Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
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St. Johann i. Mauerthale, Fk. Hl. Johannes d. T. |
2. V. 14. Jh. |
Wandmalerei Marientod mit Beischriften, an der Chorwestwand (!) der genordeten (!) Kirche. In einem langgestreckten, von dunkelroten Rahmenstreifen eingefaßten Bildfeld zentral das schräg in die Bildfläche geklappte Bett Mariens, unmittelbar dahinter Christus, die Seele Mariens empfangend. Zu beiden Seiten die isokephal angeordneten Apostel ( Jakobus rechts erhöht) mit Büchern und gedrehten Kerzen in Händen, die über den Köpfen rot aufgemalten Namensbeischriften (I–XI, von links nach rechts) teils den Konturen der Nimben folgend, teils zeilenförmig angeordnet. Über den Figuren zu beiden Seiten Christi und an den Bildrändern vier halbfigurige bzw. aus Wolkenbändern herabfliegende Engel. Farbschichten und rote bis schwarze Binnenzeichnung stark reduziert, besser erhalten nur die rotbraunen Haare der Apostel und Teile des Betts sowie einzelne Gewänder. Zahlreiche Aufspitzungsspuren, durch sandfarbene Putzplomben geschlossen. 1970 entdeckt, freigelegt und restauriert (Mag. Hubert Pfaffenbichler).
H. (des Bildfelds) ca. 165 cm, B. ca. 330 cm, Bu. 5–6 cm. – Gotische Majuskel.
Textedition
I.
MAT[HEVS]
II.
· TOM/AS [·]
III.
· JAC/OBV/S
IV.
· PAV/LUS ·
V.
PET[R]VS
VI.
JOHANNESa)
VII.
SV/MO/Nb)
VIII.
· JACOBVS ·
IX.
· T//AT/EV/Sc)
X.
· P//ART(HOLOMEVS)
XI.
· PH/ILJP/PVS
Anmerkungen
Kommentar
Elga Lanc erwog aufgrund der überlängten schmalen, gerade konturierten Apostelfiguren und
der Reste der Zeichnung eine Datierung in das zweite Viertel des 14. Jahrhunderts1).
Die in Hinblick auf Buchstabengröße und Zeilenführung wenig diszipliniert ausgeführten Inschriften wirken durch betont fette Bogenschwellungen und stark spachtelförmige Schaftverbreiterungen sehr flächig. Ausgeprägte Dekorationsfreudigkeit zeigt sich im Ausfüllen der Binnenkonturen der Buchstaben, etwa durch die die geraden Innenkonturen fetter Bögen (etwa bei E) oder Balken begleitenden Haarstriche. An Einzelformen sei besonders auf pseudounziales A mit weit in den Zeilenzwischenraum nach unten ragendem linken Schrägschaft, I mit kräftigem Nodus an der Mittellinie und R mit stark geschwellter und einwärts gebogener Cauda hingewiesen. T kommt ausschließlich in stark eingerollter runder Form mit tropfenförmiger Schwellung des Deckbalkens, H nur in unzialer Gestalt vor, N zeigt abwechselnd runde und kapitale Grundform. M ist einmal symmetrisch unzial, einmal mit links geschlossenem Bogen ausgeführt.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems St. Johann i. Mauerthale, Fk. Hl. Johannes d. T. • Wandmalerei • Beischriften • Gotische Majuskel •
Lanc, Elga •
Pfaffenbichler, Hubert
Abbildungen
Abb. 18: Wandmalerei (2. V. 14. Jh.), Detail ©
ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)
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