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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

456 St. Veit a. d. Glan, Stpfk. hl. Veit u. Hl. Dreifaltigkeit 1566

Wappengrabplatte aus weißem Marmor des Andrä Mägerl von und zu Dornhof, außen an der Westfassade, links vom Portal der zweite Stein. Eine Inschriftplatte mit Rollwerkrahmung trägt oben eine achtzeilige Is. (I). Darunter findet sich eine renaissancezeitliche Bogenarchitektur, am Bogen ist eine einzeilige Is. (II) festgehalten, in die Nische ein Relief-W. eingestellt. Darunter sind drei weitere W.-Schilde angeordnet. Die drei W.-Schilde sind teilweise abgeschlagen. Die Schrift war ursprünglich schwarz nachgezogen, die Anfangsbuchstaben goldfarben.

H. 206 cm, B. 108 cm, Bu. I. 3,5 (5) cm, II. 3,2 cm. – Gotische Minuskel mit Fraktur-Versal(ien) (I), Kapitalis (II).


Textedition
			

I. Hie ligt Begraben der Ernuest vnd Furnemb / Andre Megerl gewester Ratczburger alhie / sambt dreyen seinen Eelichen hausfrawen vnd / Kinden dennen Gott der Herr Genedig vnd / Barmhertzig sein vnd ein Fröliche auferste=/ung verleihen welle Zum Ewigen leben wel=/licher gestorben ist am · 12 · Aprillis Jn den / · 1566 · Jar · II. · MORIMVR · VT · RESVRGAMVS ·

Anmerkungen

Wir sterben, damit wir auferstehen.


Datum: 1566 April 12.

Wappen: Mägerl von und zu Dornhof1), Unger2) (?), unbekannt3), Hagen2).


Kommentar

Die Mägerl stammen aus Reisach im Gailtal und sind im 16. Jahrhundert in Kärnten an verschiedenen Orten in gehobenen Positionen nachweisbar, gehörten nachweislich zu den bedeutendsten Kaufmannsfamilien in St. Veit und Villach4). Andrä Mägerl wirkte 1550 als Stadtrichter5), 1557 als Bürgermeister6), vor/um 1566 war er Ratsbürger zu St. Veit7). Sein Bruder Joachim Mägerl war Villacher Ratsbürger und ist dort 1584 gestorben8). Dessen Grabplatte an der Außenwand der Jakobskirche in Villach ist in mehrfacher Weise dem älteren St. Veiter Grabdenkmal verwandt: Das Wappen und seine Anordnung sind ident, aber auch die Formel der Grabinschrift lautet bei beiden Grabplatteen nahezu gleich; dazu kommt derselbe Leitspruch auf beiden Denkmälern: MORIMVR VT RESVRGAMVS. Es ist sehr wahrscheinlich, dass beide Grabplatten in der gleichen Werkstätte gefertigt worden sind, wenngleich 18 Jahre dazwischen liegen. Die beiden Brüder erhielten von Kaiser Karl V. zu Augsburg am 18. Februar 1548 einen Wappenbrief verliehen. Die Zuordnung der Ehefrauen des Andrä Mägerl auf Grund der drei Wappen ist nicht gesichert. Nach Anton Pantz9) könnte die erste Frau der Murauer Familie der Unger, die dritte dem Geschlecht derer von Hagen zugeordnet werden. Unbekannt bleibt die zweite Ehefrau, die im Wappen einen Greif führte, wobei dies aber heraldisch interessant ist, weil dieser Greif bei der Wappenvermehrung im Jahre 1589 ins Mägerl‘sche Wappen aufgenommen wurde. Im Jahre 1583 ist ein Joachim Mägerl Bürgermeister10) der Stadt St. Veit. 1594 melden die beiden Brüder Sigmund Mägerl, Ratsbürger und Handelsherr zu St. Veit, und Andrä Mägerl „Ansprüche an den Nachlaß des 1584 zu Villach verstorbenen Joachim“11)an. Von den Kindern des Andrä Mägerl sind die beiden Söhne Matthäus und Andrä bekannt. Dieser Andrä der Jüngere war Eisenhändler auch in Althofen und besaß den Hohenpressen und Bergbaue im Mosinzgraben. Er ist 1589 gestorben. Seine Söhne Georg und Ehrenreich Mägerl haben 1589 das Schloss Dornhof bei St. Veit (vgl. Kat.-Nr. 652†) erworben12). Am 10. Juni 1589 erhielten die beiden Brüder einen Adelsbrief mit einer Wappenvermehrung durch Aufnahme des Greifen13). Georg war ebenfalls Gewerke am Hüttenberger Erzberg. Am 12. Feber 1607 erhielten Georg und Ehrenreich Mägerl sowie ihr Vetter Matthias zu Graz das Prädikat „von und zu Dornhof“14), im gleichen Jahr werden Georg Ehrenreich, Mathes, Kaspar und Erasmus „die Gebrüder Mägerl zu Dornhofen auf Grund ihres adeligen Herkommens und persönlichen Zuzuges gegen Petrinia“15) unter die Landstände Kärntens aufgenommen16).

1) KLA, WB A fol. 92 u. WB C fol. 132a. – Si 3/89.: von Gold und Blau gespalten, belegt mit einer farbgewechselten heraldischen Lilie, geschl. Helm mit Wulst, darauf offener Flug mit der Lilie dazwischen. – Vgl. auch Wutte, Wappen 135.
2) Links im geteilten Schilde ein Mann in engem, langem Rock und einen Streitkolben in der rechten Hand (Unger), in der Mitte ein rechtsaufsteigender Greif (?), rechts ein Stierkopf (Hagen ?) – KLA, WB A fol. 65 u. WB C fol. 193a bzw. 97b. – Si 3/88: in Silber ein schwarzer, rotbezungter Stierkopf. – Vgl. auch Wutte, Wappen 135.
3) Das W. ist fast zur Gänze angeschlagen: möglich wäre hier: ein rechtsaufsteigender Greif (?).
4) Pantz, Gewerken 24. – Dedic, Kärntner Exulanten 1952, 370f.
5) Wutte, Richter 22.
6) Ebenda 23.
7) Pantz, Denksteine 102f.
8) Hornung, Inschriften 61f.
9) Pantz, Denksteine 103. – Neckheim, Grabmalplastik 1940, 146.
10) Wutte, Richter 23.
11) Pantz, Denksteine 103.
12) Neumann, Christalnick 121. – Köhla/Metnitz/Moro G., Burgenkunde 15.
13) Vgl. Si 3/89 u. wie Anm. 1.
14) Henckel, Burgen Bd. 2 27. – Kohla/Metnitz/Moro G,, Burgenkunde 15f.
15) Damit dürfte wohl der Feldzug und die Eroberung Petrinias vom Jahre 1594 gemeint sein, vgl. Pantz, Denksteine 103 (Anm. 11).
16) Weiß A., Kärnthens Adel 316. – Pantz, Denksteine 103.
Literatur

KLA, Hs. GV 10/53, 139. – Lind, Archäologische Notizen CCXI. – Lind, Beiträge 265.– Ginhart, Kunstdenkmäler St. Veit 33.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 456,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil3/kaernten-2-obj456.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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