Inschrift-logo

  Suche         Druck     Hilfe  

 

Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

525 Gurk, Stiftsanlagen, Lapidarium (1582)

Fragment einer Grabplatte aus Sandstein, ursprünglich in der Propsteikapelle gelagert, seit der Errichtung eines Lapidariums nun im westseitigen Arkadengang des Propsthofes aufgestellt. Die obere Hälfte des Steines ist weggebrochen und verlorengegangen, auch an den Seitenrändern sind Beschädigungen feststellbar, die linke untere Ecke fehlt. Auf dem ansonst schmucklosen Stein sind elf Schriftzeilen sichtbar, einwandfrei zu lesen sind aber nur mehr sechs Zeilen.

H. ± 62 cm, B. ± 61 cm, Bu. 4 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

– – –/..] M[– – –HV]/IVS · EC[CL(ES)IEa) · GVRC(ENSIS) · CA(N)O(N)]/ICVS · IN · [– – –] / FIRMITAT͜ Eb) · PATIEN[TIAE] / FINEM · VITA͜ E · CHRIST/IANO · HOMINE · PLA/NE · DIGNVM · OBTINV/IT · VIXIT · ANNOS ·/ XXXVI · OBIIT · IN ·/ FESTO · S(ANCTI) · LAVR[.]EN/TII · ANNO · M[D – – –

Anmerkungen
a) nach den Platzgegebenheiten sind im ergänzten Text Kürzungen vorauszusetzen; die Positionierung erfolgt nach Erfahrungswerten.
b) auch FIRMIT(AT)AE möglich.

– – –] Kanoniker dieser Gurker Kirche, erlangte in [– – –] Beständigkeit der Geduld das Ende des Lebens, das eines christlichen Menschen vollauf würdig war. Er lebte 36 Jahre und starb am Festtag des heiligen Laurentius im Jahre 15[– – –


Datum: 1582 August 10.


Kommentar

Die Kapitalis verweist die Grabplatte in die Zeit des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Im Gurker Nekrolog1) findet sich für diese Zeit nur eine Eintragung, die auch etwa mit dem Sterbetag übereinstimmen könnte. Demnach ist am 9. August 1582 Elias Engellander, Pfarrer und Kanoniker zu Gurk, gestorben. 1563 wird er als „Jungherr“ erwähnt2) der 1566 vom Laibacher Bischof Peter von Seebach zum Priester geweiht wurde. Er stammte dem Weihezeugnis nach aus dem Gebiet der Erzdiözese Salzburg, könnte demnach auch aus Kärnten gebürtig gewesen sein. Als Gurker Pfarrer ist er seit 1574 bezeugt3). Der Grabinschrift zufolge fällt das Todesdatum auf den Festtag des heiligen Laurentius, dies ist in der Erzdiözese Salzburg der 10. August. Aus Erfahrung muss man in diesem Zusammenhang feststellen, dass das Gurker Nekrolgium nicht immer ganz genau ist und schon mehrfach – siehe auch oben – um einen Tag nach unten oder oben differiert. Es ist damit sehr wahrscheinlich, dieses Grabplattenfragment dem Gurker Pfarrer und Kanoniker Elias Engellander zuschreiben zu können.

1) Schroll, Necrologium Gurk 24: „A. d. 1582 obiit Helias Engenlander, pbr. et can. Gurc.“.
2) Obersteiner, Gurker Bistumsgeschichte 1956, 212 (Anm. 36).
3) Ebenda 216 (Anm. 28).
Literatur

Dehio Kärnten 2001, 266.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 525,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil3/kaernten-2-obj525.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten  Politischer Bezirk St. Veit an der Glan  Gurk, Stiftsanlagen, Lapidarium   •  Grabplatte  •  Sandstein  •  Kapitalis  •  Inschriften des Totengedenken  •  Engellander, Elias  •  Seebach, Peter  •  Gurk, Lapidarium  •  Salzburg, Bistum

Abbildungen

 zum Vergrößern anklicken
Abb. 211: Grabplattenfragment (1582)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)