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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

450 Friesach, Dominikanerk. hl. Nikolaus 1565

Wappengrabplatte des Christoph Freiherr von Thannhausen aus gelblichem Marmor an der Südwand der Dominikuskapelle (ehemals Thannhausenkapelle). Oben befindet sich in einem vertieften quadratischen Feld ein in eine Rundbogenarchitektur gestelltes Relief-W. mit zwei Helmen und Helmzier: Thannhausen; durch das W. werden die ersten elf Zeilen der 18-zeiligen Is. (I) in der Mitte unterbrochen. Darunter ist ein 20-zeiliges Reimgedicht (II) mit seitlich eingerücktem Rand beigefügt. Die Schrift ist seitlich durch Reste von Mörtelverputz beeinträchtigt.

H. 162 cm, B. 110 cm, Bu. 2–2,8 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

I. HIEa) · RVET · IN ·// CH͜RISTO · DER / WOLGEBORN // VND . FVR=/TREFELICH ·// BERVEMBT ·/ HERR · HERR ·// CH͜ RISTOFa) / FREYHERRa) ·// VON · THANN/HAVSEN ·// ERBTRVGSESa) / DES · ERZ//STIFFTS · SALZ/BVRGa) · FVRST//LICH͜ER · DVRCH͜L/EVCHTIKH͜EIT // ERZH͜ERZOGa) / CARLSa) · ZV ·// ÖSTERREICH / ETC(ETERA) // GEWESTER / RATHa) · VND LANDSa) · HAVBMANb) · DES · ERZH͜ERZOG · THVMBS ·/ CARNTN · WELCH͜ER · SEIN · IN · TRVEBSAL · ZVEBRACHT · LEBEN ·/ SELIGKLICH · BESCHLOSSEN · HAT · AM · 24 · TAG · MARTY · NACH ·/ VNSERS · HAILADSb) · ERLOSERS · VND · SELIGa) · MACH͜ERS · GEBVRT ·/ 1 · 5 · 65 · IAR · DER · ALMECHTIG · GOT · VERLEICH · IM · SAMBT · ALLEN ·/ AVSER · WELDEN · AM · TAG · SEIN͜ESa) · AINGEBORN͜EN · SONS ERSCHEINVNG ·/ AIN FROLICH͜E · AVFEBSTEVNGb) · ZVM · EWIGEN · LEBEN · AMEN · II. ICHa) · BIN · AVS · FREYH͜ EM · STAM · GEBORN · VNDa) · ZV · AINEM · KHIND · GOTES · ERKHOENc) · BESPRENGTa) · MIT · IH͜ESVa) · CH͜RISTI · BLVET · IMa) GLAVBEN · FAST · ICH · SOLCH͜ ESa) · GVET · INa) · ANGST · BRACHT · ICH · MEIN · LEBEN · ZVE · NVNa) SCHLAFF · ICH · HIE · IN · MEINRb) · RVE VNDa) · HOFF · AVF · AIN · BESSERS · LEBEN · WELICHSa) · MIER · MEIN · GOT · AVS · GNAD · WIL · GEBEN WENa) · KLINGEN · WIRET · DER · BOSAVENd) · STIM MEINa) · SEVFFZEN · LIEBER · GOT · VERNIM · BEWARa) · DEIN · WERDE · CHRISTENHAIT VORa) · KEZEREY · VND · HERZEN · LAIT · MEINa) · LIEBSTEN · GMACHL · VND · M͜EIN · KHIND · DIEa) · AVF · DEIN · BLVET · GETAVFFET SIND ERHALTa) · SY · HERR · IN · DEIN · BEVELCH · BEHVETa) · IHR · LEIB · EHR · GVET · VND · SEEL VNDa) · KHOM · SCHIER · MIT · DEIN · IVBEEe) · IAR MEINa) · H͜ERZ · VERLANGET · GANZ · VND · GAR BRINGa) · VNS · VOR · DIER · IN · F[R]EVD · ZV · SAMEN WERa) · HIE · FVR · GET . S[P]RECHa) · AMEN ·

Anmerkungen
a) vergrößerter Versal.
b) sic!
c) für ERKO(R)EN.
d) für BOSAV(N)EN.
e) wohl für IVBEL.

Reimspruch.


Datum: 1565 März 24.

Wappen. Thannhausen1).


Kommentar

Christoph Freiherr von Thannhausen war der älteste Sohn des Franz I. Freiherr von Thannhausen (vgl. Kat.-Nr. 378†) und der Regina Freiin von Firmian. Er war nach Bucelinus2) zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Anna Frein von Hoffmann, die Ehe blieb kinderlos, und in zweiter Ehe mit Clara Freiin von Rogendorf3). Er war nach dem Tode seines Vaters mit den salzburgischen Stammlehen 1551 ausgestattet worden4). Seit 1561 wirkte er als salzburgischer Erbtruchseß5) – dieses Amt blieb in der Folge in der Familie – und Rat Kaiser Ferdinands I.6), dann des Erzherzogs Karl von Österreich, weiters Kammerrat in den niederösterreichischen Ländern7). Von 1557 bis zu seinem Tode 1565 bekleidete er das Amt eines Kärntner Landeshauptmannes8). Durch seine zweite Ehefrau, Clara Freiin von Rogendorf, war er in Niederösterreich (Herrschaft Neulengbach) reich begütert und zog sich 1564 auf diese Güter zurück. Er ist am 24. März 1565 gestorben und liegt in der Dominikanerkirche zu Friesach begraben.

1) Vgl. dazu Kat.-Nr. 257.
2) Bucelinus, Germaniae p. 3 231: Bei Anna Hoffmannin steht „improles“, bei Clara von Rogendorff werden 3 Söhne (Wilhelm, Ehrenreich und Franz) und 1 Tochter (Anna, verheiratet mit Adam von Puchheim) genannt.
3) Ebenda. – Vgl. dazu auch Raab, Thannhausen 22f.: Er nennt vier Söhne, also noch zusätzlich einen Sigmund.
4) Raab, Thannhausen 20f.
5) Beckh-Widmanstetter L., Grabdenkmäler Thannhausen 31.
6) Megiser, Annales Carinthiae Teil 2 fol. 1497f. – Er beschreibt ihn wie folgt: Er ist gewesen / ein from(m)er / Christlicher / Gottsfürchtiger / hochgelehrter Herr / in Sprachen vnd Historien fast erfahren. Er war eines tapffern Gemütes / nothleidig vnd in Anschlägen wunder geschwinde / fürsichtig vnd bedächtig / auch in der verwaltung seiner Landshauptmannschaft ernst vn(d) sanfftmütig / wie es die gelegenheit der Zeit / vnd das wesen des Handels / erforderte.
7) Beckh-Widmanstetter L., Grabdenkmäler Thannhausen 31.
8) Webernig, Landeshauptmannschaft 1987, 21.
Literatur

KLA, Hs. GV 10/53, 247. – STLA, Stadl, Ehrenspiegel IV fol. 634. – Hohenauer, Friesach 132. – Benedikt, Mittheilungen 179. – Herrmann H., Friesach in Kärnthen XXVII. – Raab, Thannhausen 22. – Beckh-Widmanstetter L., Grabdenkmäler Thannhausen 27. – Hauser Hu., Illustrierter Führer 30f. – Zedrosser, Friesach 1926, 72. – Ders., Friesach 1953, 139. – Leitner F., Gabrielus Bucelinus 682f. – Dehio Kärnten 2001, 170.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 450,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil3/kaernten-2-obj450.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 187: Grabplatte Christoph
von Thannhausen (1565)
©  Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)