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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

2 St. Johann i. Mauerthale,
Fk. Hl. Johannes d. T.
2. V. 13. Jh.

Wandmalerei mit Beischrift, im südlichen Bereich der Langhauswestwand (!) der genordeten (!) Kirche. Fragment einer Margaretenszene (Aufnahme der Seele der Heiligen in den Himmel): In rechteckigem, braunrot/ockerfarbigem Rahmen zwei von oben herabfliegende halbfigurige Engel, die Seele Margaretes in einem Tuch (Kopf mit Nimbus sichtbar) emportragend. Binnenzeichnung grau, Farbschichten braun und ocker. Unter der Szene die schwarz aufgemalte Namensbeischrift. Teil eines durch den Einbau eines gotischen Fensters sowie einer Tür fragmentierten, ursprünglich vermutlich größeren Szenenkomplexes, Fehlstellen im Bereich der rechten oberen Ecke und der Inschrift. 1970 aufgedeckt, freigelegt und restauriert (Mag. Hubert Pfaffenbichler). Die zahlreichen Aufspitzungsspuren mit sandfarbenen Putzplomben geschlossen.

H. (des Bildfelds) 85 cm, B. 110 cm, Bu. ca. 7 cm. – Romanische Majuskel.


Textedition
			

[MAR]GA͜RETA

Kommentar

Die trotz unterschiedlicher Stilelemente wohl gleichzeitigen Wandmalereien im südlichen Bereich der westlichen Langhauswand umfassen neben der beschriebenen Margaretenszene die durch spätere Einbauten (Orgelempore, Fenster, Tür) fragmentierten und durch Aufspitzungsspuren beschädigten inschriftlosen Darstellungen des Hl. Georg, des Hl. Christophorus, einer Kreuzigung Christi sowie möglicherweise einer Vertreibung aus dem Paradies (von Süden). Die gesamte malerische Ausstattung dieser Zeitstufe führt die formale Tradition der spätromanischen Monumentalmalerei des 12. Jahrhunderts in zeitgemäßer Adaption fort. Die teilweise sehr plastisch aufgefaßten Einzelfiguren greifen vermutlich auf Typen der Salzburger Malerei zurück, Details der Gewänder deuten bereits den kommenden Zackenstil an1). Der nach stilistischen Kriterien erstellte Datierungsvorschlag weist die Malereien wohl als ursprüngliche Ausstattung der 1240 erstmals erwähnten Kirche aus. Die wenigen erhaltenen Buchstabenreste der Inschrift zeigen weitgehend einheitlich starke Striche, lediglich der Haarschlußstrich des mit kräftiger Bogeninnenschwellung versehenen unzialen E ist deutlich dünner, die durchgebogene Cauda des offenbar mit A in Nexus litterarum befindlichen R kräftig geschwellt. Das moderat breite trapezförmige A mit relativ hoch liegendem Balken besitzt breite Deck- und Basisstriche, unziales E ist mit leicht durchgebogenem Schlußstrich versehen, bei G ist das untere Bogenende fein auslaufend eingerollt, T mit breitem Basisstrich hat stark ausgezogene serifenartige Balkenenden. Die einzelnen Buchstaben weisen schwankenden, überwiegend Linksduktus, auf, die Abstände sind uneinheitlich.

1) S. Lanc, Wandmalereien XXVIII (um 1240) und 190–194 und Fillitz/Telesko, Früh- und Hochmittelalter, Kat.-Nr. 183 (Elga Lanc).
Literatur

Lanc, Wandmalereien XXVIII (um 1240) und 190–194 (Abb. 329). – Fillitz/Telesko, Früh- und Hochmittelalter, Kat.-Nr. 183 (Elga Lanc). – Dehio Süd 1927.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 2,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj2.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  St. Johann i. Mauerthale, Fk. Hl. Johannes d. T.    •  Wandmalerei  •  Beischrift  •  Romanische Majuskel  •  Pfaffenbichler, Hubert

Abbildungen

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Abb. 2: Wandmalerei (2. V. 13. Jh.),
Detail
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)