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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
372 |
Friesach, Deutschordenshaus |
1546 |
Tafelbild auf Holz in der Manier eines Epitaphs als Gedächtnisdenkmal für Gabriel Kreuzer, im Gang zur Klausur des Deutschordenskonvents. Das Gemälde zeigt links unten den knienden, gerüsteten Ordensritter, zu seinen Füßen in der linken Bildmitte ein W. Rechts davon wird das Bild von einer weißen Schrifttafel mit einer sechszeiligen, gemalten Is. (I) ausgefüllt. Aus einem Wolkenband erhebt sich in der Bildmitte auf einer Weltkugel der Pantokrator, seitlich links begleitet von Maria Magdalena, dabei ein Spruchband (II), rechts Johannes; über die beiden Heiligen sind zwei musizierende Engel gestellt. Das Bild ist teilweise schon stärker abgeblättert und renovierungsbedürftig. Auch die Schrift ist an manchen Stellen leicht beeinträchtigt: eine gemalte Schrift mit kapitalen Bu. – was in dieser Zeit eher selten ist – mit Zierelementen und guter Raumaufteilung.
H. 200 cm, B. 159 cm, Bu. I. 3(4,4) cm, II. 2 (2,5) cm. – Kapitalis.
Textedition
I.
· GABRIELa) · KHREVZER · RITTER ·/ RÖ(MISCH) KHV(NIGLICHER)
M(AJESTÄ)T E(T)C(ETERA)b) RATT ·/ LANNDTCOMENTHEVR ·/
DER · NIDEROSTERREICHISHEN ·/ BALEV · TEVTSCHS · ORDENS ·/
E(T)C(ETERA)c) · 1 · 5 · 46
II.
O HER · MEIN · GOT ·// ERPARM · DICH · MEIN ·
Anmerkungen
Kommentar
Das Tafelbild weist in seiner Darstellung eine einfache Komposition auf, was sowohl die künstlerischen Möglichkeiten betrifft, wie auch die farbliche Gestaltung. Die Kreuzer (Kreutzer, Khreuzer, Creuzer) waren eine Bürger- und später dann wohl Edelknechtsfamilie aus Krain-Görz2), die sich dann auch in Kärnten und Niederösterreich ansässig machte. Ein Sigmund Kreuzer war von etwa 14553) bis um 1470 Verweser der Landeshauptmannschaft in Kärnten3), nachdem er zuvor als landesfürstlicher Pfleger auf Landskron und Finkenstein gewirkt hatte5). 1468 übernahm er die Vogtei über die Propstei Wieting6). In der Rüstordnung von 1446 wird er unter den Rittern genannt7). Die Kreuzer waren auch die Erbauer des Schlosses Rothenthurn bei Spittal an der Drau, denen auch Weißenstein verpfändet war8). Ein Ruprecht Kreuzer stand in kaiserlichen Kriegsdiensten und wird 1466 zu Wiener Neustadt9) genannt. Er begründete die kurz dauernde Linie zu Kottingbrunn bei Baden, die nach 1500 erlosch10). Ein Sohn des Landesverwesers Sigmund Kreuzer, der sich Sigmund Kreuzer zu Wernberg und Kottingbrunn genannt haben soll10), hatte vier Söhne, darunter Gabriel Kreuzer. Er wurde 153512) Ritter des Deutschen Ordens (in Friesach?), war dann ab 1531/32 Hauskomtur in Wiener Neustadt13), 1535 auch von Wien14), seit 1542 war er Statthalter der Ballei Österreich15). Er war 1540 Regimentsrat von Ferdinand I.16), später auch Hofrat von Maximilian II., auch Rat von Erzherzog Karl, und erwarb die Landsmannschaft in der Steiermark17). Von 1550 bis 1564 war er nach F. K. Wißgrill18) „Statthalter=Amts=Verwalter“ in der niederösterreichischen Regierung. Gabriel Kreuzer ist am 1. Dezember 1568 in Wien gestorben und fand in der dortigen Deutschordenskirche in der Singerstraße seine Grablege19). Ein figurales Grabdenkmal aus dem Jahre 1569 hat sich als Gedächtnisdenkmal auch in der Stpfk. und Propsteik. Mariä Himmelfahrt (ehem. Dom) in Wiener Neustadt erhalten20).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Friesach, Deutschordenshaus • Tafelbild • Holz • Kapitalis •
Ferdinand I. •
Karl II. •
Kreuzer, Gabriel •
Kreuzer, Ruprecht •
Kreuzer, Sigmund •
Kreuzer zu Wernberg und Kottingbrunn, Sigmund •
Maximilian I. •
Maximilian II. •
Baden bei Wien •
Finkenstein, Burg •
Friesach, Deutschordenskonvent •
Kottingbrunn bei Baden •
Landskron, Burg •
Rothenthurn, Schloß •
Spittal an der Drau •
Weißenstein, Schloß im unteren Drautal •
Wien, Komturei •
Wiener Neustadt, Komturei •
Wieting, Propstei
Abbildungen
Abb. 161: Tafelbild (1546) ©
Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)
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