Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
677 |
Waitschach (Hüttenberg), Karner |
1626 (?) |
Wandmalerei im Karner mit nur mehr Resten einer Gesamtdekoration für den Innenraum des ursprünglich gotischen Bauwerkes: Neben Rankenmalereien sind Evangelistenbilder vorhanden, über dem Triumphbogen vor der Apsis ist ein kreuztragender Christus mit einem Spruchband (I) gemalt, eine zweite rahmende, zweizeilige Is. (II) hat sich nur mehr fragmentarisch erhalten. Zu diesem Zyklus gehört wohl auch die Beschriftung über dem Portal des Karners, der dem hl. Leonhard geweiht war; in einem seitlich eingerollten Schriftband finden sich Reste einer sechszeiligen Is. (III), die allerdings stellenweise bis zur Unkenntlichkeit verschliffen ist.
Kapitalis (I, II), Fraktur mit eingestreuter Kapitalis (III).
Ergänzungen (III) nach Ginhart, Kunstdenkmäler St. Veit 82.
Textedition
I.
ANXIATVSa) EST SVPER M͜Eb) SPIRITVS M͜EVSb) IN M͜E [TVRBA]TVM
[EST COR MEVM]
II.
IERVSALEMa) SV͜ RGE [ET EXVE TE] VESTIBVS [IVCVN]D//ITATISc)
IND[VERE] C[I]NEREd) [– – –] / PER DIEM ET NOCTEM [ET NON
TACEA]T PV[PILLA] // OCVLIc) T[VI]
III.
Zue Lob vnd Ehr Gott dem Almechtigen Vnd Der Heilligen Hochgelob[te]n
[Preißwürdigen Jungfrau der] Muet[er] Gottes Marie Auch der Heiligen /
Bei[chtinger Leonhard] Haben disse Ca[ppel]e [lassen] machen [vnd malen der
Ehrwürdige geistliche Her]r Gregorius Rörer VICARIVS Bey disem /
[Ehrwürdigen] Gottshaus [Zu Weitschach und Der – – – Sebastian ....]hen
vndter Weitschach Radmaister Zu [Hueten/ber]g Auch die Ersame[n] Gregor
S[....]cher vn(d) [– – –] Sebastian [– – –] Zächprebst dises ehgedachten
Gottshau[s / W]eitschach, 16[..] jare) in 26 Tag (Septem)brisf) ist die C[appeln
vollendet] worden. Die Muetter Gottes vnd der Heiligist / [s(anct)] Leonhard
[– – –] vor Gott dem Allmächtigen Vnser Furbitter Sein [Mue]ttern
Anmerkungen
Kommentar
Die frühbarocke Innenausstattung des Karners erfolgte offensichtlich um 1626 durch den Vikar Gregor Rörer und andere Leute (Zechpropst Sebastian u.a.). Leider hat sich diese Malerei nur sehr schlecht erhalten. In der Kunsttopographie1) wird die Stifterinschrift im Zusammenhang mit einer Beschriftung aus dem Jahre „1535“ wiedergegeben2), obgleich für die „Stifterinschrift“ 1620 als Entstehungsjahr angegeben wird3). Über Ginhart führt diese falsche Datierung dann bis in die jüngste Gegenwart4). Schon allein die Schriftform einer Frakturschrift mit eingestreuter Kapitalis und dann die kapitalen Beschriftungen deuten zumindest auf die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts hin. Da der Karner ein Bauwerk aus gotischer Zeit ist, kann sich die Stiftung des Vikars Gregor Rörer und einiger anderer Personen nur auf einen Umbau, verbunden mit einer Ausmalung des Innenraumes, beziehen. Diese Innenausmalung ist nach Dehio Kärnten5) mit 1626 datiert: bei Verifizierung dieser Angaben wird wohl auch die Stifterinschrift in diese Zeit zu datieren sein.
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Mein Geist verzagt an mir, mein Herz ist über mich verwirrt (I).
Steh auf, Jerusalem, leg dein Freudengewand ab, kleide dich in Asche [– – –] Tag und Nacht, und die Pupille deines Auges soll nicht ruhen (II).
Ps 142, 4 (I), Responsorium aus der Vigil des Karsamstags (II).