Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
451 |
Grades (Metnitz), Pfk. hl. Andreas |
1566 |
Epitaph aus weißem Solnhofer Plattenkalk des Onophräus Rainer zum Erb, innen am südseitigen Pfeiler der Orgelempore. Oben knien im vertieften Bildfeld in Relief der Verstorbene und seine Ehefrau als Stifterin des Epitaphs vor dem Kruzifix, das am oberen Schaft einzeilig beschriftet ist (I); vor den beiden Personen sind die jeweiligen Relief-W. mit Helmzier und Helmdecken beigestellt. Der untere Teil des Grabdenkmals wird von einer Schrifttafel ausgefüllt, mit einer neunzeilige Beschriftung (II) durch eine in Steinätzung erhaben herausgearbeitete, zierhafte Frakturschrift.
H. 72 cm, B. 56,5 cm, Bu. 2 (4) cm. – Fraktur.
Textedition
I.
· I · N · R · I ·
II.
Veronica Furtmayrin Gebornne Freyin Zw Spauer / hat disen Stain Zw
gedechtnus des Edlen vnd Vessten Ono=/pherusen Rainerers Zum Erb. Ihres
geliebten gema=/hels selligen. Des Hochwierdigen Fürsten vnnd / herrn herrn
Vrbans Bischofen Zu Gurckh gewesnen / Pflegers am Grates lassen machen.
Welcher Allda / an sand Matheustag Jm 1566. Jn dem herrn ist / Endschlaffen.
Dem Gott sambt allen glaubigen seele(n) / welle gnedig vnnd Barmhertzig sein.
Amen ·
Datum: 1566 September 21.
Wappen: Rainer zum Erb1), Spaur2).
Kommentar
Die Beschriftung dieses Epitaphs ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil es sich hier um eine der seltenen Steinätzungen in Kärnten handelt3). Die Fraktur zeichnet sich durch die Schnörkel an Ober- und Unterlängen und bei der Interpunktion aus. Schon A. Kieslinger hat in diesem Zusammenhang auf das Werk von Urban Wyss, Ein neuw Fundamentbuch (Zürich 1562) hingewiesen.
Die Rainer zum Erb stammten aus Bayern und sind bereits ausgestorben. Onophräus Rainer zum Erb kam als Gurker Pfleger der Herrschaft Grades unter Fürstbischof Urban Sagstetter (1556–1573)4) nach Kärnten und hat die Schwester des nachfolgenden Gurker Bischofs Christoph Andreas von Spaur (1573–1603)5), Veronika von Spaur und Valor geheiratet. Nach seinem Tod hat sie sich mit einem Dr. Wolfgang Furtmair, der Burghauptmann in Straßburg war und um/vor 1576 gestorben ist, vermählt. In dritter Ehe war sie dann seit 29. Oktober 1576 mit dem Quästor zu Straßburg und späteren Kärntner Landesvizedom Hartmann Zingl verheiratet6). Sie ist am 21. Oktober 1596 gestorben und fand in der Kollegiatkirche zu Straßburg ihre Grablege (vgl. dazu Kat.-Nr. 585). Onophräus Rainer zum Erb ist in Grades gestorben und erhielt zum Gedächtnis von seiner Frau ein bemerkenswertes Epitaph gestiftet.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Grades (Metnitz), Pfk. hl. Andreas • Epitaph • Solnhofer Plattenkalk • Fraktur • Inschriften des Totengedenken •
Furtmair, Wolfgang •
Rainer zum Erb, Onophräus •
Rainer zum Erb, Veronica •
Sagstetter, Urban •
Spaur, Christoph Andreas •
Spaur auf Flavon und Valor, Veronika •
Zingl, Hartmann •
Grades, Pfk. •
Straßburg
Abbildungen
Abb. 186: Epitaph Onophräus Rainer zum Erb (1566) ©
Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)
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KLA, Hs. GV 10/53, 267. – Kieslinger, Kärntner Steinätzungen 48f., Abb. 16. – Dehio Kärnten 2001, 229.