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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

110 Maria Laach a. Jauerling,
Pfk. Mariä Heimsuchung
1480, 1514/E. 15. Jh. (?)

Doppelflügelaltar mit Beischriften, Lindenholz (und mehrere Weichhölzer; Fichte und Tanne) polychromiert und vergoldet, als Hochaltar im Chor der Kirche. An der Vorderseite der Predella (durch die Tabernakeltüren getrennt) zwei Temperabilder der Hll. Maria Magdalena (links in grün/rotem Gewand)) und Ursula (rechts in rotem Gewand) in Rundbogenfeldern (in den jeweils äußeren Zwickeln je ein Wappenschild), unter den Figuren die goldgelb aufgemalten Namens­beischriften (I und II), auf dem Salbgefäß der Magdalena ein einzeilig schwarz beschriftetes Etikett (III). An den beiden Schmalseiten der Predella je eine Prophetenfigur (links in rotem, rechts in grün/rotem Gewand) mit einzeilig schwarz auf weiß aufgemaltem Spruchband mit roter Zeilenlinierung (IV und V). Über der Predella der mit geschnitztem und vergoldetem Maßwerk sowie krabbenbesetztem Kielbogen reich verzierte Schrein mit thronender Maria als Himmelskönigin mit Kind unter Maßwerkbaldachin, beiderseits je ein Engel, ein (Ehren-)Tuch aufspannend. Die einfach geöffneten Flügel zeigen in flachem Relief in je zwei hochrechteckigen geschnitzten Bildtafeln die Verkündigung und Geburt Christi (links; oben und unten) bzw. Heimsuchung und Anbetung der Könige (rechts; oben und unten). Verkündigung: unter rahmendem vegetabil belebten Rundbogen ein Innenraum mit Steinmauerwerk und Kreuzrippengewölbe über einer Säule. In der rechten Hälfte Maria an einem Lesepult mit aufgeschlagenem Buch, mit der Rechten ein Buch mit Buckelbeschlägen an die Brust pressend. Der Raum im Hintergrund mit einem Vorhang abgeteilt. Von links an Maria herantretend Erzengel Gabriel mit zwei Engeln als Assistenzfiguren, in der Linken einen kurzen Stab mit mehrfach gewundenem Spruchband (VI) haltend. Geburt Christi: im Vordergrund Maria und Josef mit dem Kind in der Krippe, links im Mittelgrund der Stall mit zwei bei einem Fenster heraussehenden Hirten. Reich durchgestalteter Hintergrund (Burgstadt, Brunnenszene), am oberen Bildrand über dem Dach des Stalls drei Engel, vor sich ein Spruchband (VII) haltend. Das geschlossene erste Flügelpaar zeigt in Tempera gemalte Szenen aus dem Marienleben (Beschneidung Christi, Darstellung im Tempel, Marientod und Marienkrönung). Bei vollständig geöffneten Flügeln erscheinen acht Szenen aus der Passion Christi (von links nach rechts, obere Reihe): Gebet am Ölberg, Judaskuß, Geißelung und Christus vor Pilatus bzw. (von links nach rechts, untere Reihe): Dornenkrönung, Kreuztragung, Kreuzigung und Auferstehung. Im Hintergrund der Kreuzigung (VIII) im oberen Bilddrittel Ansicht der Stadt Passau. Christus vor Pilatus: In weitem hallenartigen Raum mit dreischiffigem, netzrippen­gewölbten hinteren Abschluß Pilatus in dunkelblaugrauem Kleid mit großem hellgrauen Muster und rotem Mantel in der Bildmitte, rechts der gefesselte Christus in rotem Mantel, zu beiden Seiten das dynamisch auf die beiden Zentralfiguren hin orientierte Volk. Links einer Figur in Rückenansicht zugeordnetes s-förmig gewundenes Spruchband (IX), über der Rechten des Pilatus s-förmiges Spruchband (X). Am Saum des Mantels Christi von der linken Schulter bis zum unteren Rand laufende gold aufgemalte Buchstabenfolge (XI). Dornenkrönung: am Armausschnitt und Saum des kurzen Wamses des linken unteren Schergen rot auf gold aufgemalte Buchstabenfolgen (XII und XIII). Auf mehreren Tafeln pseudohebräische bzw. hebraisierende buchstabenähnliche Zeichen (als Gewandsauminschriften bzw. auf Schrifttafeln u. a.). Auf dem Schrein reiches Gesprenge, eingestellt die Figuren Christus als Schmerzensmann bzw. Paulus (links) und Johannes (rechts). Drei Jahreszahlen, an der Altarhinterseite am Oberrand der Predella (XIV) und am Nacken der Marienstatue rot bzw. weiß aufgemalt (XV, unzugänglich). Gesamter Altar vollständig farbig gefaßt bzw. vergoldet, im Rokoko überfaßt, 1809, 1841 (vom Kustos der k. k. Gemälde-Galerie, Erasmus von Engerth, und dem Bildhauer Joseph Kaehsmann) und 1950 überarbeitet. Inschriften VI und VII wohl 1841 mit dem ursprünglichen Text, jedoch in Kapitalis mit zeitgenössischen Formen übermalt. Gesamter Altar 1978 umfassend restauriert, dabei die Originalfassung von Architektur und Reliefs freigelegt, die der Figur Marias rekonstruiert. Die damals verlorenen Figuren zu Füßen Marias wurden durch Kopien der Engel vom Pacher-Altar in Gries bei Bozen ersetzt. Zuletzt 1998 gereinigt und neu gefirnißt.

