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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

518 St. Veit a. d. Glan, Klosterk. U. L. Frau 1580

Epitaph aus weißem Marmor des Hans Deutenhofen für seine Frau Maria, seine beiden Söhne und seine Schwiegermutter, innen an der Südwand der Kirche bei der Orgelempore. Das Grabdenkmal ist als Ädikula gestaltet und weist einen mehrgliedrigen renaissancezeitlichen Aufbau auf: Auf zwei geschwungenen und ornamentierten Konsolen ruht eine mit Diamantquadern seitlich gefaßte Is.-Tafel mit einer sechszeiligen Is. (IV). In die Rundbogenarchitektur darüber sind vier W. eingestellt, oben zwei W.-Schilde mit Helmzier und Helmdecken (Deutenhofen, Kirchpuecher), darunter zwei W.-Schilde (Wolkenstein, Neuhaus), letztere mit je einem einzeiligen Schriftband darüber (IIIa, b). Über der Renaissance-Architektur mit seitlichen Säulenanordnungen mit Rundbogenabschluss, dem eine weitere einzeilige Is. (II) beigefügt ist, wird ein weiteres Schriftfeld mit Rollwerkrahmung aufgesetzt, mit einer achtzeiligen Is. (I). Als Abschluss dient ein Dreiecksgiebel.

H. 304 cm, B. 130 cm, Bu. I. 2,6 (3,8) cm, II. 2 (2,8) cm, III. 2,8 (3,5) cm, IV. 2,8 (4) cm. – Fraktur.


Textedition
			

I. Hie Ligt Begraben Die Edl Ernthugenthaffte Fraw Maria / V(on) Teutenhoffen · Geborne Khirchpuecherin · So Den · 22 ·/ Septembris Jnn · 1575 · Jarr · Jn Herren Christlich / Verschiden · Sambt Dreyen · Jrren Khindlein Matheß Vnd Mi=/chel · e(t)c(etera) · Auch Jerr Geliebte Fraw Muetter · Margareta Khirhpue=/cherin · Geweste · V(on) · Neuhaus · Die Den 22 Marcy Jn 1576 / Jarr · Auch Jn Herren Entschlaffen Vnd Der Frölichen / Aufferstehüng Erwartten · II. Wier Leben Oder Sterben. So // Sein Wier Des Herren · IIIa. A(nna) V(on) Wolckhenstain · IIIb. M(argareta) V(on) Neuhaus · IV. Der Edl Ernuest Hanss · V(on) · Teutenhofen · Zu / Neuhaus · Fur(stlich) Du(rchlaucht) Ertzhörzog Carls Zu / Ossterreich · e(t)c(etera) · Aufschlags Einemer Alhie Hat / Obgemelter Seiner Lieben Hausfraue(n) Khind=/len Vnd Fraue(n) Schwiger Selligen Dise Ge/dachtnus Machen Lassen · Anno · Do(mini) 1580

Anmerkungen

Röm 14,8 (II).


Datum: 1575 September 22, 1576 März 22.

Wappen: Deutenhofen1), Kirchpuecher2), Wolkenstein3), Neuhaus zu Grafetsch4).


