Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
21 |
St. Johann i. Mauerthale, Fk. Hl. Johannes d. T. |
2. V. 14. Jh. |
Wandmalerei Christus und die zwölf Apostel mit Beischriften, im nördlichen Bereich der Langhauswestwand (!) sowie am Triumphbogen der genordeten (!) Kirche. In einem langgestreckten rotgrundigen Bildfeld locker aneinandergereihte Figuren, oben und unten von ockerfarbigen und rot eingefaßten Rahmenleisten, die Nimben berührend, abgeschlossen. In der Mitte Christus, flankiert von ursprünglich je sechs untereinander gestikulierenden Apostelfiguren in ockerfarbenen oder weißen Gewändern mit Attributen und Spruchbändern. Durch spätere Fenstereinbauten Oberkörper des ersten Apostels, Christuskopf und Kopf des folgenden Apostels zerstört, die schwarz aufgemalten, stark verblaßten Tituli mit Beschädigungen nur bei Matthäus (I), Andreas (II), Paulus (III) und Simon (IV) erhalten, die Farbschichten v. a. bei Christus teilweise stark reduziert. Zahlreiche Aufspitzungsspuren, durch sandfarbene Putzplomben geschlossen. 1970 entdeckt, freigelegt und restauriert (Mag. Hubert Pfaffenbichler).
H. (des Bildfelds) ca. 140 cm, B. ca. 740 cm (Langhauswand) und ca. 175 cm (Triumphbogen), Bu. 5–6 cm. – Gotische Majuskel.
Textedition
I.
MATH(E)[VS]a)
II.
ANDREAS
III.
[P]AVLUS
IV.
· SYMONb) ·
Anmerkungen
Kommentar
Typen und Gebärdensprache der Apostelfiguren entsprechen Vorbildern der Prophetenfiguren aus den Armenbibeln vom Beginn des 14. Jahrhunderts, weisen aber durch die lebhafte Bewegung und die Interaktion in Zweier- und Dreiergruppen dynamischere Züge auf1).
Die Buchstaben weisen zahlreiche fette Schaft- und Bogenschwellungen sowie auffällige Zierelemente auf. Neben schlankem pseudounzialen A mit feinem beidseitig überstehenden Deckstrich, stark geschwelltem linken Schrägschaft, in einen Punkt auslaufend, existiert offenbar in Inschrift II auch ein symmetrisches trapezförmiges A mit klobigem Deckstrich. Unziales D ist offenbar mit einer Bogeninnenschwellung links sowie zwei senkrecht eingestellten Haarzierstrichen versehen. Unziales E mit starker Bogenschwellung bei gerader Innenkontur ist sehr schmal, mit einem sehr feinen, durchgebogenen Schlußstrich, in zwei Punkte endend, versehen. Beim unzialen H setzt der Bogen sehr weit oben am Schaft an, das freie Bogenende rollt sich unter der Basislinie zu einem Knoten ein. Der linke Bogen des unzialen M ist geschlossen, das rechte Bogenende biegt knapp unter der Basislinie nach rechts um und endet in einem flachen Dreieck. Rundes N bildet am in der Mittellinie mit einem Nodus besetzten und von einer Haarlinie begleiteten Schaft einen fetten Basisstrich aus. R hat eine weit ausgestellte, unter die Basislinie reichende Cauda, T in kapitaler Form hat stark keilförmig verbreiterte Schaft- und Balkenenden.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
|
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems St. Johann i. Mauerthale, Fk. Hl. Johannes d. T. • Wandmalerei • Beischriften • Gotische Majuskel •
Pfaffenbichler, Hubert
Abbildungen
Abb. 16: Wandmalerei (2. V. 14. Jh.), Detail ©
ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)
|