H. (des gesamten Altars) 1092 cm1), B. (des gesamten Altars bei geöffneten Flügeln) 504 cm1), H.(der Flügel) 368 cm, B. (der Flügel) 122 cm1), Bu. 1,8 cm (I und II), 0,5 cm (III), 4,5 cm (IV und V), ca. 3 cm (VI–IX) bzw. 6 cm (XIII). – Frühhumanistische Kapitalis (I, II, VIII, XI–XIII) und Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

I. S(ANCTA) M(ARIA) MAIALE(NA) II. S(ANCTA) VRSALA III. Uirarsfgra) IV. Te · // ma//rtiru(m) · ca(n)d[idatus] · // laudat // [exerci]t(us) V. Te · p(ro)phetarv(m) · lautabil//isb) · nune//rusc) VI. Avea) // · gracia // plena domin[us]d) // tecume) VII. [in] excelsisf) · VIII. · I · N · R · Ig) · / i · n · r · i · IX. Crucifigea) · // crucifi//ge · eumh) X. Eccea) · homoi) · XI. IACK//A[.]ARCIV//AKI//Nj) · NSDRNj) · // MRIESA//SONj) · AVCMIWHj) · RCVIPATEMk) XII. RMHSVHTASRW XIII. SDVEDLM XIV. 1 · 4 · 8 · 0 XV. 148l) / 1514

Anmerkungen
a) Anfangsbuchstabe rot.
b) sic!
c) sic! s verkleinert hochgstellt.
d) Inschrift auf die einzelnen Abschnitte des mehrfach geknickten Spruchbands verteilt.
e) us in Falte des Spruchbands zu ergänzen.
f) von in nur die unteren Schaftenden sichtbar; über der Inschrift begleitende Notenschrift.
g) zwischen den beiden Zeilen mit den Kreuzestituli eine Zeile mit pseudohebräischen, buchstabenähnlichen Zeichen.
h) Inschrift auf die einzelnen Abschnitte des Spruchbands verteilt; als Trennzeichen rotes Quadrangel mit vier bewinkelnden Zierpunkten; folgt ein abschließendes rotes vegetabiles Füllzeichen.
i) als Trennzeichen rotes Quadrangel mit vier bewinkelnden Zierpunkten; folgt ein abschließendes rotes vegetabiles Füllzeichen.
j) folgt als Trennzeichen Quadrangel mit vier bewinkelnden Zierpunkten.
k) alle N retrograd.
l) sic! für 1480; Ziffern rot aufgemalt.

Dich lobt das schneeweiße Heer der Märtyrer (IV.).
Dich (lobt) die lobenswerte Schar der Propheten (V).
Gegrüßet seist Du, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir (VI).
In der Höhe (VII).
Kreuzige, kreuzige ihn (VIII).
Sehet den Menschen (IX).

Te Deum (IV und V); Lc 1,28 (VI); Gloria (VII); nach Io 19,15 (IX); Io 19,5 (X).


Wappen: Truchseß von Staatz-Drasenhofen2).


