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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

609 Lölling (Hüttenberg), Pfk. hl. Georg 1602

Wandmalerei an der Nordwand über dem spitzbogigen Portal in die Sakristei; das Gemälde ist als Stifterbild mit einem dreigeschossigen Aufbau gestaltet und zeigt ganz oben das Gleichnis Christi vom reichen Mann und dem armen Lazarus (Lc 16,19–31), der im Bildfeld rechts unten sitzend dargestellt ist. Darunter ist die Stifterfamilie in der Manier der Epitaphik des 16. Jahrhunderts dargestellt, in der Mitte der Gekreuzigte, links davon kniend der Stifter mit den männlichen Nachkommen, rechts die Stifterin mit ihren vier Töchtern; die Personen sind noch teilweise namentlich bezeichnet (Ia-g). Unter diesem Bildfeld ist eine annähernd quadratische Schriftfläche angefügt, mit einer achtzeiligen Is. (II), mit schwarzer Schrift auf weißem Grund. Die Malerei ist stellenweise stark verschliffen und unkenntlich, ebenso sind die Beschriftungen teilweise nicht mehr lesbar, auch die Stifterinschrift hat sich nur mehr fragmentarisch erhalten.

H. 400 cm, B. ± 250 cm, Bu. I. 4 (6) cm, II. 2 (3) cm. – Fraktur.


Textedition
			

Ia. [G]al Rauscher. Ib. Christan Ic. [– – –] Rauscherin: Id. Catherina:a) Ie. Susanna If. Christina:a) Ig. Maria:a) II. [– – –] Gott zub) [– – –/– – –] Ehrn Jm [– – –/– – –]nd[...]der Zu Einer / [– – –]n lassen D[.... /– – – F]urnemb [G]al Rauscher / [– – –] Gott wolle Jhnen Allen / [– – –]Amen / Anno. 16[02 – – –]

Anmerkungen
a) mit Kreuz bezeichnet: sie waren zum Zeitpunkt der Stiftung dieses Gemäldes bereits verstorben.
b) anschließend noch Reste eines Versals und die Oberlängen einiger Buchstaben sichtbar, Kontext aber nicht rekonstruierbar.

Kommentar

Der Stifter dieses Wandgemäldes war höchstwahrscheinlich Gallus Rauscher, der Besitzer des Steiner­hofes in Lölling, der 1602 gestorben ist1). Neben den zahlreichen Gewerken besaßen die Rauscher den Großkollerhof, seit 1529 auch den Steinerhof, worauf sich das spätere Adelsprädikat gründete2). Von den Söhnen des Gallus Rauscher sind zumindest zwei bekannt und stammführend: Barthelmä Rauscher erhielt durch seine Heirat mit Kunigunde Purkstaller den Besitz des Plaggowitzerhofes. Der zweite Sohn Paul Rauscher war von Kaiser Ferdinand III. am 16. September 1645 in den Adelsstand erhoben worden3), mit dem Prädikat „von Stainberg“. Über die Ehefrau des Gallus Rauscher erfahren wir leider nichts, so dass eine Ergänzung der Iss. auch hier nicht mehr möglich ist.

1) Münichsdorfer, Geschichte 280: Stammbaum der uralten Gewerken-Familie Rauscher.
2) Kohla/Metnitz/Moro G., Burgenkunde 54. – Wießner, Geschichte 3. Teil 77, 103.
3) Kä 194f., Taf. 23. – Beck-Widmanstetter C., Rauscher 115.
Literatur

Münichsdorfer, Geschichte 172, 180, 226, 233. – Beck-Widmanstetter C., Rauscher 144f. – Hartwagner, Kärnten 143 („um 1607“!). – Dehio Kärnten 2001, 477.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 609,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil4/kaernten-2-obj609.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2  Politischer Bezirk St. Veit an der Glan  Lölling (Hüttenberg), Pfk. hl. Georg    •  Wandmalerei  •  Portal  •  Fraktur  •  Ferdinand III.  •  Purkstaller, Kunigunde  •  Rauscher, Barthelmä  •  Rauscher, Gallus  •  Rauscher, Paul  •  Lölling, Pfk.