Kommentar

Die Deutenhofen (Teutenhofen) stammen aus dem nach ihnen benannten Schloss Teutenhofen bei Dachau in Bayern5) und haben sich in Tirol niedergelassen, wo sie 1543 Neuhaus bei Taufers, dann Raffenberg bei Klausen erworben haben. Ein Zweig siedelte sich in St. Veit in Kärnten an und wurde hier landständisch. Schon 1518 erhielten sie von Kaiser Maximilian I. zu Augsburg am 10. August eine Wappenbesserung und die Bestätigung des rittermäßigen Adels6). Hans von Deutenhofen, der sich auch „zu Raffenberg“ nannte7), war der Sohn des Michael von Deutenhofen zu Neuhaus, der seit 1533 mit Anna von Wolkenstein verheiratet war, die in erster Ehe Michael von Neuhaus, Hauptmann zu Tolmein und später Stadtrichter zu Brixen, geheiratet hatte und am 2. Mai 1568 gestorben ist8). Michael von Deutenhofen war Hof- und Landrichter zu Brixen9) und wurde am 20. November 1566 in den Adelsstand erhoben, mit dem Prädikat „Teutenhofen von Neuhaus“. Er ist dort am 20. März 1584 verstorben. Sein Sohn Hans von Deutenhofen war kaiserlicher Rat und landschaftlicher Einnehmer in der Stadt St. Veit und dürfte um 1590 gestorben sein. Dieses prächtige Grabmal hat er für seine Ehefrau, Maria Kirchpuecher, Tochter des Johann Kirchpuecher von Hardegg und der Margarethe von Neuhaus, weiters für seine beiden Söhne Matthias und Michael und schließlich auch für seine Schwiegermutter Margarethe Kirchpuecher, geborene von Neuhaus, 1580 gestiftet. Der Sohn des Hans von Deutenhofen, Hans Christoph10), verheiratet mit Magdalena Froh(n)müller, erhielt 1625 die Kärntner Landstandschaft. Dessen Sohn Hans Thomas war mit Johanna von Fieger-Hirschberg verheiratet, der Sohn Daniel hat 1605 „bei einem Hochzeitstanz in Klagenfurt“ den Bürgersohn Perner erdolcht11). Die Familie hat in der Folge zahlreiche Besitzungen in Kärnten erworben, so u.a. die Schlösser Drasing, Mageregg, Ebenthal und Ehrenhausen12). Georg Ernst und Philipp Jakob von Deutenhofen, die Söhne des Hans Christoph, und deren Vetter Andrä Viktor, Herr auf Raffenberg, wurden am 12. Januar 1662 in den Freihherrenstand erhoben13). 1750 ist mit Philipp von Deutenhofen der letzte des Kärntner Stammes gestorben; er hat sein Vermögen dem Waisenhaus und Spital in St. Veit bzw. Klagenfurt hinterlassen14).

1) KLA, WB A fol. 99 u. WB C fol. 122a. – Si 3/102: von Rot und Weiß gespalten, belegt mit einem farbgewechselten Hahn; offener, gekrönter Helm mit rot-weißen Decken, aus der Krone der Hahn als Helmzier. – Wutte, Wappen 128.
2) KLA, WB A fol. 70 u. WB C fol. 111a bzw. 113b: von Rot und Weiß dreimal gespalten, schrägrechts belegt mit einem natürlichen Baumstamm, mit unten einem, oben zwei abgestümmelten Ästen; offener, gekrönter Helm mit rot-weißen Decken, offener Flug, belegt mit nach innen geneigten Baumstämmen. – Wutte, Wappen 131.
3) Si 1/26. – Si 6/12. – Tir 19, Taf. 19, Taf. 23. – Bay 24b. – Bay A1 63. – OÖ 661.
4) W.: geviert 1 u. 4 geteilt von einer Zinnenmauer, 2 u. 3 belegt mit einem Zickzackbalken.
5) Hohenbühel, Tiroler Adel 143f. – Pantz, Denksteine102f.
6) Hohenbühel, Tiroler Adel 143f. – Granichstaedten-Czerva, Brixen 366.
7) Granichstaedten-Czerva, Brixen 365f.
8) Das Grabdenkmal der Eltern befindet sich an der Pfarrkirche St. Michael zu Brixen.
9) Granichstaedten-Czerva, Brixen 40f.
10) Ebenda 367.
11) Hohenbühel, Tiroler Adel 144. – Granichstaedten-Czerva, Brixen 367.
12) Henckel, Burgen Bd. 2 29, 31, 37. – Kohla/Metnitz/Moro G., Burgenkunde 18, 23, 99, 110, 127.
13) Granichstaedten-Czerva, Brixen 367. – Pantz, Denksteine 104.
14) Hohenbühel, Tiroler Adel 143f. – Granichstaedten-Czerva, Brixen 367.
Literatur

KLA, Hs. GV 9/25, fol. 51r. – KLA, Hs. GV 10/53, 136. – Lind, Archäologische Notizen CCXII (Nr. 3). – Ders., Beiträge 265. – Kunsttopographie Kärnten 358. – Ginhart, Kunstdenkmäler St. Veit 33. – Neckheim, Grabmalplastik 1940, 145. – Dehio Kärnten 2001, 846.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 518,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil3/kaernten-2-obj518.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 206: Epitaph Maria
Deutenhofen (1580)
©  Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)