Kommentar

Ein älterer Maria Laacher Altar war bereits 1476 von Wolfgang (?) Uttendorfer bestiftet worden, die Aufstellung des gegenständlichen Hochaltars bzw. wenigstens von Teilen davon erfolgte nach den aufgemalten Jahreszahlen wohl zwischen 1480 und 1514, vermutlich als Stiftung der Schwestern Ursula Hohenberger und Magdalena Fünfkircher, Töchter des Rats, Hubmeisters und Hofmarschalls König Ladislaus’, Niklas’ (II.) Truchseß von Staatz-Drasenhofen, deren Wappen neben Darstellungen ihrer Namenspatroninnen auf der Predella abgebildet sind. Die 1545 mit Hans Truchseß von Staatz im Mannesstamm ausgestorbenen Truchsessen von Staatz-Drasenhofen waren in Maria Laach ab 1428 etwa ein Jahrhundert lang Lehensleute der bayerischen Herzöge, 1480 wurden die Laacher Lehen von Herzog Georg von Bayern-Landshut an sie ausgegeben3).

Die Verwandten der genannten Frauen, Hieronymus und Kaspar Truchseß von Staatz, hatten Stephan Uttendorfer zu Goldegg vor 1495 ein Stück Grund in der Nähe der Maria Laacher Kirche übereignet, auf dem Uttendorfer dann ein Benefiziatenhaus für einen eigenen Kaplan am von ihm gestifteten Heiligkreuzaltar im nördlichen Seitenschiff der Kirche bauen ließ. In der entsprechenden Stiftungsurkunde wurde neben regelmäßig zu lesenden Wochenmessen auch ein Jahrtag für die beiden Truchseß vorgesehen4).

Der Altar mit seiner bereits früh erkannten Verarbeitung von vorbildhaften Kupferstichen Martin Schongauers für einzelne gemalte Tafeln und Parallelen zum Kefermarkter Altar bei den Reliefs und beim Schnitzwerk wurde wiederholt – auch in Anbetracht der Passauer Stadtansicht in der Kreuzigungsszene – einer Passauer Werkstatt zugeschrieben. Christina Seidl glaubte, aus der inhomogenen und aus mehreren regional differenten Traditionen gespeisten Gestaltung der gemalten Tafeln neben unter­schiedlichen Vorbildern auch die Hände mehrerer Werkstattangehöriger ablesen zu können und relativierte die Einordnung des Altars in einen Passauer Zusammenhang5). Die von Lothar Schultes in einem älteren Beitrag für Ulrich Kriechbaum reklamierte thronende Madonna samt Kind mit einem Saugläppchen im Schrein folgt einem Münchener Typus der Zeit um 1470 und könnte somit ebenso wie die Gesprengefiguren älter als der übrige Altar sein, für den Schultes zunächst eine Teilvollendung 1480, die endgültige Komplettierung erst für knapp vor 1496 annahm6). Noch 1848 waren die ursprünglich zugehörigen, offenbar im 18. Jahrhundert abgenommenen Tabernakeltüren in sekundärer Verwahrung im Maria Laacher Pfarrhof aufbewahrt gewesen. Die analog zu den Heiligendarstellungen der Predella ausgeführten Malereien zeigten damals die Hll. Katharina und Barbara an der Außenseite, die Hll. Apollonia und Margarete an den Türinnenseiten, am Altar sind heute Tabernakeltüren von 1956 eingebaut. Vor der Restaurierung von 1841 waren an der Predellenrückseite angeblich mehrere mit Kreide (?) geschriebene Graffiti mit Namensinschriften, darunter auch eine des Hans Jakob von Kuefstein (s. Kat.-Nr. 386), zu sehen gewesen7). Worauf sich die Jahreszahl 1514 an der Hinterseite der Schreinmadonna bezieht (endgültige Aufstellung des aus unterschiedlichen älteren Teilen zusammengesetzten Altars in der heutigen Form, Neufassung der Madonnenskulptur?), ist unklar.

Die abgebildete Form des Salbgefäßes der Hl. Maria Magdalena mit ausgestelltem Ober- und Unterrand entspricht dem gegen Ende des 15. Jahrhunderts nicht nur durch Bildquellen, sondern auch durch sieben erhaltene Apothekergefäße aus der ehemaligen Alten Adlerapotheke in Krems gut dokumentierten charakteristischen Behältnistyp8).

