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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
470 |
Niederosterwitz (St. Georgen a. Längsee), Schloss |
1572 |
Gedenktapisserie von Georg II. Freiherr von Khevenhüller, wohl für das Schloss Wernberg angefertigt, später in Thurnau in Oberfranken aufbewahrt, 19241) an die amerikanische Sammlung Hearst verkauft, von der sie 1943 wieder dem Kunsthandel zugeführt wurden. Im Jahre 1985 wurde dieser Teppich bei Sotheby’s angeboten und konnte für die Sammlungen auf Niederosterwitz erworben werden. Im Bildfeld ist in der Manier der Epitaphik des 16. Jahrhunderts links der gerüstete Stifter mit den männlichen Nachkommen dargestellt, rechts seine zwei Ehefrauen mit den Töchtern. Zu Füßen der Stifterpersonen sind Wappenschilde vorgestellt, weiters eine durch Rollwerk geschmückte Inschrifttafel mit einer elfzeiligen gestickten Is. (I) und Namensinschriften (II, III u. IV) bei den Dargestellten. Im Hintergrund eine hügelige Landschaft, im Blickpunkt steht die Auferstehung Christi, dabei ein einzeiliges, gewundenes Schriftband (V). Der breite und reich geschmückte Bortenstreifen trägt zwei Inschrifttafeln, oben (VI) und unten (VII) mit je einer sechszeiligen Is.2), in den vier Eckfeldern sind kreisrunde Medaillons mit den beschrifteten Evangelistensymbolen eingefügt (VIII).
H. 286,5 cm, B. 390,5 cm, Bu. 2,5–3 cm. – Kapitalis.
Textedition
I.
GEORGa) KHEVENHYLERa) · ZV · AICHLBERG · FREI/HERR : HERR
AVF HOHEOSTR·WIZ : OBRISTER / ERBSTALLMAIST:ER VND ·
LANTSHAVBTMA(NN) IN / KARNTEN · ROM(ISCH) ·
KAI(SERLICHER) · M(AIESTÄ)T · (ET)C(ETERA) · RAT · AVCH
FVR(STLICH) / DVR(CHLAUCHT) · ERZHERZOG CARLS · ZV
OSTERRICH (ET)C(ETERA) / GEHAIMER RAT VND OBRISTER
CAMRER LIESSE / MACHEN · ZV CHRISTLICHER GEDECHTNVS /
VND NACHVOLG DER SEINEN DISES STVCK / IM · 1572 · I AR ·/ IN
TE DOMINE · SPIRAVIb) ET NON CONFVN/DAR IN A͜ETERNVM ·
IIa.
GEORG KEVEN(HYLER)c) / STARB · IM · 15<..>
IIb.
SIGMVND / STARB <....>
IIc.
FRANS / STARB
IIIa.
ANNA · TVRZIN / FREIIN · STARB / IM · 15<..>
IIIb.
MARIA
IIIc.
ELISABETH
IVa.
SIBILLA · VEIT/MOSERIN · ST/ARB · IM · 1564 · IAR
IVb.
ELISABET / STARB / 1550
IVc.
KATARINA
IVd.
ANNA MARIA / STA(RB) IM · 1563
V.
D(OMI)NE IE(SV)Sd) CHR(IST)Ib) DESTRVCTOR // MORTIS ET
REPARATOR // VITA͜E N(OST)RA͜E // SALVA NOS
VI.
CHR(ISTV)Se) SAITf) · IO(H)AN(NES) · X · EGO SVM · RESVRECTIOb) /
ET · VITA · QVI · CREDIT · IN · ME · ETIAM SI / MORTVVS ·
FVERITg) · VIVET · ET · OMNIS QVI / VIVIT · ET · CREDIT · IN · ME
NON MORIETVR IN A͜ETER(NVM) / ITEM · EZECH(IEL) · 22 · VIVO
EGO NOLO MORTEM PEC/CATORIS SET VT MAGIS ·
CONVERTATVR ET VIVAT
VII.
CONSEPVLTI ENIM · SVMVS CVM / ILLO PER BAPTISMVM IN
MORTEM / VT · QVOMODO · CHRISTVS SVRREXIT A / MORTVIS
PER GLORIAM PATRIS · ITA ET / NOS IN NOVITATE VITA͜E
AMBVLEM(V)S /· AD ROMA(NOS) VI ·
VIIIa.
· IOHANNES ·
VIIIb.
· // MATEVS ·
VIIIc.
MARCVS
VIIId.
