Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
528 |
St. Veit a. d. Glan, Klosterk. U. L. Frau |
1582 |
Epitaph aus weißem Marmor des Hieronymus Söll von Teissegg und seiner beiden Ehefrauen Anna Mägerl und Elisabeth Schmel(t)zer, innen an der Südwand der Kirche bei der Orgelempore. Das Grabdenkmal ist als Ädikula gestaltet und weist einen mehrgliedrigen renaissancezeitlichen Aufbau auf: Auf zwei geschwungenen und ornamentierten Konsolen ruht eine mit Diamantquadern seitlich gefaßte Tafel mit zwei Relief-W. nebeneinander (Mägerl und Schmeltzer), die oben von je einem einzeiligen Schriftband begleitet werden (IIIa, b). In die Rundbogenarchitektur darüber ist ein raumfüllendes Relief-W. eingestellt (Söll von Teissegg), mit Helmzier und Helmdecken. Über der Renaissance-Architektur mit seitlichen Säulenanordnungen mit Rundbogenabschluss, dem eine weitere einzeilige Is. (II) beigefügt ist, wird ein weiteres Schriftfeld mit Rollwerkrahmung aufgesetzt, mit einer fünfzeiligen Is. (I). Als Abschluss dient ein Dreiecksgiebel. Das Grabdenkmal ist sichtlich vom selben Meister bzw. derselben Werkstätte geschaffen wie das Epitaph des Hans Deutenhofen von 1580 (vgl. Kat.-Nr. 518).
H. 296 cm, B. 130 cm, Bu. I. 3 (4,2) cm, II. 2,8 cm, III. 1,6 cm. – Fraktur (I), Kapitalis (II, III).
Textedition
I.
Hie Ligt Begraben Der Ernuesst Vnd Furnem Iheronimus / Soll gewester Raths
Buger alhie Sambt Zwayen Sey=/nen Eelichen Hausfrauen Der Jn Gott
verschiden Jst / am 2. Tag Jüny In 1582 Jar Gott Verleiche Jm / Ein Fröliche
Vrstent Zum Ewigen Leben Amen
II.
MORIMVR · VT // RESVRGAMVS
IIIa.
ANNA MAGERLIN / OBIT · 1554 ·
IIIb.
ELISABET SCHMELZERIN / OBIT · 1575 ·
Anmerkungen
Wappen: Söll von Teissegg1), Mägerl2), Schmel(t)zer3).
Kommentar
Die Söll von Aichberg und Teissegg waren im 14. Jahrhundert Bürger von Bruneck und teilten sich dann in mehrere Linien (auch in ihren Wappen): die Söll von Teissegg führen den Ochsenkopf im W. und benennen sich nach dem Ansitz Teissegg zu Bruneck, den sie 1520 erworben haben4). Ein Zweig hat sich auch in Kärnten und in der Steiermark niedergelassen, von dem die freiherrliche Linie aus dem Jahr 1716 abzuleiten ist. Hieronymus Söll war Ratsbürger zu St. Veit und in den Jahren 1568, 1570–1571, 1574–1575 und 1576–1577 Bürgermeister der Stadt5). Seine erste Ehefrau Anna Mägerl war die Tochter des Andrä Mägerl6), seine zweite Ehefrau Elisabeth Schmelzer stammte aus Judenburg. Von den Mägerl scheint er auch deren Leitspruch: MORIMVR VT RESVRGAMVS übernommen zu haben. Um 1631 ist ein Leonhard Söll als Kärntner Landstand nachgewiesen7). 1739 besaß Christian Freiherr von Söll das Schloss Dornhof bei St. Veit8). Vom Zweig mit der Eichel im Wappen hat eine Anna Söll den Pfleger von Pittersberg und Goldenstein im Gailtal geheiratet9).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan St. Veit a. d. Glan, Klosterk. U. L. Frau • Epitaph • Marmor • Orgelempore • Fraktur • Kapitalis • Inschriften des Totengedenken •
Deutenhofen, Hans •
Mägerl, Andrä •
Mägerl, Anna •
Schmelzer, Elisabeth •
Söll, Anna •
Söll, Christian •
Söll von Teissegg, Hieronymus •
Söll von Teissegg, Leonhard •
Bruneck, Schloß Teissegg •
Dornhof, bei Frauenstein •
Judenburg •
St. Veit a. d. Glan, Klosterkirche
Abbildungen
Abb. 207: Epitaph Hieronymus Söll (1582) ©
Landesmuseum Kärnten (Ulrich Peter Schwarz)
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Wir sterben, damit wir auferstehen (II).