Aus inschriftenpaläographischer Sicht sind mindestens zwei verschiedene Hände zu unterscheiden, die die Beischriften in Frühhumanistischer Kapitalis angefertigt haben. Die Schrift auf dem Gewandsaum Christi in der Szene vor Pilatus weist einen stärker linearen Gesamtcharakter auf, da Haar- und Schattenlinien kaum unterschieden und freie Schaft-, Balken- und Bogenenden ohne besondere Gestaltung stumpf abgeschnitten werden. Die Einzelformen entsprechen mit Ausnahme weniger Buchstaben (epsilonförmiges E, A mit beidseitig überstehendem Deckbalken neben rein kapitalem A, retrogrades neben normalem N) und abgesehen von wenigen für die Frühhumanistische Kapitalis charakteristischen Zierlelementen (Siculus am Balken von H) völlig denen der Kapitalis, lediglich die Proportionen der insgesamt schmalen, fast gelängt wirkenden Buchstaben weisen deutlicher in den Schriftbereich der Frühhumanistischen Kapitalis. Die Schrift auf dem Ärmelloch des linken unteren Schergen der Dornenkrönung dagegen weist zusammen mit den Namensbeischriften der weiblichen Heiligen auf der Predella gemeinsame Merkmale auf. Die Buchstaben sind generell weniger schmal und weisen stärkere Stilisierungsmerkmale auf, die den rein kapitalen Kanon verlassen, wie trapezförmiges A mit beidseitig überstehendem Deck- und teilweise gebrochenem Mittelbalken sowie unziales D. Freie Schaft- und Bogenenden werden oft kräftig, meist dreieckig verbreitert, teils eingekerbt, teils gegabelt bzw. gespalten. Spielerisch findet sich auch der weit in den Oberlängenbereich ragende Schaft des L (VRSALA) mit einem geschwungenen Balken durchstrichen. Ob die wohl von einer Hand stammenden Beischriften in Gotischer Minuskel einem der beiden Schreiber der Majuskel zuzuordnen sind, oder von einem dritten Schriftgestalter stammen, ist nicht zu klären. Auffallend ist in den Inschriften IV und V neben regulärem a Kasten-a mit zwei rechtsschrägen haarfeinen Mittelbalken.