· LVCAS ·
Anmerkungen
Wappen: Khevenhüller3), Thurzo von Bethlenfalva4), Weitmoser5).
Kommentar
Georg II. Khevenhüller (1534–1587)6), Landeshauptmann in Kärnten von 1565 bis 15877), ein Sohn des Sigmund I. Khevenhüller und der Katharina Gleinz von Gleinitz, ein Neffe des Landeshauptmannes Christoph Khevenhüller (1503–1557), war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Sibylla Weitmoser (1538–1564), der Tochter des reichen Gewerken Christoph Weitmoser in Gastein, und in zweiter Ehe mit Anna Thurzo von Bethlenfalva (um 1535/36–1607)8), die einem reichen und angesehenen ungarischen Adelsgeschlecht entstammte. Er war ein Vetter von Bartelmä und Hans Khevenhüller und erhielt mit diesen gemeinsam 1566 von Maximilian II. den erblichen Freiherrenstand verliehen9). Er galt als „eine der markantesten Persönlichkeiten des Kärntner Adels im 16. Jahrhundert“10), mit 23 Jahren war er bereits Landesverweser11), mit 31 Jahren Landeshauptmann, wirkte auch verdienstvoll am innerösterreichischen Hof als Geheimer Rat, Oberstkämmerer und schließlich sogar als Präsident der Grazer Hofkommission. Von Georg II. Khevenhüller haben sich auch einige Porträtmedaillen überliefert12). Er ist 1587 in Klagenfurt gestorben und erhielt in der Stadtpfarrkirche St. Jakob in Villach seine Grablege13).
Von seinem Vetter Sigmund II. erwarb er nach dessen Tod 1561 das Schloss Wernberg und baute es zu einem der Hauptsitze der Khevenhüller in Kärnten aus. Für das Schloss Wernberg ließ er wohl in den südlichen Niederlanden drei große Teppiche (vgl. auch Kat.-Nrr. 471 u. 472) anfertigen, möglicherweise wurden diese aber auch von einem ausgewanderten flämischen Bildwirker in Österreich oder sogar in Kärnten hergestellt14). Die drei Teppiche kamen nach dem Tode von Georg II. 1587 an dessen Sohn Sigmund III., der aber schon 1594 verstarb. Dessen Witwe Regina von Thannhausen heiratete in zweiter Ehe Bartelmä Khevenhüller (1539–1613). „Das protestantische Bekenntnis des Auftraggebers spricht deutlich aus dieser Wahl der Gebete, der biblischen Zitate und Ereignisse“15). Im Zuge der Auswanderung der protestantischen Familienmitglieder gelangten diese drei Familien-Gobelins nach Thurnau in Oberfranken und wurden 1924 verkauft: Der erste Teppich mit dem Stammvater dieser Linie, Augustin Khevenhüller (1454–1516, vgl. Kat.-Nr. 472) kam an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, die beiden anderen Teppiche mit den Nachkommen Sigmund I. und Georg II. als genealogische Hauptfiguren gelangten in den Besitz der amerikanischen Sammlung Hearst.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Niederosterwitz (St. Georgen a. Längsee), Schloss • Gedenktapisserie • Kapitalis •
Gleinz von Gleinitz, Katharina •
Khevenhüller, Augustin, Bartelmä, Christoph, Georg II., Hans •
Maximilian II. •
Thannhausen, Regina •
Thurzo von Bethlenfalva, Anna •
Weitmoser, Christoph •
Weitmoser, Sibylla •
Klagenfurt •
Launsdorf, Schloß Niederosterwitz •
Millstatt, St. Georg-Ritterorden •
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum •
Thurnau, Oberfranken •
Villach, Stpfk. St. Jakob •
Wernberg, Schloß
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In dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt; auf ewig soll ich nicht zugrunde gehen (I).
Herr Jesus Christus, Vernichter des Todes und Erneuerer unseres Lebens, rette uns (V).
Christus spricht (Johannes 10): Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Außerdem (Ezechiel 22): Ich lebe und will nicht den Tod des Sünders, sondern vielmehr, dass er sich bekehre und leben möge (VI).
Denn wir wurden durch die Taufe auf den Tod mit ihm gemeinsam begraben, damit auch wir, so wie Christus von den Toten auferstand durch die Herrlichkeit des Vaters, in einem neuen Leben einhergehen (Römer 6) (VII).
Ps 30,2 (I); Io 11,25f.; nach Ez 33,11 (VI); Rm 6,4 (VII).