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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

476 Straßburg, Stpfk. hl. Nikolaus vor 1573

Wappengrabplatte aus rötlichem Marmor des Urban Sagstetter, an der Südwand des Presbyteriums (Epistelseite); die einfach gerahmte Platte trägt im vertieften Schriftfeld eine 27-zeilige Is. mit zahlreichen Abbreviaturen, Ligaturen und eingestellten Bu. Ab der 21. Zeile ist die Is. durch ein polychromiertes Relief-W. geteilt;. Der W.-Schild ist bekrönt von Mitra, Inful und Pedum.

H. 184 cm, B. 90 cm, Bu. 4,5 (5,5) cm. – Kapitalis.


Textedition
			

REVEREND(VS)a) D(OMI)N(V)S, D(OMINVS) · VRBAN(VS) / TERTIV(M)b) · IAM · AN͜NV(M) · AGENSc), GRASSA(N)=/TEd) · TVRCARV(M)e) · FVROREf), AN͜NO · 1532 ·/ INTERg) · M͜EDIOS · ARMORV(M)h) · STREPIT(VS)i) / PARENTIBVSj) · ORBAT(VS) IPSE · EX · DI=/VINAk) · CLEM͜E(N)TIAl) · CONSERVAT(VS)m) · ADVLTAn) / TANDEM · AETATEo) . A(N)I(MA)M · AD · DIVI=/NA · APPLICVITp), VIE(N)NAE · AVSTRIA͜Eq) / PRIMV(M) · TIROCINIV(M)r) · CO(N)CIONA(N)=/DOs) · EXHIBVITk) · DEIN · AB · E(PISCO)PO ·/ PATA(VIENSIS) D(OMI)NO · VOLFGA(N)GOt) . COMITIu) ·/ DE · SALM(O) PATAVIAM · VOCATVSv), / SVFFRAGANEV(M)w) · ET · ECC(LESIAS)TENx) · IBI=/DE(M) · EGITy), POSTREMOz) · A · SACRATISS(IMO)aa) ·/ FERDINA(N)DObb) · ROM(ANORVM) IMP(ERATORE) AD · EC=/CL(ESI)AMcc) · GVRCEN(SEM)dd) E(PISCO)P(V)S, ET · IN · AVLAMee) ·/ SVA͜ E · MAIEST(ATIS)ff) CONCIO(N)ATORgg) · ET · CO(N)=/SIL(IARIVS) ADSCIT(VS)hh) · MORTALIii) · TANDEMjj) · CARNEkk) ·/ SOLVT(VS)ll), A(N)I(M)AM · IN · MANVS · DEI ·/ CO(M)M͜ E(N)DAVITmm) CORP(VS)m) · VERO · IN · TER=/RAMg), AD · EX//TREMV(M)nn) · TVBA͜ Eoo) · SO=/NITV(M) · EX//PECTANDV(M)pp) ·/ CONDIDITqq), // ANNO / 15<..> CVMrr) ·// ECCL(ESI)AEss) · GVR=/CEN(SI)tt) P(RAE)FVIS//SETuu) . AN͜NIS / <....> HOCvv) // MONVM͜ E(N)=/TV(M) · SIBI · VI//VE(N)S · POSVITww) ·