1) Abmessung nach Seidl, Beiträge 151.
2) In silber aus einer goldenen Krone wachsender schwarzer Wolfsrumpf, vgl. auch NÖLA, Hs. 78/1, pag. 597 (abgeledigter Wolfsrumpf).
3) S. Simhandl, Flügelaltar passim (mit falschem Todesjahr 1549 für Hans Truchseß). Ursula hatte um 1463 den Hauptmann von Laa an der Thaya, Jörg Hohenberger, Magdalena zunächst Wernhard Stockhorner, nach dessen Tod 1474 Veit Fünfkircher geheiratet. Die früher fälschlich angenommene Stiftung durch Katharina Pichler von Rieggers referierte etwa noch Seidl, Predellenflügel.
4) Uttendorfer stiftete für den Sterbfall zum Unterhalt eines Priesters am Kreuzaltar in Maria Laach Gülten in „Pergarn“ (Oberbergern? Bergern bei Pöggstall?) und Gföhl, s. Plesser, Kirchengeschichte (1932) 399 und Ders., Kirchengeschichte (1939) 593. Die Einrichtung der Stiftung Uttendorfers übernahm posthum dessen Testamentsvollstrecker (Geschäftherr) Stephan Prunner zu Weinzierl mit Zustimmung des Vilshofener Propstes und Kapitels als Patronatsinhaber, s. BayHStA München, Klosterurkunden Vilshofen 1500 IV 8. Die Identifizierung des von Uttendorfer gestifteten Heiligkreuzaltars mit dem Vorgänger des barocken Gnadenbildaltars im nördlichen Seitenschiff ergibt sich aus den Aufzeichnungen im Schreibkalender des Achaz Enenkel von Albrechtsberg (s. Kat.-Nr. 283), wonach sein 1562 frühverstorbener Sohn Cornelius in Maria Laach „neben des Uttendorffer altar“ bestattet worden war. Da Achaz selbst 1574 neben seinem Sohn beigesetzt wurde und seine Grabplatte noch bis wenigstens 1962 unmittelbar vor dem nördlichen Seitenaltar im Boden lag, kann damit nur jener Altar gemeint sein.
5) S. Seidl, Predellenflügel 25: „Resümierend erscheint der Maria Laacher Hochaltar als Kompilation von Nürnberger, Münchner, Passauer sowie in geringerem Maße Wiener Stil- und Formelementen. Ein Phänomen, das eine eindeutige Situierung der Werkstätte nicht erlaubt, jedoch eine Stadt im süddeutsch-österreichischen Raum in Betracht ziehen läßt, die nicht, wie bisher angenommen, mit Passau zu identifizieren sein muß, sondern ohneweiters auf dem Gebiet des heutigen Österreich respektive Niederösterreich gelegen sein kann“.
6) S. Schultes, Plastik 108–110. Seine dort auf 108 geäußerte Ansicht, daß „sich das am Altar von Maria Laach angebrachte Datum 1480 nicht auf die Entstehungszeit der Schreinmadonna beziehen kann“, berücksichtigt nur die an der Predellenrückseite aufgemalte Jahreszahl, ignoriert jedoch die gleiche Jahreszahl am Rücken der Madonna selbst, wenngleich auch hier nur das (erste) Aufstellungsjahr angegeben sein mag. Schultes identifiziert hier den Maria Laacher Altar in Anknüpfung an ältere Erwägungen der Literatur mit einem zufolge verschiedener Göttweiger Rechnungsbelege sukzessive zwischen 1472/73 und 1496/97 bzw. 1509/18 unter Beteiligung von Ulrich, Martin und Andreas Kriechbaum entstandenen, zunächst für den Chor der Klosterkirche um 1000 lb. den. in Auftrag gegebenen Altar, der nach Ansicht Schultes’ jedoch „wegen Zahlungsschwierigkeiten des Stifts gar nicht nach Göttweig, sondern von vornherein nach Maria Laach geliefert“ worden sei. Den Revers Martin Kriechbaums von 1492 März 21, Krems, über die Übernahme der von Abt Matthias (I.) Schat(h)ner mit seinem mittlerweile verstorbenen Bruder Ulrich vertraglich vereinbarten Arbeiten s. bei Kühnel, Kultur (1959) 114 (Kat.-Nr. 361), den Hinweis auf den Vertrag mit Stephan Kriechbaum von 1518 s. schon bei Plesser, Kirchengeschichte (1932) 400, detailliertere bzw. abweichende Angaben bei Ritter, Abt 22f., Dworschak, Ausläufer 151 und 166, Seidl, Beiträge 150, und Ders., Predellenflügel 19f. Der Hypothese Schultes’ ist vor allem entgegenzuhalten, daß die Vilshofener Pfarre Maria Laach in historischer Hinsicht keineswegs „im Einflußbereich des Stiftes Göttweig“ gelegen war, sich die in den Göttweiger Rechnungsbüchern erhaltenen Zahlungsbelege keineswegs bloß auf einen Altar beziehen müssen (und tatsächlich etwa schon von Dworschak, Ausläufer 151f., der für den Maria Laacher Altar Martin Kriechbaum in Anspruch nahm, alternativ auch auf den Schnitzaltar von Mauer als ehemaligen Göttweiger Hochaltar bezogen wurden) und schließlich eine unterstellte Zahlungsunfähigkeit Göttweigs im kronkreten Fall vollends unbelegbar ist, vgl. dazu auch Lechner, Stift 34f., 900 Jahre Stift Göttweig, Kat.-Nr. 1033 (Gregor M. Lechner) und Lechner, Göttweig 803. In einem jüngeren Beitrag, Mader/Telesko, Spätmittelalter, Kat.-Nr. 107 (Lothar Schultes), nahm Schultes die genannten Zuschreibungen stark zurück und schrieb den Altar wiederum allgemein einem „Passauer Meister (?)“ zu, wobei Parallelen der Reliefs zu Arbeiten Gregor Erharts bzw. zum Kefermarkter Altar und anderen Werken, etwa des Jörg Huber, erwogen werden. Für die Motivik der Malereien der Altarflügel verweist Schultes nunmehr auf die Freisinger Heimsuchung Sigmund Huetters. Seidl, Beiträge 150, hat wohl zurecht festgehalten, daß „das Maria Laacher Retabel nicht evident mit der Passauer Werkstätte zu verbinden“ ist, und die Einordnung der Tafelbilder des Altars in die Passauer Kunstgeschichte „noch problematischer“ gefunden. Dies., Predellenflügel, 14, vermutet in der Madonna der Predella einen Überrest des 1476 bestifteten Uttendorfer-Altars. Die Bezüge zu Schongauer betonte schon Sacken, Kunstdenkmale (1848) 9, der, ebd. 17, die Zuschreibung an einen bayerischen oder österreichischen Künstler offenließ. Hans Tietze nahm in ÖKT 1, 25, für die geschnitzten Tafeln („um 1500“) die Tätigkeit eines schwäbischen Künstlers innerhalb einer für den Gesamtaltar verantwortlichen österreichischen Werkstatt an und hielt die Gesprengefiguren für jünger („um 1520“) bzw. konstatierte, ebd. 31, für die gemalten Tafeln eine „volkstümliche Umarbeitung der niederländisch beeinflußten bayrischösterreichischen Kunst“ unter Einbeziehung vorbildhafter Schongauer-Stiche.
7) Tabernakeltüren und Graffiti noch beschrieben bei Schmidl, Umgebungen 364f., und Sacken, Kunstdenkmale (1848) 11 und 17, der Name des Kuefsteiners angeblich mit der zweifellos unrichtigen Jahreszahl 1693. Die ursprünglichen Tabernakeltüren glaubt Seidl, Beiträge 160–163, bzw. Dies., Predellenflügel, mit guten Argumenten in zwei zersägten Predellenflügeln im Salzburger Museum Carolino-Augusteum bzw. in Salzburger Privatbesitz gefunden zu haben.
8) S. Kühnel, Apothekergefäße 506f. (Kat.-Nr. 625, Taf. 15) und Kühnel, Kunstwerke 72f. (Farbabb.), die Objekte heute im WEINSTADTmuseum Krems bzw. dem Museum für Angewandte Kunst, Wien.
Literatur

