher, Kloster 787.
6) Hohenauer, Friesach 127. – Pagitz-Roscher, Kloster 719. – Wadl, Entwicklung 33.
7) Ebenda.
8) Hohenauer, Friesach 127. – Zedrosser, Friesach 1953, 142. – Pagitz-Roscher, Kloster 720f.
9) Hohenauer, Friesach 127 (irrtümlich 1606). – Hohenauer, Kirchengeschichte 129f. – Jaksch, Monumenta Bd. 2 347. – Pagitz-Roscher, Kloster 763. – Wadl, Entwicklung 33.
10) Pagitz-Roscher, Kloster 774f.
Literatur

Zedrosser, Friesach 1926, 75. – Ders., Friesach 1953, 144. – Pagitz-Roscher, Kloster 737f., 738 (mit Abb.). – Dehio Kärnten 2001, 171.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 285,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil2/kaernten-2-obj285.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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