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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

112 Hofarnsdorf, Pfk. Hl. Rupert E. 15. Jh.

Kanzelkorb mit Bau- bzw. Stifterinschrift, grauer Sandstein, ehemals (noch 1923) teilweise steinfarbig rot gefaßt und marmoriert, an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffs unmittelbar am Triumphbogen. Auf achtseitigem, tief gekehlten und mit Stableisten profiliertem Schaft, oben über Kielbogenmaßwerk sich verbreiternd, ein achtseitiger Korb, die durch verstäbte Rahmung gebildeten Felder mit kreuzblumenbesetzten und fialenbekrönten Kielbögen über teils tordierten Halbsäulen und reichem Maßwerk ausgefüllt. In den fünf freistehenden Feldern die einzelnen Abschnitte der einzeiligen, schwarz nachgezogenen Inschrift. Restauriert.

H. (gesamt) ca. 280 cm, (der Felder) 92 cm, B. (der Felder) 26 cm, Bu. 6,5 cm. – Frühhumanistische Kapitalis.


Textedition
			

HOC · OP(VS) // PERFECIT // D(OMINVS) · BLASI(VS) // STEIRER · // PL(E)B(ANVS) · ECC(LES)IEa)

Anmerkungen
a) Trennzeichen quadrangelförmig, teilweise mit angesetzten Zierhäkchen.

Dieses Werk ließ Herr Blasius Steirer, Pfarrer dieser Kirche, ausführen.


Kommentar

Blasius Steirer, von etwa 1490 bis 1499/1500 Pfarrer von Hofarnsdorf, verkaufte zusammen mit dem Zechmeister Ruprecht Wagner 1499 ein Joch Weingarten im „Autntal“ an den Arnsdorfer Pfleger Christoph Grabner zu Zagging (vgl. Kat.-Nr. 108)1). Die Hofarnsdorfer Kanzel ist im Gesamtaufbau sowie im plastischen Schmuck eng mit der Kanzel in Maria Laach (Kat.-Nr. 111) verwandt.

Die extrem dünnstrichigen, eng aneinandergereihten Buchstaben sind überwiegend schmal und schlank proportioniert. Freie Schaft-, Balken- und Bogenenden werden zu kleinen Dreiecken umgestaltet bzw. ansatzweise eingekerbt. An Leitbuchstaben des Schrifttyps erscheinen A mit beidseitig überstehendem Deckstrich und gebrochenem Balken, unziales D mit spitzovalem Bogen, epsilonförmiges E, H mit nach unten geöffnetem Siculus am Balken, I mit nach rechts geöffnetem Siculus in der Schaftmitte und spitzovales O. Bei R ist der sehr kleine Bogen am oberen Berührungspunkt mit dem Schaft eingeschnürt, die am unteren Berührungspunkt von Schaft und Bogen ansetzende Cauda weist einen stachelartigen Sporn unterhalb der Mittellinie auf.

1) S. Plesser, Kirchengeschichte (1955) 160f. (1499 September 21) und Schmidt, Kopialbuch 98.
Literatur

NN., Notiz 36, LXXXIII (Fig. 6 auf LXXXII). – ÖKT 1, 22 und 73f. (Fig. 9). – Riesenhuber, Kunstdenkmäler 123 (um 1500) und Taf. LVIII. – Plesser, Kirchengeschichte (1955) 160. – Bittner, „Kleine Gotik“ (1959) 91f. (Kat.-Nr. 313; „zwischen 1490 und 1500“). – ÖAW, NLH, 26. 8. 1959. – Bittner, „Kleine Gotik“ 182 („zwischen 1490 und 1500“). – Eppel, Kunst 175. – Zotti, Kunst 1, 127 (um 1500; Lesefehler). – Dehio Süd 835 (um 1481).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 112,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj112.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Hofarnsdorf, Pfk. Hl. Rupert    •  Kanzelkorb  •  Stifterinschrift  •  grauer Sandstein  •  Frühhumanistische Kapitalis  •  Grabner, Christoph  •  Steirer, Blasius  •  Wagner, Ruprecht  •  Arnsdorf, Weingarten im Autntal  •  Maria Laach a. Jauerling

Abbildungen

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Abb. 76–80: Kanzel (E. 15. Jh.), Details
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)