Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
468† |
Friesach, Deutschordenshaus (?) |
1570 |
Wappenstein aus grauem, geschnittenem Schiefer des Leonhard Formentini, mit weißer erhabener Schrift. Der Stein ist heute offensichtlich nicht mehr vorhanden, erhalten hat sich eine fast annähernd originalgroße Nachzeichnung, aber ohne Angabe, wo er sich ursprünglich befunden hat oder noch befindet. Auf dem seitlichen renaissancezeitlichen Architekturaufbau ist links die Fortuna (I), rechts die Occasio1) (mit Flügelschuhen) dargestellt (II). Am oberen Rand sind zwischen der Helmzier des Wappens drei Bu. eingefügt (III). Unten beschließt eine fünfzeilige Is. (IV) den Wappenstein.
H. 37 cm, B. 37 cm, Bu. I. u. II. 0,6 cm, III. 1,1 cm, IV. 1,2 cm. – Kapitalis.
Beschreibung und Text nach Nachzeichnung im LMK (Inv. Nr. 7750/22)
Textedition
I.
FORTVNA
II.
OCASIO
III.
G // V. // G
IV.
DEM ERWIERDIGEN . EDLEN . VND GESTRENGEN HER=/RN .
HERRN LEONHARDEN FORMENTIN . RITTERS
TE=/VTSCHORDENS . LANNDTCOMENTHEVRN DER BALLEI /
IN OESTERREICH . ETC(ETERA) ERB AVCH AMBTS . CLAINODT /
VNND WAPPEN . 1 . 5 . 7 . 0
Kommentar
Die Formentini stammen aus Friaul und hatten dort das Amt eines Fürschneiders beim Patriarchen von Aquileia inne. In Görz war diese Familie seit 1541 landständisch und erhielt von Kaiser Ferdinand II. am 1. September 1623 den Reichsfreiherrenstand mit dem Prädikat „zu Tolmein und Biglia“3). Ein Franz von Formentini war 1591 Ordenskomtur zu Großsonntag4), Leonhard von Formentini 1569–1596 Landkomtur der Ballei in Österreich5). Als im Jahre 1593 Bischof Martin Brenner als Generalvikar des Salzburger Erzbischofs auch die Ordenspfarreien in der ehemaligen Südsteiermark visitierte, stieß er auf traurige Verhältnisse. Wegen dieser Visitation beschwerte sich im gleichen Jahr der Komtur der niederösterreichischen Ballei, Leonhard Formentini. In seiner Antwort an den Komtur vom 7. Oktober 1593 verantwortete Bischof Brenner sein Vorgehen und rechtfertigte es mit den Beschlüssen des Tridentiner Konzils (1543 – 1563)6). Am 20. August 1570 hat Leonhard Fomentini aus Tolmein, Ritter und Landeskomtur des Deutschen Ordens, in Velika Nedelja für Katarina, die Witwe Gašper Lambergers einem Schutzbrief ausgestellt, für den Weinberg „Unterm Hausberg“ bei Hermanci, der dem Orden jährlich fünf Eimer Most brachte7).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Nachzeichnung LMK, Inv.-Nr. 7750/22.