Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
385 |
Gurk, Pfk. u. ehem. Domkirche Mariae Himmelfahrt |
um 1549 |
Flügelaltar, innen am Westende des nördlichen Seitenschiffes an der Südwand, gestiftet vom Gurker Dompropst Christoph Galler. Dieser polychromierte Renaissance-Schnitzaltar steht auf einem Gedenkstein des Stifters aus dem Jahre 1549 (vgl. Kat.-Nr. 381). Im Schrein ist in einer renaissancezeitlichen Nischenarchitektur (Ädikula) der Tod Mariens dargestellt, darüber in der Lünette, einem halbkreisförmigen Tympanon, ist die Halbfigur Gottvaters abgebildet (nach A. Fritz der segnende Heiland1), Christus Salvator); die seitlichen Flügel zeigen auf den Innenflächen links den hl. Christophorus (sic!) mit dem Kind, rechts Anna Selbdritt (die Mutter des Stifters hieß Anna). Auf den Flügelvorderseiten bildet eine Reliefdarstellung des Ölberges den zentralen Hintergrund beider Tafeln, die links die drei schlafenden Apostel Petrus, Jakob und Johannes, hoch darüber den Engel mit dem Kelch, rechts den knienden Christus, darüber hinter einem Lattenzaun Judas mit geharnischten Kriegern, wiedergeben. Die sehr schmale Predella zeigt vier farbige Wappen in der mehrfach überlieferten Ahnenreihe (vgl. Kat. Nrr. 381, 383 u. 428) und in einem weißen gemalten Schriftband die dazugehörigen Namens-Is.
H. 220 cm, B. 171 cm; Predella: H. 26 cm, B. 117 cm. Bu. 2,3 cm. – Kapitalis.
Textedition
GALLER // ZOBELSPERGER WELTZER // H͜ALLEGKER
Anmerkungen
Wappen: Galler2), Zobelsperger3), Welzer4), Hallegg5).
Kommentar
Der Flügelaltar wurde von Dompropst Christoph Galler (1525–1549) gestiftet6) und gibt die polychromierten Wappen der beiden Eltern und der beiden „Ahnfrauen“ wieder: Die Färbung entspricht leider nicht mehr den ursprünglichen heraldischen Tinkturen, z. B. bei Welzer in Schwarz eine goldene (richtig: silberne) linke Schrägspitze, bei Hallegg geteilt und zweimal gespalten von Gold (richtig: Silber) und Rot; die Galler selbst führten in Schwarz einen goldenen Schrägrechtsbalken (vgl. Anm. 2).
Der Altar gehört zu den ganz wenigen erhaltenen Renaissance-Altären Kärntens und scheint das Werk eines bayrischen Meisters zu sein7). Nach O. Demus könnte der figürliche Teil des ebenfalls von Propst Galler 1549 gestifteten Gedenksteines (kein Epitaph) vom gleichen Meister stammen wie der Flügelaltar8). Ginhart-Grimschitz9) datieren den Altar in die Zeit um 1530, wohl mehr als ein Jahrzehnt zu früh10); dieser Datierung folgt dann auch A. Fritz11).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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