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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
489 |
Hochosterwitz (St. Georgen a. Längsee), Burgkapelle St. Nikolaus |
1576 |
Wandmalerei al fresco in der Burgkapelle, kleiner tonnengewölbter Raum mit halbkreisförmiger Apsis und Malereien an den Wandungen und gratig gewölbten Stichkappen. In der südöstlichen Gewölbekappe über dem Eingang ist die epitaphartige Darstellung der Eltern der Stifterfamilie gemalt; vorne der Mann mit fünf Söhnen (einer davon bereits verstorben), daneben die Ehefrau mit einer Tochter (bereits verstorben), darüber finden sich zwei rollwerkartig gerahmte Schriftfelder (Ia, b) mit je einer drei- bzw. zweizeiligen Is. Darüber (links über der Türe) sind die beiden Apostel Philipp und Bartholomäus in hochovalen, mit Rollwerk gerahmten Bildfeldern abgebildet, dabei eine jeweils einzeilige Is. (VIa). In der folgenden Gewölbekappe wird ein bis zur Unkenntlichkeit verschliffenes Bildfeld, das wohl die epitaphartig gereihte Stifterfamilie gezeigt haben wird, durch ein Kruzifix in zwei Hälften geteilt; ins Bildfeld reichen zwei Schriftbänder (IIa, b) hinein; darüber sind in hochovalen, mit Rollwerk gerahmten Feldern die W. der Kulmer (links) und der Mosheim (rechts) wiedergegeben. Ein geteiltes Spruchband, mit der Rahmung der W.-Schilde verbunden, nennt eine Jz. (IIc). Zwischen diesen beiden Gewölbekappen ist an der westseitigen Wand über der Türe eine Burg (Hochosterwitz ?) dargestellt, darüber im Bogenrund eine sehr stark verschliffene einzeilige Is. festgehalten (III). Die nächste Gewölbekappe zeigt in rollwerkartig gerahmten Medaillons die beiden Apostel Judas Thaddäus und Simon (VIb); an der Wand darunter ist die Geißelung Christi gemalt, darunter in einem einzeiligen Schriftband (über dem linken, nördlichen Fenster) eine Is. (IV). In der nächsten Gewölbekappe finden sich in den Medaillons die Darstellungen von Matthäus und Matthias (VIc), in der folgenden über dem Altar die Apostel Petrus und Andreas (VId). Die Wand rechts über dem Altar stellt das Abendmahl dar, darüber in der Gewölbekappe die Medaillons von Johannes und Jakob d. Ä. (VIe). Die letzte Gewölbekappe ist den beiden Aposteln Thomas und Jakob d. J. gewidmet, beide sind in hochovale Bildfelder mit Rollwerkrahmung gestellt und durch eine jeweils einzeilige Namensbeschriftung (VIf ) bezeichnet; darunter ist über dem südseitigen Fenster ein Schriftband mit einer Jz. (V) festgehalten.
Bu. Ia. 1,3–3 cm bzw. Ib. 2,8–3,5 cm, II. 6,5 cm. – Fraktur (I, II), Kapitalis (III–VI).
Textedition
Ia.
Georg Külmer Zum Rosenbühl / Gewester Phleger Diser Herrschaft /[– – –]
Ib.
Margreth Kulmer / Geborene von Pain
IIa.
Bolthasar Kulmer / von Rosenbühla) [– – – / – – –]
IIb.
Margreth Külmerin / Geborene von Moszhaim
IIc.
1 · 5 // · 76
III.
– – –]IER[– – –] VITAL[– – –]R[...]V[.....]LATC[– – –]CVS
IV.
ANNO DOMINI
V.
· 1576 ·
VIa.
· Sb) · PHILIPPVS // · S · BERTHOLOMEVS
VIb.
· S · IVDAS / TADEVS // S · SIMAN
VIc.
S MATA͜EVS // S · MATIA ·
VId.
· S · PETRVS // S · ANDREAS
VIe.
S · IOHAN(N)ES // S · IACOBVS ·/ MAIOR ·
VIf.
S · THOMASVS // S · IACOBVS / MINOR
Anmerkungen
Wappen: Kulmer zum Rosenpichl1), Mosheim2).
Kommentar
Georg Kulmer zum Rosenpichl war von 1542–15673) der erste Burggraf4) und landesfürstliche Pfleger auf Hochosterwitz5); verheiratet war er mit Margarethe von Pain6). Georg Kulmer ließ 1566 für die Kirche St. Johann Nepomuk und St. Nikolaus eine Gl. anfertigen (vgl. Kat.-Nr. 452); er muss 1567 gestorben sein, er wird in der Is. auch als „gewester Pfleger“ bezeichnet7). Als Stifter der Wandmalerei wird der Sohn Balthasar Kulmer zum Rosenpichl, verheiratet mit Margrethe von Mosheim, in Frage kommen, der seinem Vater als Pfleger und Burggraf auf Hochosterwitz nachfolgte, noch 1604 wird er als Burggraf genannt. Das 1537 von Hermann Kulmer errichtete Schloss Hohenstein wurde 1589 durch Balthasar Kulmer zum Rosenpichl und Hohenstein erweitert8). Mit Georg II. Freiherr von Khevenhüller soll er 1578 an einem Kriegszug in Kroatien an der bosnischen Grenze gegen die Türken teilgenommen haben9). Das vierzehnte und zugleich letzte Tor der Burganlage ist nach diesen beiden Burggrafen und Pflegern als Kulmertor (vgl. Kat.-Nr. 491) bezeichnet worden.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Hochosterwitz (St. Georgen a. Längsee), Burgkapelle St. Nikolaus • Wandmalerei • Fraktur • Kapitalis •
Khevenhüller, Georg II. •
Kulmer, Hermann •
Kulmer zum Rosenpichl, Balthasar •
Kulmer zum Rosenpichl, Georg •
Mosheim, Margrethe •
Pain, Margarethe •
Hochosterwitz, Burg •
Hohenstein, Schloß •
Launsdorf, Burg Hochosterwitz •
Mosheim •
Rosenpichl, Schloß
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