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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

22 St. Johann i. Mauerthale,
Fk. Hl. Johannes d. T.
2. V. 14. Jh.

Wandmalerei Marientod mit Beischriften, an der Chorwestwand (!) der genordeten (!) Kirche. In einem langgestreckten, von dunkelroten Rahmenstreifen eingefaßten Bildfeld zentral das schräg in die Bildfläche geklappte Bett Mariens, unmittelbar dahinter Christus, die Seele Mariens empfangend. Zu beiden Seiten die isokephal angeordneten Apostel ( Jakobus rechts erhöht) mit Büchern und gedrehten Kerzen in Händen, die über den Köpfen rot aufgemalten Namensbeischriften (I–XI, von links nach rechts) teils den Konturen der Nimben folgend, teils zeilenförmig angeordnet. Über den Figuren zu beiden Seiten Christi und an den Bildrändern vier halbfigurige bzw. aus Wolkenbändern herabfliegende Engel. Farbschichten und rote bis schwarze Binnenzeichnung stark reduziert, besser erhalten nur die rotbraunen Haare der Apostel und Teile des Betts sowie einzelne Gewänder. Zahlreiche Aufspitzungs­spuren, durch sandfarbene Putzplomben geschlossen. 1970 entdeckt, freigelegt und restauriert (Mag. Hubert Pfaffenbichler).

H. (des Bildfelds) ca. 165 cm, B. ca. 330 cm, Bu. 5–6 cm. – Gotische Majuskel.


Textedition
			

I. MAT[HEVS] II. · TOM/AS [·] III. · JAC/OBV/S IV. · PAV/LUS · V. PET[R]VS VI. JOHANNESa) VII. SV/MO/Nb) VIII. · JACOBVS · IX. · T//AT/EV/Sc) X. · P//ART(HOLOMEVS) XI. · PH/ILJP/PVS

Anmerkungen
a) der Kontur des Nimbus folgend ringförmig angeordnet, das abschließende S jedoch unter dem waagrecht liegenden E senkrecht gestellt.
b) sic! keiner der beiden V-Schäfte verlängert (Y).
c) Wort durch Kerze des Apostels bzw. Spruchband des Engels unterbrochen

Kommentar

Elga Lanc erwog aufgrund der überlängten schmalen, gerade konturierten Apostelfiguren und der Reste der Zeichnung eine Datierung in das zweite Viertel des 14. Jahrhunderts1).

Die in Hinblick auf Buchstabengröße und Zeilenführung wenig diszipliniert ausgeführten Inschriften wirken durch betont fette Bogenschwellungen und stark spachtelförmige Schaftverbreiterungen sehr flächig. Ausgeprägte Dekorationsfreudigkeit zeigt sich im Ausfüllen der Binnenkonturen der Buchstaben, etwa durch die die geraden Innenkonturen fetter Bögen (etwa bei E) oder Balken begleitenden Haarstriche. An Einzelformen sei besonders auf pseudounziales A mit weit in den Zeilenzwischenraum nach unten ragendem linken Schrägschaft, I mit kräftigem Nodus an der Mittellinie und R mit stark geschwellter und einwärts gebogener Cauda hingewiesen. T kommt ausschließlich in stark eingerollter runder Form mit tropfenförmiger Schwellung des Deckbalkens, H nur in unzialer Gestalt vor, N zeigt abwechselnd runde und kapitale Grundform. M ist einmal symmetrisch unzial, einmal mit links geschlossenem Bogen ausgeführt.

1) S. Lanc, Wandmalereien 190–192 und 195.
Literatur

Lanc, Wandmalereien 190–196 (2. V. 14. Jh.; Abb. 335). – Zotti 1, 128 (1. H. 14. Jh.). – Dehio Süd 1927.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 22,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj22.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  St. Johann i. Mauerthale, Fk. Hl. Johannes d. T.    •  Wandmalerei  •  Beischriften  •  Gotische Majuskel  •  Lanc, Elga  •  Pfaffenbichler, Hubert

Abbildungen

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Abb. 18: Wandmalerei
(2. V. 14. Jh.), Detail
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)