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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten

Politischer Bezirk St. Veit an der Glan

679 Friesach, Deutschordenskonvent 1627

Gemälde in der Kapelle der Klausur mit der Darstellung der Maria mit dem Kind vorne links, davor rechts kniend drei Ordensritter, hinter ihnen ein Ordenshochmeister; über einem Wolkenband ist neuerlich die gekrönte Madonna mit dem Kind gemalt, begleitet von der Dreifaltigkeit: links Christus, rechts Gottvater und in der Mitte über der Madonna der Heilige Geist (Taube). In der linken unteren Ecke des Bildes ist eine quadratische Schrifttafel eingefügt, mit einer achtzeiligen Is. (I). Der erste Ordensritter ist im Hauptfeld bezeichnet, die beiden nachfolgenden sind durch Aufschwörschilde ausgewiesen, die seitlich am Ordensmantel angefügt sind (II, III). Das Bild stammt aus Mergentheim und kam durch den Komtur und Ratsgebietiger des Deutschen Ritterordens, Dr. Eduard Carl Borr. Gaston Pöttickh, Graf und Freiherr von Pettenegg (1847–1918), in dessen Sammlung in die Ordenskommende in Friesach.

H. 150 cm, B. 83 cm, Bu. 0,6–1,5 cm. – Fraktur1).


Textedition
			

I. Iohan Eustachius â / Westernach Dei / gratia Hospitalis / Hierosolimitana͜e / [– – –] S(anctae) V(irginis) / Maria͜e Theutonicoru(m) / Summus Magister / A[nn]o 1 . 6 . 27 II. Georg Wilhelm von [....]erhausen genannt Elüppel . III. Johan Egulf von Westernach .

Anmerkungen

Johann Eustach von Westernach, von Gottes Gnaden Hochmeister des Deutschen (Ordens) vom Spital der Heiligen Jungfrau Maria zu Jerusalem, 1627 (I).


Wappen: Deutscher Orden, Westernach2), unbekannt.


Kommentar

Johann Eustach von Westernach hat das Tafelbild kurz vor seinem Tode 1627 gestiftet. Er war Deutschordensritter3), ist in den Jahren von 1574 bis 1576 als Trappierer zu Sachsenhausen4) bei Frankfurt belegt, von zumindest 1589 bis 1599 und dann neuerlich von 1613–1625 war er Administrator (Statthalter) des Hochmeisteramtes5) in Mergentheim, von 1618–1625 Landkomtur in Franken und von 1625 bis 1627 Hochmeister der Residenz Mergentheim6). Er hat als Statthalter, später als Komtur und zuletzt als Hoch- und Deutschmeister sehr wesentlich die Politik des Hochmeisters Erzherzog Maximilian von Tirol beeinflußt7). 1626 erwarb er für Wolf Christoph von Westernach, den Sohn seines Bruders, die Herrschaft Kronburg8). Er ist 1627 im Alter von 82 Jahren in Kapfenburg gestorben. Johann Egulf von Westernach war ein Neffe des Vorigen und ebenfalls Deutscher Ordensritter. Er wurde 1637 Hauskomtur in Freudenthal und diente nach dem Einfall der Schweden als Rittmeister im Hochmeister-Leibregiment. 1647 übertrug man ihm die Komturstelle zu Horneck in Deutschland, angetreten hat er diese aber erst 1649. Johann Egulf von Westernach ist 1653 gestorben9).

1) Inschrift I in von der traditionellen Fraktur abweichender Gestaltung sowie Versalien aus Kapitalis.
2) Si 1/110 u. 5/29. – Bay A3 137. – W.: geviert mit HS, darin in Silber ein gekr. naturfarb. Wolf, 1 u. 4 in Rot ein silberner Ring, 2 u. 3 in Schwarz sechs silberne (3, 2, 1) Lilien, darüber ein silbernes Schildhaupt.
3) Ebenda. – Kneschke, Adelslexikon Bd. 9 552f.
4) Jost, Deutscher Orden 381f., 406, 410, 421.
5) Ebenda.
6) Arnold, Deutscher Orden 106.
7) Noflatscher, Glaube 112–115, 346–347.
8) Bay A3 137.
9) Irgang, Freudenthal 234.
Literatur

Dehio Kärnten 2001, 167.



Friedrich Wilhelm Leitner

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner
(Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2) Wien 2008, Kat. Nr. 679,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil4/kaernten-2-obj679.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
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