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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

572 Friesach, Stpfk. hl. Bartholomäus 1593

Wappengrabplatte aus Sandstein des Cyprian Lyresius, im nördlichen Seitenschiff, rechts vom Eingang. Oben im vertieften Feld ein Relief-W. Unten befindet sich eine Inschrifttafel mit einfacher Rollwerkrahmung und einer 14-zeiligen Is.

H. 176 cm, B. 68 cm, Bu. 3,5 (5) cm. – Kapitalis.


Textedition
			

GENTISa) AETA͜TIS SVA͜E . REVEREN[DO] / ET NOBILI, D(OMI)NO CYPRIANO LYRESIO / ECCL(ESI)A͜E HVIVS COLLEG(II) · S · BARTHO/LOMEI, ET · S · VIRGILIIb) PRA͜EPOSITOc) / FRISACEN(SIS) INFERIORIS CARINTH/IA͜E · ARCHDIACONO SEDVLO FV=/NGENTI MVNERIBVS SVIS / ANNIS · X · SVAVEM ODOREM / OMNIBVS EMITENTTE(M)d) VIVIS / SVBLATO A͜ETATIS SVAE < .. > / NO[N] SECVS AC BENE MERE(N)TI IN Eccl(esia) / CATHOLICA MA͜ERENTES POSVERE / TESTAMENTARIIe) OBYTf) FELI/CITER DIE, VI, MAY, ANNO · 15 · 93 ·

Anmerkungen
a) das ursprüngliche Wort GENTILITATIS nachträglich zu GENTIS AETATIS korrigiert – vergrößerter Anfangsbuchstabe.
b) I in G eingestellt.
c) O verkleinert unter Balken des T gestellt.
d) für EMITTENTE(M).
e) anschließend vegetabiles Ornament.
f) vergrößerter Anfangsbuchstabe.

Dem durch das Alter seines Geschlechts hochwürdigen und edlen Herrn Ciprian Lyresius, Propst dieser Kollegiatkirche des heiligen Bartholomäus und des heiligen Virgilius in Friesach, Erzdiakon von Unterkärnten, der sein Amt zehn Jahre lang nach Kräften eifrig erfüllt hat, errichteten, nachdem ihm der süße Hauch, der allem Lebendigen entströmt, im <..> Jahr seines Alters entzogen worden war, als einem nichts weniger als um die katholische Kirche Wohlverdienten, seine tiefbetrübten Testamentäre (diese Grabdenkmal). Er starb glückselig am 6. Tag des (Monats) Mai im Jahre 1593.


Datum: 1593 Mai 6.
Wappen: Lyresius1).


Kommentar

Cyprian Lyresius stammte aus den Rheinlanden und wird 1578 als Student an der Universität Siena genannt2): Als Herkunftsort wird „Cliviensis Embricensis“ genannt, also Kleve am Niederrhein. Später hat er auch in Eichstätt studiert3). Er wurde 1584 Propst der Kollegiatkirche St. Bartholomäus4) und hatte dieses Amt bis zu seinem Tod am 6. Mai 1593 – nach eigener Aussage 10 Jahre lang – ausgeübt. Er war auch Propst von Virgilienberg5) und Erzdiakon von Unterkärnten6). Sein Vermögen hat er testamentarisch zur Wiedererrichtung des Friesacher Bürgerspitals gestiftet7).

1) Bürgerliches W.: 1 u. 4 drei Halbmonde übereinander, 2 u. 3 drei Fische übereinander (vgl. dazu das W. des Propstes Dr. Georg Vischl – Kat.-Nr. 408); aus dem Helm wachs. ein oberhalb Löwe mit einem Fisch in den Vorderpranken.
2) Weigle, Matrikel 61., Nr. 521. – 1576 wird ein Johannes Lyresius „Clivensis“ als Student in Siena genannt; vgl. Ebenda 56, Nr. 409.
3) Wadl, Institutionen 349.
4) Ebenda 348. – Jernej, Kollegiatstift 2001, 32, 142.
5) Sacherer, St. Virgil 69–71: Er war wohl nicht „Doktor“, wie er hier irrtümlich bezeichnet wird.
6) Tropper P., Missionsgebiet 353. – Jernej, Kollegiatstift 1997, 143.
7) Jernej, Kollegiatstift 1997, 30, 143.
Literatur

Hohenauer, Friesach 113. – Herrmann, Friesach in Kärnthen XXIV. – Beckh-Widmanstetter L., Grabsteine Friesach 1882, 41. – Kunsttopographie Kärnten 49. – Hauser Hu., Illustrierter Führer 40. – Zedrosser, Friesach 1926, 63. – Ders., Friesach 1953, 122. – Steindl, Lateinische Inschriften Kärnten 172f. – Dehio Kärnten 2001, 164.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 572,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil3/kaernten-2-obj572.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten  Politischer Bezirk St. Veit an der Glan  Friesach, Stpfk. hl. Bartholomäus    •  Wappengrabplatte  •  Sandstein  •  Kapitalis  •  Inschriften des Totengedenken  •  Lyresius, Cyprianus  •  Vischl, Georg  •  Friesach, Stpfk.

Abbildungen

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Abb. 219: Grabplatte Cyprian
Lyresius (1593)
©  Landesmuseum Kärnten (Friedrich W. Leitner)