Anmerkungen

a) vergrößerter Anfangsbuchstabe.     b) E verkleinert unter Balken des ersten T gesetzt, I verkleinert unter Balken des zweiten T gesetzt.     c) E in G eingeschrieben.     d) R in G eingeschrieben.     e) V verkleinert unter den Balken des T gesetzt, A in C eingeschrieben.     f) R in O eingeschrieben.     g) E verkleinert unter Balken des T gesetzt.     h) zweites R in O eingeschrieben.     i) R verkleinert unter den Balken des ersten T gesetzt, I verkleinert unter den Balken des zweiten T gesetzt.     j) E verkleinert über ausschwingende Cauda des R gesetzt, I verkleinert unter den Balken des T gesetzt.     k) zweites I verkleinert unten den rechten Schrägschaft des V gesetzt.     l) L in C eingeschrieben, I verkleinert unter den Balken des T gesetzt.     m) O in C eingeschrieben.     n) V in D eingeschrieben, A verkleinert unter den Balken des T gesetzt.     o) zweites E verkleinert unter den Balken des zweiten T gesetzt.     p) erstes I verkleinert über den Balken des L gesetzt, V in C eingeschrieben.     q) RI verkleinert unter den Balken des T gesetzt.     r) erstes I verkleinert unter den Balken des T gesetzt, zweites I in C eingeschrieben.     s) I in C eingeschrieben.     t) F verkleinert über den Balken des L gesetzt.     u) beide I verkleinert unter den Balken des T zu beiden Seiten des Schafts gesetzt.     v) zweites V verkleinert unter den Schaft des T gesetzt.     w) zweites A in G eingeschrieben.     x) T in zweites C eingeschrieben.     y) I in G eingeschrieben.     z) R verkleinert unter Balken des T gesetzt.     aa) R in C eingeschrieben, I verkleinert unter den Balken des T gesetzt.     bb) I in erstes D eingeschrieben.     cc) A verkleinert über den Balken des L gesetzt.     dd) E in C eingeschrieben.     ee) zweites A verkleinert über den Balken des L gesetzt.     ff) I verkleinert auf Zeilenmitte gesetzt.     gg) erstes O in erstes C eingeschrieben, I in zweites C eingeschrieben, drittes O verkleinert unter den Balken des T gesetzt.     hh) I in C eingeschrieben.     ii) R in O eingeschrieben, A verkleinert unter den Balken des T gesetzt, I verkleinert über den Balken des L gesetzt.     jj) A verkleinert unter den Balken des T gesetzt, E in D eingeschrieben.     kk) A in C eingeschrieben.     ll) L in O eingeschrieben.     mm) A in D eingeschrieben, I unter Balken des T gesetzt.     nn) R verkleinert unter den Balken des T gesetzt.     oo) V verkleinert unter den Balken des T gesetzt.     pp) T in C eingeschrieben.     qq) O in C eingeschrieben, zweites I verkleinert unter Balken des T gesetzt.     rr) V in C eingeschrieben.     ss) zweites C in erstes eingeschrieben, AE verkleinert über den Balken des L gesetzt.     tt) R verkleinert in V eingeschrieben, E in C eingeschrieben.     uu) I verkleinert auf Zeilenmitte gesetzt, E verkleinert unter den Balken des T gesetzt.     vv) OC verschränkt.     ww) I verkleinert unter den Balken des T gesetzt.

Der hochwürdige Herr, Herr Urban, schon im Alter von drei Jahren während des Wütens der Türken im Jahre 1532 mitten im Waffenlärm der Eltern beraubt und selbst durch göttliche Gnade gerettet, wendete schließlich im Erwachsenenalter seine Seele dem Göttlichen zu. Zu Wien in Österreich leistete er seinen ersten Predigtdienst, dann wurde er vom Passauer Bischof, Herrn Wolfgang Grafen von Salm, nach Passau berufen und wirkte ebendort als Weihbischof und Prediger. Zuletzt wurde er vom allerheiligsten römischen Kaiser Ferdinand als Bischof an die Gurker Kirche und als Prediger und Rat an den Hof seiner Majestät berufen. Schließlich vom sterblichen Fleisch losgelöst, befahl er seine Seele in die Hand Gottes, ließ seinen Leichnam aber, den Schall der Posaune am jüngsten Tag zu erwarten, in der Erde begraben im Jahre 15<..>, nachdem er der Gurker Kirche <..> Jahre lang vorgestanden hatte. Dieses Denkmal ließ er sich zu Lebzeiten errichten.


Wappen: Bischof Sagstetter1).


