Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
20 |
Unterloiben, Pfk. Hl. Quirin |
2. V. 14. Jh. |
Grabplatte des Andreas (?) N., roter Marmor, innen im zweiten Joch des südlichen Kirchenschiffs nahe dem südlichen Eingang im Boden. Die zwischen zwei seicht eingehauenen Linien angeordnete Umschrift setzt sich unterhalb des ersten Schriftbands in zwei weiteren Zeilen fort. Gesamte Platte zum Teil extrem stark abgetreten, oft nur geringe Buchstabenreste sichtbar, die obere Kante der Platte mit dem ersten Schriftband zudem von Kirchenbänken verdeckt.
H. 182 cm (soweit sichtbar), B. 77 cm, Bu. 7 cm. – Gotische Majuskel.
Textedition
+ A͜NNO · D(OMI)NIa) / M · CCC · XXỊ[– – – DIE]b) · POST / · FESTVM
· / S(AN)C(T)I · M[I]CHAHE[LISc) – – – A]NDREAS[..]/VOGELd)· CI/VIS
· [P]ETO/UIENS[I]Se) ·
Anmerkungen
Kommentar
Der Verstorbene, möglicherweise Bürger von Pettau, konnte im bearbeiteten Quellenmaterial
nicht faßbar gemacht werden.
1323 betrieb offenbar die Quirinsbruderschaft (später Pfarrzeche) an der damaligen Kremser Filialkirche Hl. Quirin in Unterloiben beim Kremser Dechant Ludolf die Einrichtung eines Friedhofs an der genannten Kirche, die im selben Jahr von Bischof Albrecht von Passau genehmigt wurde1). Die vorliegende Platte dürfte somit einer der ersten Bestattungen nach formaler Erteilung der Begräbnisrechte für die Unterloibener Kirche zuzuordnen sein.
Die Grabplatte entspricht in der umlaufenden Beschriftung ohne zentrale (Wappen-)Darstellung und dem verwendeten Formular (Anno domini / Jahreszahl / Tagesdatum nach christlichem Festkalender / Todesnachricht / Name) dem überwiegenden Teil der im Untersuchungsgebiet bzw. dem niederösterreichischen Waldviertel erhaltenen Grabdenkmäler der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die zusätzliche Anführung eines den Stand des Verstorbenen bezeichnenden Epithetons (CIVIS etc.) ist hingegen im Vergleichszeitraum noch eher selten.
Die – soweit aufgrund des schlechten Erhaltungszustands beurteilbar – sehr routiniert und qualitätvoll ausgeführte Inschrift deutet ebenfalls auf den angegebenen Entstehungszeitraum hin. Die insgesamt relativ schlanken Einzelformen weisen kräftige Bogenschwellungen, keil- oder spachtelförmige Verbreiterungen freier Schaft-, Balken- und Bogenenden und starke Tendenzen zur Schließung offener Buchstaben auf. Im einzelnen erscheinen manche Doppelformen nebeneinander, so etwa rundes (pseudounziales) A neben dem konservativeren symmetrischen A mit beidseitig überstehendem Deckbalken, dagegen ausschließlich unziales E mit extrem fetter Bogenlinie und feinem senkrechten Abschlußstrich, an den Bogenenden überstehend und an Ober- und Basislinie nach rechts eingerollt, symmetrisches offenes unziales M mit stark verbreiterten Bögen, die Bogenenden an der Basislinie nach außen umgebogen, der Mittelschaft an der Basislinie stark keilförmig verbreitert, rundes N, kapitales und rundes T, letzteres mit fast bis zum Schaft geschlossener Bogenlinie, ersteres mit zwei in der Schaftmitte angesetzten Nodi (?) und kräftigen dreieckigen Sporen am Balken. Gesamteindruck und Einzelformen erinnern an die Inschrift der fragmentierten Grabplatte des Georg von Wachau (Kat.-Nr. 26), für die jedoch eine Entstehung erst nach der Mitte des 14. Jahrhunderts zu erschließen ist.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Im Jahr des Herrn 13(..) am (..) Tag nach dem Fest des Hl. Michael (starb) Andreas (..)vogel, Bürger von Pettau.