Tschischka, Kunst 102f. – Schmidl, Umgebungen 364f. – Sacken, Kunstdenkmale (1848) 6–17. – Sacken, Kunstdenkmale (1861) 114–117. – Lichtenberger, Grabmäler 111. – Sacken, Kunst 682. – NN., Kirchen 177f. – DASP, Nachlässe 5, Buch B, pag. 134 und 318. – Topographie 5, 610. – ÖKT 1, 25, 31f. und 274–280 (Taf. XVIf. und Fig. 168–175). – Riesenhuber, Kunstdenkmäler 157 (A. 16. Jh.). – Gnevkow-Blume, Maria Laach (1932) 2–12. – Plesser, Kirchengeschichte (1932) 400. – Plesser, Kirchengeschichte (1939) 594. – Feuchtmüller, Maria Laach (Abb.; unpag.). – Dworschak, Tafelmalerei 23 (um 1490). – Zykan, Plastik 77 (Kat.-Nr. 235; um 1490). – Dworschak, Ausläufer 151 (Taf. 112; um 1490). – ÖAW, NLH, 23./24. 8. 1962. – Eppel, Waldviertel 59 und 160 und Abb. 67 und 71. – Fischer-Colbrie, Fuchs 169. – Eppel, Kunst 184f. (Abb.; um 1490). – Hootz, Kunstdenkmäler 404. – Kronbichler/Kronbichler-Skacha, Diözesanmuseum 101f. (Kat.-Nr. 147; zu einem Aquarell von Franz Mugerauer von 1834). – Zotti, Kunst 2, 237f. – Dehio Nord 715f. – Seidl, Beiträge 1, 117 und 122 und 2, 150–164 (Kat.-Nr. 55; Abb. 216–236). – Seidl, Predellenflügel passim (Abb. 15–22 und 29–36). – Schultes, Plastik 108–110 (Abb. 14). – Mader/Telesko, Spätmittelalter, Kat.-Nr. 107 (Lothar Schultes). – Bleicher, Überblick 6. – Kren, Grablege 241. – Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“ 213 (Anm. 343).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 110,
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Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abb. 75: Flügelaltar
(1480, 1514/E. 15. Jh.), Detail
©  Bundesdenkmalamt, Wien, Fotoarchiv