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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
14 |
Spitz, Schiffahrtsmuseum (Auf der Wehr 21, Erlahof) |
um 1310 |
Reste von Andachtsbildern mit Beischriften, Wandmalerei, im sogenannten Vestibül oder Stiegenhaus im Obergeschoß des Gebäudes rechts des barocken Portals knapp unterhalb der Decke an der Wand. Durch barocke Umbauten größtenteils zerstörte malerische Ausstattung der ehemaligen Kapelle aus zwei Zeitstellungen (s. Kat.-Nr. 29). Rechts als älterer Bestand waagrechter schmaler Streifen mit zwei parallelen, schmal rot gerahmten Bildfeldern mit Passionsdarstellungen auf putzfarbenem Grund. In der linken Hälfte Arma Christi-Bild, nur vom Christus-Kopf bzw. den Schultern aufwärts erhalten: Christus in rotem Mantel vor einem ockerfarbenen Gabelkreuz, umgeben von zahlreichen Arma-Symbolen, über dem Kreuz durch ockerfarbene Leiste abgegrenztes schmales Feld mit weiteren Arma-Darstellungen, in der Mitte über dem Kreuz ein beschädigter Christus-Kopf als Vera ikon, flankiert von den in Konturzeichnung ausgeführten und gelb ausgemalten Buchstaben A und Ω (I). In der rechten Hälfte (Szene nur von den Köpfen bzw. von der Brust aufwärts erhalten) der Kruzifixus am ockerfarbenen Gabelkreuz mit Titulus (II), flankiert von Maria (links) und Johannes (rechts), am rechten Bildrand der in etwas größerem Maßstab dargestellte Johannes d. T. im härenen Gewand, mit der linken Hand auf ein grüngrundiges, gelb gerahmtes Lamm-Gottes-Medaillon in der ausgestreckten Rechten deutend. Über der Figur am oberen Bildrand die schwarz auf einem weißen Spruchband aufgemalte Beischrift (III). Wandmalereien 1968 im Zuge der Adaptierung der Räume für das Schiffahrtsmuseum vollständig aufgedeckt und restauriert (Ludwig Peyscha), Fehlstellen und Aufspitzungsspuren mit hellen Putzplomben geschlossen.
H. (des Bildstreifens) ca. 50 cm, B. ca. 180 cm, Bu. 7 cm (I) und 4–4,5 cm (II und III). – Gotische Majuskel.
Textedition
I.
A // Ωa)
II.
· I · N · R · Ib) ·
III.
· ECCE ANGNVS DEIc) ·
Anmerkungen
Kommentar
Der im Kern mittelalterliche (13./14. Jh.), im äußeren Erscheinungsbild vollständig barock (E. 17./1. Dr. 18. Jh.) umgestaltete Erlahof war von etwa 1230 bis 1803/05 Wirtschaftshof und Amtssitz des Niederalteicher Weinzierls bzw. Hofmeisters von Spitz. 1807 wurde der Erlahof von der Kameralgüterdirektion an Alois Graf Geniceo verkauft, von dem er 1835 zunächst an Leopold von Würth, dann an Josef Wimmer und schließlich 1882 an den Rossatzer Bürger Alois Weiß gelangte. 1944 kaufte die Marktgemeinde Spitz das Gebäude an, in dem nach einer Restaurierung in den 1960er Jahren 1970 ein Schiffahrtsmuseum eingerichtet wurde. Die Lage der 1309 mit einem Ablaß begabten Marienkapelle im Erlahof war durch die späteren Umbauten zwischenzeitig in Vergessenheit geraten und konnte erst durch die vollständige Freilegung der Fresken im Obergeschoß des Gebäudes wieder lokalisiert werden. Die als selbständige Andachtsbilder in den Zusammenhang der Passionsmeditation verweisenden Wandmalereien der älteren Schicht sind stilistisch durch regional gut vergleichbare Parallelbeispiele in die Zeit um 1310 einzuordnen1). In den von Amtsträgern des Kloster Niederalteich genutzten Spitzer Gebäuden wurden im 14. Jahrhundert offenbar durchwegs malerische Wandausstattungen angefertigt. Neben dem jüngeren Wandmalereifragment in der Erlahofkapelle befanden sich auch im Spitzer Pfarrhof wenigstens monumentale gemalte Inschriften (s. Kat.-Nr. 24).
In das erste Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts lassen sich auch die Buchstabenformen der Beischriften datieren. Bei A und Ω erscheint mächtiges, durchwegs fettes pseudounziales A und Ω in Form eines geschlossenen unzialen M, jedoch mit breitem, in der Mitte eingeschnürtem Mittelbalken. Die stark gezierten Inschriften des Kreuzestitulus und der Beischrift zur Johannesfigur zeigen überwiegend relativ breite, mit teils kräftigen Bogenschwellungen versehene Buchstaben, lediglich C und E sind mit mehrheitlich feinen, stark durchgebogenen Haarstrichen geschlossen. G weist jedoch einen am freien Bogenende angesetzten dreieckigen, fast bis zur Basislinie reichenden Sporn auf, der den Buchstaben jedoch optisch kaum schließt. Einzelne Schäfte (I, N) sind mit kräftigen (Halb-)Nodi versehen, bei C und D erscheinen Zierpunkte an den Scheiteln der Bogeninnenkontur. Freie Schaftenden werden keilförmig verbreitert oder mit Dreiecken versehen, vereinzelt auch ansatzweise gegabelt, bei N und R biegen freies Bogenende bzw. Cauda als Haarstrich um und werden tropfenförmig verbreitert.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems Spitz, Schiffahrtsmuseum (Auf der Wehr 21, Erlahof) • Andachtsbildern • Beischriften • Wandmalerei • Titulus • Gotische Majuskel • Wandmalerei • Beischrift • Kreuzestitulus • Gotische Majuskel •
Albinus •
Geniceo, Alois •
Hirzo von Erla •
Weiß, Alois •
Wimmer, Josef •
Würth, Leopold •
Spitz, Erlahof, Niederalteicher Wirtschaftshof •
Niederalteich, Benediktinerabtei •
Rossatz
Abbildungen
Abb. 12: Wandmalerei (um 1310) ©
ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Andreas Zajic)
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