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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

651 Grades (Metnitz), Pfk. hl. Andreas vor 1620

Wappengrabplatte aus weißem Marmor des Paul Walcher von Triebenberg, außen an der Westwand der Kirche eingemauert. Der Stein befand sich ursprünglich wohl im Kirchenfußboden und ist in seinem mittleren und unteren Teil zur Gänze abgetreten und verschliffen. Auf Grund der noch sichtbaren Bearbeitungsspuren am unteren Rand des eigenwillig geformten frühbarocken Steines ist es sehr wahrscheinlich, dass ursprünglich die gesamte Platte bearbeitet war. Erhalten haben sich im oberen Drittel drei W.-Darstellungen in erhabenem Relief, unter einem doppelbogenartigen Abschluss, der seitlich von Engelsköpfen begleitet wird. Das W. oben in der Mitte ist wesentlich kleiner; über dem Relief-W. ist ein Schriftband mit einer einzeiligen Is. angebracht, dessen Beschriftung aber nur mehr fragmentarisch zu lesen ist (I). Darunter links ist in einem hochovalen Medaillon ein weiteres, aber wesentlich größeres Relief-W. eingestellt; auf der umlaufenden Rahmenleiste findet sich eine einzeilige Beschriftung (II). Gleichsam als Allianzwappen (der Ehe frauen) ist rechts ebenfalls ein Relief-W. angebracht: Im hochovalen Medaillon ist das W. eingestellt. Auch hier ist in die Rahmenleiste des W.-Medaillons eine umlaufende Is. (III) eingefügt.

H. 142 cm, B. 63 cm, Bu. I. 1,2 cm, II. 2 cm, III. 2 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

I. [PA]VL // WALC[HER] II. ANNA ·// GEBORNE // SCHMALZLIN · III. ANNA · MARIA · GEBO(R)N͜E // SCHÖTLINa) · TZV //· VISCH͜ERNb) · VND V͜ALCK(E)N͜BE(RG)c)

Anmerkungen
a) über dem I ist ein Kürzungsstrich angefügt.
b) N retrograd.
c) C sehr klein zwischen L und K hochgestellt.

Wappen: Walcher von Triebenberg1), Schmalzl2), Schöttl zu Vischern und Falkenberg3).


Kommentar

Paul Walcher von Triebenberg wird um 1605 und noch 1616 als bischöflich Gurker Pfleger zu Grades genannt; er war auch u.a. Rentmeister zu Straßburg (1608) und Amtmann zu Grades (1604)4). Um 1600 hat er gemeinsam mit seiner ersten Frau Anna einen Flügelaltar für die Pfk. von Krassnitz im Gurktal (vgl. Kat.-Nr. 630) gestiftet5). Es stammte aus dem Gewerkengeschlecht aus Hollenstein an der Ybbs, dürfte aber in Kärnten eine eigene Linie (siehe Wappen!) begründet haben6). Paul Walcher von Triebenberg war zweimal verheiratet, über seine erste Frau erfahren wir nur von der Stiftung des Altares für Krassnitz, seine zweite Ehefrau stammte aus Bayern (München). Sicher als Sohn ist der Gurker Domherr Karl Walcher einzustufen, der am 12. Juni 1675 gestorben ist und in der Vorhalle des Domes, im „Paradies“, begraben liegt7). Auch der 1652 genannte Constantin Walcher von und zu Triebenberg auf Rosegg dürfte dieser Familie zugehören8). Ein Johann Karl Walcher hat 1648 erfolglos um Aufnahme in das Gurker Kapitel ersucht, erhielt aber 1674 durch den Seckauer Bischof die Priesterweihe; er ist am 18. Juni 1675 gestorben9). Paul Walcher von Triebenberg wird um/vor 1620 gestorben sein, die Grabplatte hat wohl seine zweite Ehefrau, Anna Maria Schöttl zu Vischern und Falkenberg, aufrichten lassen

1) Ein Schrägrechtsbalken, belegt mit einem gekr. aufsteigenden Löwen, oben und unten (geteilt ?) eine (farbgewechs.?) Doppelilie; gekr. Bügelhelm, aus der Krone wachsend der oberhalb Löwe mit der Lilie in den Vorderpranken. – Vgl. Pantz, Gewerken 368 (W. v. 1629 nicht identisch mit dem auf der Grabplatte!). – Kraßler, Wappenschlüssel 39, 96, 192, 245.
2) Schild gespalten, vorne drei linke Spitzen, hinten ein Bär mit einem Mühlstein (?); gekr. Helm mit offenem Flug, dazwischen der Bär mit dem Mühlstein – Kein Wappennachweis auffindbar.
3) Bay A1 91: schrägrechts geteilt, oben in Schwarz ein silberner Windhund, unten von Gold u. Blau sechsfach geteilt; gekr. Helm, zwischen offenem Flug, der sechsmal von Gold u. Blau geteilt ist, der oberhalb silberne Windhund.
4) Obersteiner, Gurker Bistumsgeschichte 1960, 244 (Anm. 30).
5) Ebenda.
6) Pantz, Gewerken 368: vgl. auch die Wappengrabplatte der Judith Walcher, an der Pfk. in Krems († 1671).
7) Obersteiner, Zusammensetzung Nachträge 1966, 629.
8) Lebmacher, Gurker Lehensleute 182.
9) Obersteiner, Zusammensetzung 229f.

Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 651,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil4/kaernten-2-obj651.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
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