Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
478 |
Hausdorf (Straßburg), Fk. hl. Andreas |
1573 |
Kanzel mit Schalldeckel aus Holz und mit Bemalung innen an der Wand, bemalt mit der Hl. Geist-Taube, mit Pflanzenornamenten und reich mit Spruchbändern und anderen Iss. versehen: Innen an der Brüstung findet sich eine neunzeilige gemalte Is. (I), daneben eine weitere, 15-zeilige Is. (II), die allerdings schon so stark verschliffen ist, dass kaum noch zusammenhängende Sätze zu lesen sind. Die vier Felder der Kanzel tragen Blumenornamente, die von Schriftbändern umwunden sind (Is. IIIa-d). Am Handlauf der Kanzel steht eine weitere einzeilige Is. (IV), schließlich trägt auch die Blende des Schalldeckels eine umlaufende Beschriftung (V).
Bu. I. 3 cm, II. 2,5 (4) cm, III. 3 cm, IV. 3,7 cm, V. 4 (5,5) cm. – Frühhumanistische Kapitalis (I, IV), Kapitalis (IIId, V), Gotische Minuskel mit Versalien (II, IIIa-c, V).
Textedition
I.
HVNC SVG[GEST]VM / IOANNES OTTI(N)GER(VS) /
CHRISTOPHIL(VS) H(VIVS) / ECCLESI[E] P(RAE)P(OSI)TVS PRO /
EVANGELII DOCTRINA / POSVIT . VIII IDVS / SEPTEMBRIS .
AN(N)O / A CHRISTO NATO . / M . D . LXXIII .
II.
– – – / – – –] / Et [– – – / – – –] / Infude perfor[– – –] / Hoc In meo
se[– – –] / Vargani sequerui sp(irit)us, / Ab arce[.....]xti Grap[.....] / Vt
Con[– – –] queam, / Fe[..]stis iust(us) et st[.....]s, / Ad G[.....] semp(er) Die, /
p[– – –] fructu meae, / S[.]p[– – – / – – –] / Apostoli D[..]initus, / v[...]es q(uae)
post moseu py.a)
IIIa.
Ad Rom(anos) I: / Euangeliu(m) Ist / Ein krafft Gottes / Die Da Seilig macht /
Alle Die Daran / Glauben
IIIb.
Luca͜e · xi ·// Seilig seind Die // Das wort // Gottes hörenb) // und bewaren
IIIc.
ps(alm) 68 ·// Der herr // wirt sein wort // Geben Den Euan//gelisten mit //
Groser macht
IIId.
ESAIA͜Ec) 40. // V(ERBVM) // D(OMINI) // M(ANET) // I(N) //
A͜E(TERNVM)
IV.
IN / NO(M)I(N)E TVO DVLCIS IESV
V.
I(OANNES) O(TTINGERVS) C(HRISTOPHILVS) / Die Gnadt Des /
Heiligen Geists sey / Bey uns Allen / 1 . 5 . 73
Anmerkungen
Kommentar
Die Kanzel wurde von Dr. Johann Öttinger, der von 1572 bis1576 Pfarrer und Kooperator zu Lieding war und am 9. April 1576 gestorben ist, errichtet1). Er war auch Propst der Kollegiat kirche St. Nikolaus zu Straßburg – jeder Propst war auch gleichzeitig Pfarrer zu Lieding – und hat auf der Provinzialsynode in Salzburg 1559 den Gurker Bischof vertreten2). Er dürfte aus Passau stammen, wo er auch Domherr war. Die Filialkirche St. Andreas in Hausdorf gehörte zur Pfk. Lieding.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Diese Kanzel hat Johann Öttinger, der christliebende, Propst dieser Kirche, für die Lehre des Evangeliums am achten Tag vor den Iden des September im Jahre nach Christi Geburt 1573 errichten lassen (I).
Jesaia 40: Das Wort des Herrn bleibt ewig (IIId).
In deinem Namen, süßer Jesus (IV).
Rm 1,16 (IIIa); Lc 11,28 (IIIb); Ps 68,12 (IIIc); nach Is 40,8 bzw. I Pt 1,25 (IIId).