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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

357 Klagenfurt, Diözesanmuseum 1537

Votivbild des Peter Latnecker aus Hüttenberg, ursprünglich in der Pfk. u. Wallfahrtsk. U. l. Frau in Waitschach (Hüttenberg), seit 1975 im DMG in Klagenfurt: Auf einer Leinwand ist oben ein gerüsteter und bewaffneter Türke dargestellt, der einen mit Ketten gefesselten Mann hinter sich nachzieht. In der rechten oberen Ecke thront in einem Wolkenband Maria mit dem Kind und der hl. Leonhard. Das Schriftfeld darunter zeigt auf weißem Grund mit roten Zeilenlinien eine fünfzeilige Beschriftung mit schwarzer Farbe.

Maße ohne Rahmen: H. 49,5 cm, B. 46 cm, Bu. 1,3 (2) cm. – Gotische Minuskel mit Frakturelementen.


Textedition
			

An(n)o d(omi)ni 1537a) pin ich peter latnecker purger zue huetenwerg / mit sambt andern redlichen kriegsknechte(n) gefancklich v(on) de(n) türcke(n) / ge(n) Constantinopl gefüe(rt) do seibs in mein nöte(n) die Junckfraw maria vn(d) / s(anct) lienhart angerueft die mier durch ier fürbit von de(r) genade(n) gotz / Aws pant eysn vnd gefäncknus erledigtb) ·

Anmerkungen
a) die Ziffer 7 ist lambdaförmig.
b) über manchen Bu., so vor allem beim i, ist ein kleiner Kreis als i-Punkt darüber gesetzt. – abschließend ein paragraphenförmiger Zierpunkt.

Kommentar

Im Jahre 1532 hatte Sultan Soliman neuerlich einen Angriff gegen Güns und Wien geführt und war auf dem Rückzug über Graz nahe an die Kärntner Grenze gekommen. Der Landesverweser Veit I. Welzer von Eberstein hatte erfolgreich zur Verteidigung der Südostgrenzen des Landes aufgerufen1), einen Einfall einer kleineren Schar von Türken am 14. September 1532 in das Lavanttal bis nach St. Leonhard und sogar bis nach Hüttenberg konnte man aber nicht verhindern. Hier aus der Gegend von Hüttenberg soll sie Veit I. Welzer wieder vertrieben haben2). Die Gefangennahme und Verschleppung des Hüttenberger Bürgers Peter Latnecker kann wohl nur bei diesem Einfall 1532 erfolgt sein, da für 1537 kein derartiger Überfall bekannt ist. Das Votivbild wurde wohl erst nach der Befreiung aus der Gefangenschaft in Auftrag gegeben, möglicherweise geschah dies 1537.

1) Aelschker, Geschichte Kärntens Bd. 2 805f. – Stumberger, Welzer 115.
2) Hermann H., Handbuch Bd. 2 31 (Anm.): Hier steht 1535 und der Vermerk, dass in diesem Jahr kein Einfall war und die Jz. sich auf die Befreiung beziehen könnte.
Literatur

Kunsttopographie Kärnten 480 (wird hier irrtümlich mit einer Malerei aus dem Jahre 1626 in Verbindung gebracht!). – Hartwagner, Kärnten 257.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 357,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil2/kaernten-2-obj357.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten  Politischer Bezirk St. Veit an der Glan  Klagenfurt, Diözesanmuseum    •  Votivbild  •  Gotische Minuskel mit Frakturelementen  •  Latnecker, Peter  •  Soliman  •  Welzer von Eberstein, Veit I.  •  Hüttenberg, Pfk.  •  Klagenfurt, Diözesanmuseum  •  Waitschach, Wallfahrtskirche  •  Wien

Abbildungen

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Abb. 160: Votivbild (1537)
©  Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)