Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
Gedenktapisserie von Georg II. Freiherr von Khevenhüller für seinen Vater Sigmund I. Khevenhüller, wohl für das Schloss Wernberg angefertigt. Der Teppich gelangte in den Besitz der amerikanischen Sammlung Hearst, von der er 1943 wieder dem Kunsthandel zugeführt wurde. Er ist heute in Privatbesitz in Südamerika (Chile). Im Bildfeld ist in der Manier der Epitaphik des 16. Jahrhunderts links der Ahnherr mit den männlichen Nachkommen dargestellt, rechts seine Ehefrau mit den Töchtern. Zu Füßen der Stifterpersonen sind Wappenschilde vorgestellt, weiters zwei durch Rollwerk geschmückte Inschrifttafeln mit einer siebenzeiligen (I) und einer sechszeiligen gestickten Is. (IV) sowie Namensinschriften (II, III u. V) bei den Dargestellten. Im Hintergrund ist in die Landschaftsdarstellung die Auferstehung Christi eingefügt, dabei zwei einzeilige, gewundene Schriftbänder (VI). Der breite und reich geschmückte Bortenstreifen trägt zwei Inschrifttafeln, oben einen Bibelspruch (VII) und unten die Stifterinschrift (VIII) mit je einer fünfzeiligen Is., in den vier Eckfeldern sind kreisrunde Medaillons mit den beschrifteten Evangelistensymbolen eingefügt (IX).
H. 274 cm, B. 449 cm. – Kapitalis.
Textedition
I.
DER EDL HERR SIGMVND / KEVENHYLER ZV AICHL/BERG
KAISER FERDINAN/DI (ET) C(ETEREA) RAT VND LANDS/VIZDOMB
IN KARNT/EN ENTSCHLIEF IN CH/RIST IM 1552 IAR
IIa.
GEORG / STARB / IM <...>
IIb.
FRANZ STAR(B) / IM 1561.IAR
IIc.
LVDWIG / STARB 1542
IId.
SEIFRID / STARB 1541
IIIa.
SIBILA WEIT/MOSERIN
IIIb.
ANNA TVRZIN / [– – –]
IV.
FRAV KATARINA GE/BORNE VON GLEINZ / ZV GLEINZ STETEN /
SEIN HAVSFRAV VER/SCHID IN CHRISTO / IESV IM 1555 IAR
Va.
SIGVNA / VON HERBERSTAIN
Vb.
CRISTINA / STARB IM / 1540 IAR
Vc.
MARIA / [– – –]
VIa.
O SANCTA TERNITASa) ET VNA DEITAS MISERERE NOBIS DONA
NOBIS PACEM SEMPITERNAM
VIb.
O DV LAMB GOTTES DER DV DER WELTE SVNDEN HIN NIMBST
ERBARM DICH ONSER
VII.
HAEC DICIT DOMINVS / DEVS MATH(ÄVS) XVII HIC EST / FILIVS
MEVS DILECTVS IN / QVO MIHI BENE PLACITVM / EST IPSVM
AVDITE
VIII.
D(OMINVS) GEORGIVS KEVENHYLER / BARO PATRIAE
PRAEFECTVS DILECTIS / EIVS PARENTIBVS MEMORIAE AC
PIETATIS / ERGO POSTERIS AVTEM AD IMI/TATIONEM. AN(N)O
D(OMI)NI. 1572
IXa. oben links:
IOHANNES
IXb. oben rechts:
MATEVS
IXc. unten links:
MARCVS
IXd. unten rechts:
LVCAS
Anmerkungen
Wappen: Khevenhüller1), Gleinz von Gleinitz2), Thurzo von Bethlenfalva3), Weitmoser4).
Kommentar
Georg II. Khevenhüller (1534–1587)5), Landeshauptmann in Kärnten von 1565 bis 15876), ein Sohn des Sigmund I. Khevenhüller und der Katharina Gleinz von Gleinitz7), hat für das Schloss Wernberg zur Erinnerung an seine Eltern diesen Teppich 1572 anfertigen lassen (vgl. auch Kat.- Nrr. 470 u. 472), wohl in den südlichen Nierderlanden oder von einem ausgewanderten flämischen Bildwirker in Österreich oder sogar in Kärnten8). Der zweite Teppich mit dem Ahnherrn Sigmund I. Khevenhüller und seiner Ehefrau Katharina Gleinz von Gleinitz und ihren Kindern zeigt neben der epitaphartigen Anordnung der Familienmitglieder im Hintergrund eine hügelige Landschaft, im Blickpunkt steht die Taufe Christi im Jordan, links davon ist Johannes der Täufer abgebildet, rechts versammelt Christus die Jünger.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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O heilige Dreifaltigkeit und einzige Gottheit, erbarme dich unser, schenke uns den ewigen Frieden (VIa). So spricht Gott, der Herr (Matthäus 17): Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören (VII).
Herr Georg Khevenhüller, Freiherr, Landeshauptmann, hat (diesen Teppich) seinen geliebten Eltern zum Gedenken und aus Pflichtschuldigkeit, seinen Nachkommen aber zur Nachahmung (anfertigen lassen) im Jahre des Herrn 1572 (VIII).
Agnus Dei (VIb); Mt 17, 5 (VII).