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Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten
Politischer Bezirk St. Veit an der Glan
719 |
Friesach, Deutschordensk. hl. Blasius |
1640 |
Aufschwörschild des Erasmus Franz von Sauer, Freiherr zu Kossiak und Bellenhofen, innen an der Chornordwand. Die runde Holzscheibe wird am Rand von einem „welschen Kranz“, von einem Rahmenkranz mit eng geschnittenen und geflochtenen spitzen Lorbeerblättern umgeben, der an den vier Scheitelpunkten mit dekorativen Blumenbändern zusammengebunden ist. Die kreisrunde Wappentafel in der Mitte ist einfach gerahmt und gibt ein W. wieder. Das Holztondo trägt zwischen dem Lorbeerkranz und der Wappentafel eine zweizeilige umlaufende Beschriftung: schwarze Schrift auf weißem Grund.
D. 89 cm, Bu. 3 (4) cm. – Fraktur.
Textedition
+ Anheut den 3. Juni im J(ahr) 1640 ist der Wollwirdig Wollgeborne Herr Herr
Erasamb Franz Saver Freyher zum Kosiackh u(nd) Bellenho=/ven
Erblandtfirschneider in Crain vnd der Windischen March in der alhiesigen
Com(m)enda zum Tevtschen Ritter einkleit worden.
Wappen: Sauer zu Kossiak und Bellenhofen (später von und zu Ankenstein)1).
Kommentar
Das Schriftbild zeigt eine bewegte Form der Frakturschrift im Duktus der Schreibschrift der Zeit, mit Zierlinien vor allem bei den Versalien sowie bei Ober- und Unterlängen. Die Sauer waren ein altes krainisches Geschlecht, welches später auch in Österreich und Bayern auftrat. Im Herzogtum Krain übten sie das landesfürstliche Amt eines Obersterblandfürschneiders aus. Die Brüder Pankraz, Georg, Erasmus und Christoph Sauer zu Kossiak erhielten 15482) von Kaiser Ferdinand I. einen Wappenbrief mit einem vermehrten W. Georg Sauer zu Kossiak und Schratteneck erscheint 1611 im Verzeichnis der Kärntner Herren und Landleute3). Hans Ludwig von Sauer zu Kossiak war 1602 Hauptmann bei der Belagerung von Petrinia4), wurde 1607 steirischer und 1611 kärntnerischer Landstand5). Er unterfertigte als Mitglied des steirischen Adels 1603 die große innerösterreichische Religionsbeschwerde6). 1630 erhielten Hans Carl Sauer zu Kossiak und die Brüder Andreas, Georg Andreas und Franz Erasmus den Freiherrenstand verliehen, verbunden mit einer Wappenbesserung7) (Vereinigung mit dem ausgestorbenen Geschlecht von Greißenegg) und dem Prädikat „Sauer Freiherr zu Kossiak, Herr auf Wellan, Schönstein und Lilgenberg“8).
Ob der Ordensritter Erasmus Franz von Sauer, Freiherr zu Kossiak und Bellenhofen, der ganz offensichtlich am 3. Juni 1640 in Friesach dem Deutschen Ritterorden beigetreten war, mit dem vorgenannten Erasmus Franz identisch ist, läßt sich nicht nachweisen, scheint aber sehr wahrscheinlich9). 1668 wurden Georg Friedrich von Sauer, Freiherr zu Kossiak, Kämmerer, gewesener Verordneter in Steiermark, Oberstproviantmeister der Windischen und Petrinischen Grenze, und seine Brüder und Vettern in den Grafenstand erhoben, mit dem Prädikat „Sauer Graf von und zu Ankenstein, Freiherr zu Kossiak, Herr auf Wöllan, Schönstein, Lilgenberg und Dornau“10). In Kärnten besaßen sie Schloss Reideben bei Wolfsberg (1639) und Freyenthurn in Klagenfurt (1678)11).
Literatur
Friedrich Wilhelm Leitner
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
65. Band, Wiener Reihe 2. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten - Teil 2
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten Politischer Bezirk St. Veit an der Glan Friesach, Deutschordensk. hl. Blasius • Aufschwörschild • Fraktur •
Ferdinand I. •
Sauer zu Kossiak, Andreas, Christof, Erasmus, Franz Erasmus, Georg, Georg Andreas, Georg Friedrich, Hans Carl, Hans Ludwig, Pankraz •
Sauer zu Kossiak und Bellenhofen, Franz •
Sauer zu Kossiak und Schratteneck, Georg •
Freyenthurn, Schloß •
Friesach, Stadtmuseum •
Reideben bei Wolfsberg, Schloß
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Benedikt, Mittheilungen 181. – Hönisch, Komthure 157. – Dehio Kärnten 2001, 167.