Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
102 |
Langenlois, Pfk. Hl. Laurentius |
1497 |
Figürliche Grabplatte des Schilterner Pfarrers Andreas Perger, rotbrauner, weiß geäderter Marmor, im zweiten Chorjoch an der Südwand, 1957 aus dem Boden vor bzw. unter dem Marienaltar im nördlichen Seitenschiff (dort zusammen mit Kat.-Nr. 72 den Abgang zur barocken Gruft in der im Norden angebauten Herzjesu-Kapelle sekundär verdeckend) gehoben. Die Umschrift rahmt ein leicht vertieftes Feld mit der Relieffigur des Verstorbenen im Meßgewand (Alba und Kasel, darunter die Stolenenden sichtbar), das Haupt mit hohem Birett unter dreipaßartigem Ast werkbogen auf einem Polster aufruhend, mit der rechten Hand den in der Linken gehaltenen Kelch konsekrierend. Zu Füßen der Figur ein Wappenschild, das dritte Schriftband unterbrechend. Gesamte Platte stark abgetreten mit kleinen Oberflächenausbrüchen, eine linksschräge Äderung in der rechten oberen Ecke zu einem Sprung entwickelt. Stein offenbar kunstharzgetränkt.
H. 162 cm, B. 82 cm, Bu. 6,5–7 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.
Textedition
Anno · dom(in)i · 1 · 4 · 9 · 7 · feria · / qui(n)ta · p(ost) · letare · obyt ·
Venerabilis · Vir · d(omi)n(us) / Andreas · // pergera) · ple/ban(us) · in · schiltarn
· hic · sepvltvsb) ·
Anmerkungen
Wappen: Perger1).
Datum: 1497 März 9.
Kommentar
Der Verstorbene konnte im bearbeiteten Quellenmaterial nicht festgemacht werden. Eine von Gert Adamek postulierte Nähe der vorliegenden, qualitativ durchschnittlichen Platte zu den Arbeiten der Werkstatt des Friedrichsgrabmals in St. Stephan in Wien (Michael Tichter?) ist entschieden abzulehnen2).
Die teils unharmonisch spationierte Inschrift (Schaftabstände zwischen einfacher und doppelter Schaftstärke schwankend) weist abschnittweise unterschiedlich schmal bzw. breit proportionierte Einzelformen auf, Ober- und Unterlängenbereich entsprechen jeweils etwa der halben Höhe des Mittelbands. Bei a reicht der senkrechte Teil des gebrochenen unteren Bogens nur etwa bis zur Mittellinie und wird dort rechtsschräg abgeschnitten, der obere Bogen ist durch eine teils eingerollte, teils bis zum Schaft eingebogene Haarzierlinie geschlossen. Der linke untere Bogenabschnitt des b ist an der Basislinie fast rechtwinkelig gebrochen, bei d reicht der senkrechte Teil des gebrochenen Bogens bis an die Oberlinie, wo er rechtsschräg abgeschnitten wird, der zum Linksschrägschaft umgebildete freie obere Bogenabschnitt schließt den Bogen jedoch nicht ganz. Bei g zieht der gebrochene Bogen spitz auslaufend und nach links gebogen weit in den Unterlängenbereich. Über dem Schaft des i stehen konsequent kleine vollrund eingebohrte Punkte. Auch für den vokalischen Lautwert und im Wortinneren wird v statt u verwendet.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems Langenlois, Pfk. Hl. Laurentius • Grabplatte • weiß geäderter Marmor • Gotische Minuskel mit Versalien • Inschriften des Totengedenkens •
Adamek, Gert •
Friedrich •
Perger, Andreas •
Wien, St. Stephan
Abbildungen
Abb. 74: Grabplatte des Andreas Perger (1497) ©
ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)
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Im Jahr des Herrn 1497 am Freitag nach Laetare starb der ehrwürdige Herr, Herr Andreas Perger, Pfarrer in Schiltern (und liegt) hier begraben.