Kommentar

Der Gurker Bischof Urban Sagstetter (1556–1573) wurde von Kaiser Ferdinand I. 1556 in sein Amt berufen, er trägt den Beinamen „der Österreicher“2). Dieses Epitheton beruht auf seiner österreichischen Vergangenheit und seiner Nähe zu Kaiser Ferdinand I. und dem Hof zu Wien. Seine Lebensgeschichte ist auf der Grabplatte durch eine ausführliche Is. verewigt und historisch nachvollziehbar: Im Alter von drei Jahren wurden seine Eltern beim zweiten Türkeneinfall unter Sultan Soleiman in Niederösterreich 1532 getötet. Der Knabe kam zu Johann Sagstetter, der Pfleger auf Gutenstein in „Österreich“ war, und nahm den Namen des Ziehvaters an. Er studierte an der Wiener Universität und promovierte zum Baccalaureus der Theologie3). 1547 wurde er in Wien zum Diakon geweiht, als Prediger trat er im Bürgerspital in Wien auf. 1550 erhielt er die Priesterweihe und 1551 wurde er nach Passau berufen. Papst Julius III. ernannte ihn 1553 zum „episcopus Simbalicensis“4) und zum Weihbischof von Passau. Am 29. Juni 1553 konsekrierte ihn der Passauer Bischof Wolfgang Graf von Salm, die Konfirmation zum Gurker Bischof erfolgte am 3. Juli 1556. Noch im gleichen Jahr kam er als Prediger und kaiserlicher Rat an den Hof Ferdinands I. nach Wien. Bis 1562 begleitete er Ferdinand I. auf alle Reichs- und Landtage. 1562 wurde er Hofprediger in Wien, von 1563 bis 1568 war er Administrator des Bistums Wien. Am 5. Dezember 1567 ernannte ihn Kaiser Ferdinand I. zum „comes palatinus“5). 1568 wurde ihm auch die Administration des St. Georg-Ritterordens zu Millstatt übertragen. Erzherzog Karl ernannte ihn 1569 zum geheimen Rat und Statthalter der niederösterreichischen Fürstentümer. Bischof Urban Sagstetter ist nach einer Amtszeit von 17 Jahren am 13. Oktober 1573 in Straßburg gestorben und wurde im Chor der Kollegiatkirche St. Nikolaus begraben6).

1) Vgl. Kat.-Nr. 437, Anm. 1. – Gurker Fürstbischof, kaiserlicher Rat, gewesener kaiserlicher Hofprediger und Verweser des Wiener Bistums, erhielt das Palatinat ad personam Wien 1567 XII 5 (HHStA Wien, Reichsakt).
2) Schroll, Series episcoporum 31. – Obersteiner, Bischöfe 310. – Vgl. dazu auch Hermann H., Historische Skizze Bischöfe 193f. – Hermann H., Urban der Österreicher. – Wießner, Bischof Urban 6. – Kranner, Urban Sagstetter.
3) Obersteiner, Bischöfe 311.
4) Episcopus Sybaliensis, d.i. Balaklawa sö. von Sewastopol auf der Krim.
5) Schroll, Series episcoporum 31.
6) KA Klagenfurt, Elenchus: Obiit hic Germaniae orator celeberrimus, ecclesiae suae decus et religionis adversus insurgentes, praecipue in terris Austriacis, haereses firmissimum columen post 17 annorum regimen Strassburgi a. 1573 die 13. Octobris, ibique in choro penes altare maius collegiate ecclesiae, cuius antehac magnus benefactor etiterant, sepultus est. Vgl. Schroll, Series episcoporum 32 (Anm. 199). – Obersteiner, Bischöfe 328.
Literatur

KLA, Hs. GV 10/53, 254. – Kunsttopographie Kärnten 323. – Steindl, Lateinische Inschriften Kärnten 151. – Dehio Kärnten 2001, 927.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 476,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil3/kaernten-2-obj476.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 191: Grabplatte Bischof
Urban Sagstetter (vor 1573)
©  Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)