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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
469 |
Friesach, Stpfk. hl. Bartholomäus |
1572 |
Grabdenkmal des Georg Schafmann von Hemerles aus grauem Marmor, ursprünglich an einem nördlichen Mittelpfeiler1). Anläßlich einer Kirchenrestaurierung nach dem Brand von 1885 wurde das Grabdenkmal wohl abgetragen2), Teile davon gingen dabei leider „verloren“, sind aber um/ vor 2003 in einer Kammer im Nordturm großteils wieder aufgefunden worden3). Diese wurden 2005 in der Kirche neu zusammengestellt. Bis dahin befand sich der gerüstete Ritter als „Fragment“ des ursprünglich großartigen Grabdenkmals in der Vorhalle an der Westwand beim Westportal, links vom Eingang, nun ist er an die Westwand des südlichen Seitenschiffes gestellt. Gefunden wurde der bislang fehlende Aufsatz mit dem Wappen der Familie Schafman. Unterhalb findet sich ein geflügeltes Puttogesicht. Weiters ist auch die darunter befindliche Inschrifttafel mit einer siebenzeiligen, erhaben gearbeiteten Is. (I) wieder vorhanden; diese zeigt keinerlei Spuren einer Brandeinwirkung und ist auf eine bemerkenswerte Weise in erhabenen Bu. herausgemeißelt. Das lebensgroße Ritterstandbild befindet sich in einer Nischenarchitektur: Die seitlichen Säulen konnten nun wieder bis auf einen Teil ergänzt werden und flankieren den Verstorbenen. Die Standfigur des gerüsteten Ritters wird seitlich von je vier Relief-W. mit erklärenden Iss. (II–IX) begleitet, die die Ahnenreihe wiedergeben. Der Ritter hält in seiner Rechten eine Lehensfahne, die Linke ist gewinkelt und in die Seite gestemmt. Das offene Visier zeigt das Gesicht eines bärtigen Mannes. Auf der Sockelleiste hat sich der Bildhauer mit seinem Namen verewigt (X).
H. 296 cm, B. 147 cm, Bu. I. 3,7 cm, II. – X. 1,8–3 cm. – Kapitalis.
Textedition
I.
HIE LIGT BEGRABEN DER EDL VND VEST HER GEORG
SCHAFMAN · V(ON) ·/ H͜EM͜ERLES · WELCH͜ER · ERSTLICH
FVRSTLICHER · SALCZBVRGERISCH͜ER · HO/FMAISTER · VN͜D
H͜ERNACH · 28 · IAR · RATH VND FICZTVM · ALHIE · ZV /
FRIESACH GEWEST · DEN ERSTEN · TAG · IANVARY · 1 · 5 · 72 ·
SEIN͜ES ALTE=/RS IN · 60 · IAR · SELIGLICH · ENTSLAFENa) · GOTT
DER ALM͜ECHTIG / GEB · IM SAM͜PT ALLEN · AVSERWELTEN ·
DVRCH · CHRISTVM · EIN FRO=/LICH͜E · AVFERSTEHVNG · AMEN
II. oben links:
WOLF · SCHAFMAN / SEIN VAT=/TER ·
III. oben rechts:
IR VATTER H͜ANS · MINCH · ZV · MINCH=/H͜AVSEN · VN͜D /
MINCH=/DORF
IV. Mitte links:
SEIN AN · FR/AW EIN BV/LEN · REI=/TERIN
V. Mitte rechts:
IR · AN/FRAW · VOM / VATTER · EIN / HA͜VS//HA(I)M/ERINb)
VI. unterhalb Mitte links:
CARL / ZANTNER / SEIN ANH͜ER / VON DER / MVTTER
VII. unterhalb Mitte rechts:
IR · ANHER · VON DE/R · MVETER · WOLF / HOFER · VON ·
W[I]/LD(E)N · WART / ZV · VRFARN
VIII. unten links:
SEIN HAVS/FRAV EIN // GE/BORNE / PVN//CZING/ERINc)
IX. unten rechts:
SEIN HAVSFRA/W · EIN · LAVGINd) / VON · WELEN/BVRG
X. Sockelleiste:
IERIMIAS · FRA[NC]K · BILDH͜AWER
Anmerkungen
Datum: 1572 Jänner 1.
Kommentar
Die Schafmann stammten ursprünglich aus Bayern und ließen sich später in Salzburg, Kärnten und Steiermark nieder12). Georg Schafmann von Hemerles war salzburgischer Hofmeister, dann durch 28 Jahre salzburgischer Rat, seit 1544 auch Vizedom in Friesach13). Von 1544 bis 1572 war er pflegweise mit der Burg Geyersberg belehnt. In Verbindung mit der Ahnenreihe am Grabdenkmal und der genealogischen Literatur14) ergibt sich etwa nachfolgende Stammfolge: Georg war zweimal verheiratet, zuerst mit Martha von Lenberg, in zweiter Ehe dann mit Agnes Munich von Munichhausen und Münchdorf. Er und sein Bruder Christoph sind 1548 von Kaiser Karl V. in den Adelsstand erhoben worden, mit verbessertem Wappen und dem Prädikat „von Hermerles“15). Hans Münch von Münchhausen war mit Regina Hofer von Urfahr verheiratet und sie war wiederum eine Tochter des Wolf Hofer zu Urfahr und der Katharina Lang von Wellenburg. Damit schließt sich der Kreis auch womöglich im beruflichen Umfeld, da Georg Schafmann in Diensten des Salzburger Erzbischofs Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1519–1540) gestanden hat. Sein Sohn Silvester Schafmann von Hemerles war 1572 Pfleger von Len(g)berg und ist 1575 auch als salzburgischer Rat und Vizedom zu Friesach genannt16). Gesichert sind die Söhne Silvester, Gabriel und Georg, J. v. Hönisch nennt als Kinder noch Susanna und Johanna17), R. Jernej nach E. v. Zenegg auch noch eine Regina18). Jeremias Franck war Bildhauer in Graz, er hat auch das Schafmann-Epitaph in Pernegg in der Steiermark und wohl auch die Vorarbeiten für den Brunnen im Grazer Landhaushof geschaffen19).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Friesach, Stpfk. hl. Bartholomäus • Grabdenkmal • Marmor • Kapitalis • Inschriften des Totengedenken •
Franck, Jeremias •
Hofer von Urfahr, Elisabeth •
Hofer von Wildenwart zu Urfahr, Regina, Wolf •
Karl V. •
Lang von Wellenburg, Matthäus •
Münch von Münchhausen und Münchdorf, Agnes, Hans •
Schafmann von Hemerles, Gabriel, Georg, Johanna, Silvester, Susanna •
Friesach, Geyersberg •
Salzburg
Abbildungen
Abb. 189: Grabdenkmal Georg Schafmann von Hemerles (1572) ©
Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)
Abb. 190: Detail ©
Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)
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